• 19.2.2020
  • Lesezeit: 2 Min.

Studierende entwerfen neuartige Konzepte für ein Hospiz

In der Stadt leben, in der Stadt sterben

Menschen, die in einem Hospiz gepflegt werden, sind in ihren Zimmern oft von der Außenwelt isoliert. Architektur-Studierende der Technischen Universität München (TUM) haben nun neue Konzepte für ein Hospiz in der Innenstadt entworfen. Ziel ist es, Sterbende am Alltag teilhaben zu lassen.

Architekturstudierende haben Konzepte für ein Hospiz in der Innenstadt entworfen. V. Kretschmer, M. Boehringer / TUM
Architekturstudierende haben Konzepte für ein Hospiz in der Innenstadt entworfen.

Sterben gehört zum Leben. Eigentlich. Doch gerne konfrontiert sich fast niemand mit diesem Thema. „Das zeigt sich unter anderem daran, dass die Hospize meist als monofunktional genutzte Gebäude eher in ruhigen Gegenden und etwas weiter vom Stadtkern entfernt liegen“, sagt Stefan Imhof vom Lehrstuhl für Städtische Architektur der TUM.

Der Verein „DaSein“ plant, ein Hospiz mitten in der Innenstadt Münchens zu errichten. Bürgerinnen und Bürgern sollen die Möglichkeit bekommen, ihre letzten Tage im Herzen der Stadt zu verbringen, in der sie gelebt haben. Die Studierenden der Architektur-Fakultät der TUM erarbeiteten in einem Kooperationsprojekt mit dem Verein architektonische Lösungen für diesen Ansatz.

Ein Wintergarten als Filter zur Stadt

„Die große Herausforderung dieses Projektes war es, das Bedürfnis der todkranken Menschen nach Privatsphäre in schwierigen Krankheitsphasen mit dem Wunsch zu verbinden, einen Bezug zur Stadt und der Normalität zu haben“, erklärt Imhof. Gelöst wurde dies mit verschiedenen Ansätzen. So gibt es in einigen Entwürfen die Möglichkeit, die Hospizbewohner und -bewohnerinnen im Krankenbett auf den Balkon zu schieben, um die Stadt zu sehen oder auch nur die Geräusche und die Atmosphäre wahrzunehmen. Transparente Wände in den Patientenräumen bieten die Möglichkeit, auf den Flur und in die Gemeinschaftsräume zu schauen. Für Privatsphäre sorgen Vorhänge, die an den Wänden angebracht sind und jederzeit zugezogen werden können.

„Die Studierenden haben in den Entwürfen unter anderem privilegierte Blicke geschaffen, etwa über die Dächer der Stadt, in die Berge, oder durchs Grüne zur Isar“, sagt Imhof. Ein Entwurf bietet den Bewohnern und Bewohnerinnen vor ihren Zimmern einen riesigen Wintergarten. „Sozusagen als Filter zur Stadt.“

Begegnungsort für Gesunde und Sterbende

Ein weiteres Ziel, das architektonisch umgesetzt werden soll, ist es, eine Begegnung der Stadtbewohner und -bewohnerinnen mit den Sterbenden zu ermöglichen. Daher wird das Haus, in dem die Patientenzimmer untergebracht sind, in vielen Entwürfen auch für andere Zwecke genutzt. Eine Kita, ein Café, Restaurant oder Läden und Büros führen Sterbende und Gesunde an einem Ort zusammen.

„Über die Fragestellung, das Hospiz als multifunktionales Haus zu betrachten, hat bisher noch niemand nachgedacht“, erklärt Imhof. „Wir haben hier einen ganz neuen Ansatz verfolgt. Die Entwürfe und Modelle zeigen, dass es städtebaulich und architektonisch möglich ist, ein Hospiz im Herzen der Stadt zu verankern.“ Der Hospizverein DaSein will die Arbeiten als Inspiration für die Planung seines zukünftigen Gebäudes nutzen.

Technische Universität München

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Kontakte zum Artikel:

Dipl.-Ing. Architekt Stefan Imhof
Technische Universität München
Lehrstuhl für Städtische Architektur
Tel: +49 (0)89 289-28646
stefan.imhofspam prevention@tum.de

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