• 22.8.2024
  • Lesezeit: 5 Min.

Globale Diskursreihe „One Topic, One Loop“: Sarah Billington

Nachhaltigkeit und Inklusion müssen Hand in Hand gehen

Sarah Billington ist die vierte Autorin unserer globalen Diskursreihe „One Topic One Loop“: Sie ist Senior Fellow am Woods Institute for the Environment der Stanford University und war Speakerin beim TUM Sustainability Day 2024. Damit Nachhaltigkeitsaktivitäten gelingen können, hält sie eine offene und flexible Gestaltung von Lehre und Verwaltung für unabdingbar.

Sarah Billington, UPS Foundation Professor und Senior Fellow am Woods Institute for the Environment der Stanford University, beim TUM Sustainability Day 2024 Sebastian Kissel / TUM
Sarah Billington spricht über nachhaltige Initiativen an der Stanford University. Auf ihre abschließende Frage antwortet Werner Lang, TUM Vice President for Sustainable Transformation.

Seit über 20 Jahren bin ich bereits ein Teil der Stanford-Community und weiß, wie wichtig ein integratives und kreatives Umfeld für Hochschulen ist. In letzter Zeit hat sich die Stanford University stark im Bereich der Nachhaltigkeit engagiert und diesen weiter verbessert. Meiner Erfahrung nach sind für Universitäten, die ein gelingendes Umfeld für Nachhaltigkeitsaktivitäten schaffen wollen, drei Dinge unabdingbar: ein lebendiges Ökosystem verschiedener akademischer Einheiten, dazu bereichsübergreifende Programme, die komplexe Herausforderungen in den Blick nehmen, und schließlich eine Verwaltung, die den Weg ebnet, damit sich Lehrkräfte und Studierende frei entfalten können. Unsere neueste School, die Stanford Doerr School of Sustainability, soll alle diese drei Dinge verkörpern. 

Einen großen Teil unserer kreativen und integrativen Kraft schöpfen wir in Stanford aus der Tatsache, dass wir Teil eines lebendigen, vielfältigen Ökosystems sind. Unsere sieben Schools bieten eine erstklassige geisteswissenschaftliche und professionelle Ausbildung in den Geistes- und Naturwissenschaften: im Ingenieurwesen, im Bereich der Nachhaltigkeit, Medizin, des Rechts sowie Wirtschaft und Bildung. Unsere Schools konzentrieren sich hierbei auf akademische Schlüsselfunktionen: Sie stellen Lehrkräfte ein und fördern diese, nehmen Studierende auf, entwickeln Lehrpläne und verleihen akademische Grade. Auf unserem Campus, wo verschiedene Perspektiven und Kompetenzen aufeinandertreffen, finden unsere Studierenden und Mitarbeitenden ein inspirierendes, kreatives Umfeld – unabdingbar für ein solch diverses Milieu halte ich dabei dessen Inklusivität. 

Hochschulweite Initiativen und Programme

In Stanford fördern wir Inklusivität durch campusweite Institute und unterstützen Gründerinnen und Gründer in interdisziplinären Accelerators. So bilden diese Einrichtungen einen physischen und intellektuellen Schnittpunkt zwischen Schulen und Disziplinen, fördern All-Hands-Aktivitäten und laden zu einer breiten Beteiligung der Universitätsgemeinschaft und externer Interessengruppen ein. Unsere Accelerators gehen über das Engagement von Instituten hinaus, indem sie aktiv Partnerschaften zwischen den Schools und externen Einrichtungen eingehen, um Lösungen für gesellschaftliche Probleme in Bereichen wie Bildung, Gesundheit und Nachhaltigkeit zu entwickeln und zu skalieren. 

Making@Stanford bietet Makerspaces in allen Disziplinen von Maschinenbau über Theater bis hin zu architektonischem Design und ermöglicht Projekte wie eine „Pulse of the Planet“-Garage für gemeinschaftliches Umwelt-Monitoring. Entrepreneurship-Programme wie das Stanford Technology Ventures Program, das dem Gründerzentrum UnternehmerTUM ähnelt, befähigen Studierende, verantwortungsvolle Innovationen zu schaffen und zu verbreiten: Sie forschen nach Lösungen, die von der Elektrifizierung von ferngesteuerten Bauflotten bis zum Aufbau von Kreislaufwirtschaften für medizinische Produkte reichen. 

