• 1.7.2024
  • Lesezeit: 5 Min.

Globale Diskursreihe „One Topic, One Loop“: Alyssa Gilbert

Klimainnovationen zu fördern alleine reicht nicht aus

Wie können Universitäten Nachhaltigkeit in ihre Infrastruktur und ihr tägliches Handeln integrieren? In der globalen Diskursreihe „One Topic, One Loop“ zeigen wir die Perspektiven von vier Universitäten, aus vier verschiedenen Ländern. Alyssa Gilbert, Director of Innovation am Grantham Institute for Climate Change, Imperial College London, antwortet auf die Frage von Werner Lang, Vizepräsident der TUM für Sustainable Transformation.

Alyssa Gilbert, Director of Innovation am Grantham Institute for Climate Change, Imperial College London, bei einer Diskussion. Grantham Institute – Climate Change and the Environment
Alyssa Gilbert über nachhaltige Initiativen am Grantham Institute for Climate Change, Imperial College London. Auf ihre nächste Frage antwortet Christine Nellemann, Dekanin für Nachhaltigkeit an der Technischen Universität Dänemark.

Das Imperial College London ist ein hervorragender Ort, um an den Herausforderungen des Klimawandels und der Nachhaltigkeit zu arbeiten. Im Zentrum dieser Arbeit steht das Grantham Institute. Es bringt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Universität zusammen, um interdisziplinäre Forschung zu betreiben und ihre Arbeit in zugängliche Informationen, Aktivitäten, Produkte und Dienstleistungen umzusetzen, die einen Unterschied machen können. In unserer „Undaunted“-Initiative zum Beispiel kommt all dies im Bereich der Klimainnovation zusammen. Hier ist es eines meiner Hauptziele als Direktorin, Investorinnen, Investoren und Gründende zusammenzubringen und bestmöglich bei der Entwicklung von nachhaltigen Lösungen zu unterstützen.

Als eine der weltweit führenden technischen Universitäten konzentriert sich ein Großteil unserer Arbeit auf die frühen Phasen der Innovation. Unsere Programme sind darauf ausgerichtet, Klimaunternehmertum zu schaffen und zu inspirieren. Innovation ist auch Teil unserer Curricula – zum Beispiel im Masterstudiengang Climate Change, Management and Finance oder in unserem neuen Masterstudiengang Cleantech Innovation.

Neben der Ausbildung von Talenten sind wir auch auf der Suche nach Forschungsergebnissen, die uns bei der Bewältigung des Klimawandels helfen können. In unserem neuen Programm Climate Solutions Catalyst analysieren wir die Literatur und suchen gemeinsam mit Forschenden aus ganz Großbritannien nach Forschungsarbeiten, die das Potenzial haben, neue Lösungen für den Klimawandel zu liefern. Außerdem untersuchen wir, wie diese akademische Arbeit in Start-up-Unternehmen umgesetzt werden kann.

Über 180 Start-ups aus dem Greenhouse Accelerator Programm

Um diese Ideen der kommerziellen Anwendung näher zu bringen, führen wir seit 12 Jahren das Greenhouse Accelerator Programm durch. Mehr als 180 Start-ups haben wir dort bisher von einem erprobten Konzept bis zur ersten Investition begleitet. Unser Team unterstützt sie ein Jahr lang bei der Entwicklung ihres Geschäftsmodells, ihres Angebots, ihrer Kommunikationsfähigkeiten und ihrer technischen Produkte.

