Globale Diskursreihe „One Topic, One Loop“: Werner Lang
Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit müssen wir alle mitnehmen
Dass es an der der TUM einen Vizepräsidenten für Sustainable Transformation gibt, zeigt, wie ernst es uns mit diesem Thema ist. Wir wollen Nachhaltigkeit tiefer in die Arbeit und Struktur unserer Universität integrieren – und alle Studierenden und Mitarbeitenden dafür engagieren. Als Architekt beschäftige ich mich seit vielen Jahren mit nachhaltigem Bauen und ressourcenschonendem Energiemanagement, und Erfahrungen beim Planen und Bauen zeigen: Um nachhaltiger zu werden, muss man alle mitnehmen!
2020 haben wir an der TUM auch ein zentrales Sustainability Office etabliert. Das Team dort koordiniert gemeinsam mit dem Präsidium hochschulweite Aktivitäten. Dazu zählt auch unsere „Sustainable Futures Strategy 2030“ – in der wir Ziele und Maßnahmen definiert haben, an denen wir uns auch messen lassen wollen, sowie ein neues Sustainability Board, das bei Bedarf berät. In den Green Offices an den Standorten Weihenstephan und Straubing engagieren sich unsere Studierenden und gestalten das Universitätsleben aktiv mit. Um Energieverbrauch, Ressourcenbedarf und Treibhausgasemissionen intern zu überprüfen und zu reduzieren, haben wir eine Task Force Nachhaltige Campusentwicklung eingerichtet, die gemeinsam mit dem Liegenschaftsmanagement daran arbeitet.
Bilanz ziehen und neue Ziele setzen
All diese Aktivitäten brauchen ihre Zeit, um anzulaufen und Wirkung zu entfalten – umso wichtiger ist es, jetzt eine Zwischenbilanz zu ziehen, um den Status Quo zu kennen, neue Ziele zu setzen und Maßnahmen zu definieren. Im Mittelpunkt stehen dabei Campusbetrieb und Ressourcenmanagement: Wie können wir Kohlenstoffemissionen reduzieren, nachhaltiger mit Material, Wasser und grüner Infrastruktur umgehen und auch das Thema nachhaltige Mobilität angehen?
Strom und Wärme tragen in etwa gleichen Teilen zu unserem jährlichen Energieverbrauch von rund 280 Gigawattstunden bei. Während der gesamte von der TUM eingekaufte Strom aus erneuerbaren Quellen stammt, gibt es bei der Wärmeversorgung noch große Potentiale. Als erste Universität in Bayern haben wir uns einen Klimaaktionsplan mit sehr ambitionierten Zielen gesetzt: Wir wollen unsere TUM-internen Treibhausgasemissionen („Scope 1“) sowie die durch den Bezug von Strom und Wärme verursachten Treibhausgasemissionen („Scope 2“) in den nächsten sechs Jahren um 80 Prozent reduzieren. Etwa 30 der im Klimaaktionsplan beschriebenen Projekte sollen in den kommenden drei Jahren starten: So wollen wir unsere Gebäude so energieeffizient wie möglich machen und die Energieversorgung auf erneuerbare Quellen umstellen. 2023 haben wir auf den Gebäuden der School for Computation, Information and Technology auf dem Forschungscampus Garching Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von rund 2 Megawatt installiert. Insgesamt 7,2 Millionen Euro zahlt der Freistaat Bayern für den Ausbau der Photovoltaik an der TUM. Auch die Mobilität wollen wir angehen und Treibhausgase bei Fahrten von und zu unseren Standorten sowie bei Dienstreisen verringern.
Festival als inspirierendes Erlebnis
Ein besonderes Highlight ist unser zweiter Nachhaltigkeitstag am 12. Juni, der ein Nachhaltigkeitsfestival für die gesamte Hochschulgemeinschaft sein wird. Mit über 100 Initiativen zeigt unser „Markt der Möglichkeiten“, wo sich überall Studierende und Mitarbeitende engagieren und über 50 verschiedene Workshops, Vorträge und Diskussionen machen die Vielfalt der Nachhaltigkeitsthemen erlebbar. Diese Veranstaltung will informieren und vernetzen, vor allem aber inspirieren, selbst aktiv zu werden.
Nach diesen kurzen Schlaglichtern auf die Aktivitäten der TUM freue ich mich sehr, in dieser Reihe zu erfahren, wie andere Hochschulen nachhaltiger werden wollen. Im nächsten Beitrag wird uns Alyssa Gilbert berichten, welche Projekte sie mit ihrem Team am Grantham Institute des Imperial College London vorantreibt, um Lösungen für die großen ökologischen Fragen unserer Zeit zu finden.
Vier Personen aus vier verschiedenen Ländern und von vier verschiedenen Universitäten diskutieren ein aktuelles Thema aus Forschung und Lehre. Die Serie „One Topic, One Loop“ beginnt mit einer Ausgangsfrage, auf die die erste Person antwortet und der nächsten Person eine weitere Frage zum gleichen Themenkomplex stellt. Die Reihe endet wieder mit der ersten Person, die die letzte Frage beantwortet – und abschließend alle vorangegangenen Antworten reflektiert. Das Thema der ersten Staffel waren Large Language Models und deren Einfluss auf Forschung und Lehre. In der zweiten Staffel beschäftigen wir uns mit der Frage, wie Universitäten Nachhaltigkeit in ihre Infrastruktur und ihr tägliches Handeln integrieren können.
Unsere Autorinnen und Autoren sind: Werner Lang, Vizepräsident der TUM für Sustainable Transformation, Alyssa Gilbert, Director of Innovation, Grantham Institute for Climate Change, Imperial London, Christine Nellemann, Dean for Sustainability, Technical University of Denmark, und Sarah Billington, UPS Foundation Professor and Senior Fellow at the Woods Institute for the Environment an der Stanford University.
- Prof. Dr. Werner Lang ist Vizepräsident für Sustainable Transformation und Inhaber des Lehrstuhls für energieeffizientes und nachhaltiges Planen und Bauen (ENPB) an der TUM School of Engineering and Design. Von 2008–2010 war er Professor für nachhaltiges Bauen und Leiter des Zentrums für Nachhaltige Entwicklung an der University of Texas School of Architecture in Austin, Texas.
- TUM Sustainability Day 2024
- Nachhaltigkeit an der TUM
Kontakte zum Artikel:
Prof. Dr. Werner Lang
Technische Universität München (TUM)
Lehrstuhl für energieeffizientes und nachhaltiges Planen und Bauen
+49 89 289 23988
w.lang @tum.de