Lehrkräfte und Studierende können in diesen bereichsübergreifenden Einheiten und Programmen ihre beste und wirkungsvollste Arbeit leisten, wenn die Verwaltung den „Weg freimacht“ und den Zugang zu den benötigten Ressourcen erleichtert. Unsere flexiblen Studiengänge ermöglichen es den Studierenden beispielsweise, verschiedene Kurse innerhalb und außerhalb ihres Hauptfachs zu belegen. Graduierte Studierende der Ingenieurwissenschaften können 20 Prozent der Kurse außerhalb der Ingenieurwissenschaften belegen, z. B. „Leading Organizational Change for Sustainability“ oder „Integrative Design and Entrepreneurship for Sustainability“. Die Unterstützung des Making@Stanford Funding Program ist ein weiteres Beispiel dafür, wie die Vision der Fakultät zu einer lebendigen, campusweiten Initiative ausgebaut werden kann. 

Eine neue School für die Zukunft

Die kürzlich gegründete Stanford Doerr School of Sustainability verkörpert all diese Grundsätze: Sie ist ein lebendiges Ökosystem von Abteilungen aus den Bereichen Technik, Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften und beherbergt auf Nachhaltigkeit ausgerichtete, campusweite Institute und einen Accelerator. Inklusion war von Anfang an ein wichtiges Anliegen – so war die Gründung der School ein mehrjähriger Prozess, in den alle Beteiligten involviert wurden. Die Entwicklung umfasste zwei Deliberative Polling®-Veranstaltungen, an denen Hunderte von Studierenden und Lehrenden aus der gesamten Universität teilnahmen. Die Teilnahme stand allen offen. 

Die Doerr School setzt neue Maßstäbe in der akademischen Forschung, indem sie die Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften und Studierenden fördert, die sich mit Nachhaltigkeit und Klimaauswirkungen befassen und dabei unterschiedliche Forschungsansätze verfolgen. So betreiben einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Grundlagenforschung darüber, wie toxische Metalle im Grundwasser zirkulieren und interagieren, während andere die gesundheitlichen Auswirkungen neuartiger Aufbereitungstechnologien an Wasserentnahmestellen untersuchen. Wieder andere konzentrieren sich auf die Entwicklung und Erprobung von Leasingmodellen für Wassertechnologien. Die School fördert zwar eine gemeinsame Ausrichtung, bewahrt aber gleichzeitig die individuelle Kreativität und akademische Freiheit.

Obwohl es die Doerr School erst seit zwei Jahren gibt, vereint sie etablierte und neue Abteilungen. Ihr Erfolg hängt davon ab, dass wir den Weg freimachen: Indem wir den Lehrkräften die Möglichkeit geben, strategische Richtungen vorzugeben und Innovationen in Forschung und Lehre voranzutreiben – und indem wir den Studierenden ermöglichen, sich fachübergreifend mit dem Thema Nachhaltigkeit zu befassen und ihre Entwicklung zu sachkundigen, leidenschaftlichen und ethischen Bürgerinnen und Bürgern fördern. Mit diesem Ansatz möchten wir uns weltweit an der Entwicklung innovativer Lösungen für Nachhaltigkeit beteiligen.

Zum Ende der Reihe spiele ich den Ball noch einmal zurück zu Werner Lang an die TUM. Was ist Ihnen von unserem globalen Dialog besonders in Erinnerung geblieben?

Globale Diskursreihe „One Topic, One Loop“

Vier Personen aus vier verschiedenen Ländern und von vier verschiedenen Universitäten diskutieren ein aktuelles Thema aus Forschung und Lehre. Die Serie beginnt mit einer Ausgangsfrage, auf die die erste Person antwortet und der nächsten Person eine weitere Frage zum gleichen Themenkomplex stellt. Die Reihe endet wieder mit der ersten Person, die die letzte Frage beantwortet – und abschließend alle vorangegangenen Antworten reflektiert. Das Thema der ersten Staffel waren Large Language Models und deren Einfluss auf Forschung und Lehre. In der zweiten Staffel beschäftigen wir uns mit der Frage, wie Universitäten Nachhaltigkeit in ihre Infrastruktur und ihr tägliches Handeln integrieren können.

Unsere Autorinnen und Autoren sind: Werner Lang, Vizepräsident der TUM für Sustainable Transformation, Alyssa Gilbert, Director of Innovation am Grantham Institute for Climate Change, Imperial London, Christine Nellemann,  Dekanin für Nachhaltigkeit, Diversität und internationale Zusammenarbeit an Dänemarks Technischer Universität (DTU), und Sarah Billington, UPS Foundation Professor und Senior Fellow am Woods Institute for the Environment an der Stanford University.

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