Studie "Wohnen, Arbeiten, Mobilität in der Metropolregion München"
"Nicht alle Wege müssen nach München führen"
Wo wird Wohnraum am dringendsten benötigt? Wie werden Einkaufsmöglichkeiten im Wohn- und Arbeitsumfeld wahrgenommen? Mit diesen Fragen beschäftigten sich Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der TUM in Zusammenarbeit mit zahlreichen regionalen Kooperationspartnern in der Studie "Wohnen, Arbeiten und Mobilität in der Metropolregion München". Mehr als 7.300 Menschen, die in den vergangenen drei Jahren ihren Wohnort oder Arbeitsplatz gewechselt haben, nahmen teil. Kommunen, Unternehmen und Mobilitätsdienstleister können anhand dieser Daten Rückschlüsse darauf ziehen, welche Faktoren Bürgerinnen und Bürgern bei der Wahl von Wohnort, Arbeitsplatz und Verkehrsmittel am wichtigsten sind.
Nahversorgung fördert Lebensqualität
Ein Ergebnis: Wohnen in zentraler Lage mit guter Anbindung wird für die Menschen in der Metropolregion München immer wichtiger – auch wenn die Mieten dort höher sind. "Viele Menschen präferieren qualitativ hochwertiges Wohnangebot in dichten Quartieren mit vielfältigen Angeboten rund um Verkehrsknoten des öffentlichen Netzes", betont Prof. Alain Thierstein, Inhaber des Lehrstuhls für Raumentwicklung an der TUM. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass eine optimale Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln für viele Menschen ohne Alternative ist – ebenso wie die kurzen Wege zwischen Arbeit, Wohnen, Einkauf und Freizeit.
Zwischen Konzentration und Zersiedelung
Ein Blick auf die Metropolregion zeigt drei gleichzeitig stattfindende Entwicklungen: Während sich Bevölkerung und Arbeitsplätze in den größeren Zentren verdichten, werden auch Standorte an anderen gut erschlossenen Orten der Metropolregion entwickelt. Zusätzlich findet in gewissem Ausmaß eine Besiedelung der schlecht erschlossenen Räume zwischen den Verkehrsknoten statt. Das Wachstum in der Metropolregion bündelt sich insbesondere in der Landeshauptstadt München, den benachbarten Landkreisen und in geringerem Maße in und um Augsburg, Ingolstadt und Rosenheim.
Mehr Vielfalt bei den Wohnformen
Die Schaffung von bezahlbarem, zentral gelegenem Wohnraum mit guter Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr ist und bleibt für die Politik und Verwaltung eine zentrale Herausforderung. Es geht darum, eine Vielfalt an Wohnformen – Miete, Eigentum, Einfamilienhaus, Etagenwohnung – anzubieten, ohne erstklassig erschlossenes Bauland durch geringe Dichte zu verschwenden. Die Forscher der Studie kommen zu dem Schluss, dass die begrenzten Flächen der Zentren intensiver und dichter als zuvor genutzt werden sollten. Bisher nicht optimal angebundene, dezentrale Gebiete mit guter Infrastruktur und urbaner Nahversorgung sollten besser verknüpft werden – dies betrifft zum Beispiel die Kommunen im Münchner Norden.
Netzwerke urbaner Zentren
Städte wie Augsburg, Ingolstadt und Rosenheim könnten durch eine gezielte Innenentwicklung einen Teil des Münchener Wachstums auffangen, folgern die Wissenschaftler. Orte mit großer Entfernung zu den Wachstumskernen der Region gelte es durch lokale Maßnahmen weiterzuentwickeln. Regionale Stadtbusnetze würden langfristig die Abhängigkeit vom Auto reduzieren und Mitarbeiter von kleinen und mittleren Betrieben am Standort halten. "Es müssen nicht alle Wege nach München führen", sagt Prof. Gebhard Wulfhorst, Leiter des Fachgebiets für Siedlungsstruktur und Verkehrsplanung der TUM.
Wulfhorst sieht großen Handlungsbedarf: Der Ausbau sogenannter tangentialer Verknüpfungen mit Querverbindungen und Ringschlüssen sollte dringend vorangetrieben werden. "Eine hochwertige Verbindung im öffentlichen Verkehr zwischen den mittleren Städten der Metropolregion könnte den Druck auf München erheblich abschwächen", so Wulfhorst. Dabei sei es wichtig, dass sich auch die Teilregionen in kleineren Verbünden organisieren und teilweise mit angrenzenden Regionen kooperieren. Die Aktivitäten dieser Verbünde sollten Synergien schaffen und in das Gesamtkonzept für eine ausgeglichene Entwicklung der Metropolregion München integriert werden.
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