Die Förderung von Lösungen, die einen echten Wandel herbeiführen können, ist ein wichtiger Teil unserer Arbeit, und jedes der kleinen Unternehmen, die wir durch unsere Programme begleiten, ist interessant und inspirierend. Einige Unternehmen konzentrieren sich auf die Kreislaufwirtschaft, wie Angry Monk und The Wonki Collective, die sich mit Lebensmittelabfällen beschäftigen. Andere – wie Carbon Cell, Adaptavate und Decarbonite – stellen umweltfreundlichere Materialien für den Bau- und Verpackungssektor her. Einige Start-ups entwickeln Lösungen, die nicht nachhaltige und nicht biologisch abbaubare Materialien ersetzen können: Notpla hat einen Kunststoffersatz auf Algenbasis entwickelt, Fibe und Fiiba entwickeln einen Baumwollersatz aus Abfallkartoffeln (Fibe) und Bananen (Fiiba). Andere Start-ups helfen uns, widerstandsfähiger gegen Hitzestress (Epicue) oder Wasserstress (Deploy Tech) zu werden.

Im Energiebereich haben wir eine Reihe von Lösungen unterstützt, die bereits echte globale Auswirkungen haben: Naked Energy hat erneuerbare Energiesysteme in großen Gebäuden installiert und interessante Partnerschaften in Europa und darüber hinaus angekündigt. KrakenFlex und seine flexiblen Instrumente zur Nachfragesteuerung wurden von einem großen Energieversorger übernommen. Auch in den Bereichen Landwirtschaft und Lebensmitteltechnologie haben wir interessante Technologien unterstützt: Multushat ein spezielles Wachstumsmedium für alternative Proteine entwickelt, Phytoform züchtet resistente Pflanzen und Flybox Insektenproteine für Tierfutter. Auch für die Schwerindustrie haben wir zahlreiche Lösungen entwickelt: Seratech, eine kohlenstoffneutrale Zementalternative, und Deep Meta, eine Technologie, die die Effizienz der Stahlproduktion um mehr als 30 Prozent steigert.

Klima-Start-ups und Politik zusammenbringen

Doch all die frühzeitige Unterstützung reicht nicht aus, um diesen Unternehmen zum Erfolg zu verhelfen. Wir wissen, dass ihre Lösungen oft zu innovativ sind für die Märkte, auf denen sie landen. Um ihnen zu helfen, bringen wir Gründerinnen und Gründer von Klimaunternehmen mit Entscheidungsträgern zusammen. Am Grantham Institute haben wir ein eigenes Team für politische Arbeit und sind unter anderem Teil von Cleantech for UK und der ClimateTech Policy Coalition. Wir arbeiten auch direkt mit Unternehmen und Akteuren in Schlüsselsektoren zusammen, um Veränderungen auf Systemebene anzustoßen, zum Beispiel in der Baubranche durch unser Better Futures Retrofit Accelerator Programm. Letztendlich sind es diese Kooperationen, die uns helfen werden, diese Lösungen zum Erfolg zu führen.

Der Fokus auf Nachhaltigkeit auf unserem eigenen Campus ermöglicht uns auch, diese Innovationen an unserer gesamten Universität zu testen. Es interessiert mich zu erfahren, wie andere Hochschulen sicherstellen, dass ihre Maßnahmen mit ihren anderen Aktivitäten in Einklang stehen. Deshalb freue ich mich auf den nächsten Beitrag in dieser Reihe von Christine Nellemann, Dekanin für Nachhaltigkeit an der Technischen Universität von Dänemark.

Globale Diskursreihe „One Topic, One Loop“

Vier Personen aus vier verschiedenen Ländern und von vier verschiedenen Universitäten diskutieren ein aktuelles Thema aus Forschung und Lehre. Die Serie „One Topic, One Loop“ beginnt mit einer Ausgangsfrage, auf die die erste Person antwortet und der nächsten Person eine weitere Frage zum gleichen Themenkomplex stellt. Die Reihe endet wieder mit der ersten Person, die die letzte Frage beantwortet – und abschließend alle vorangegangenen Antworten reflektiert. Das Thema der ersten Staffel waren Large Language Models und deren Einfluss auf Forschung und Lehre. In der zweiten Staffel beschäftigen wir uns mit der Frage, wie Universitäten Nachhaltigkeit in ihre Infrastruktur und ihr tägliches Handeln integrieren können.

Unsere Autorinnen und Autoren sind: Werner Lang, Vizepräsident der TUM für Sustainable Transformation, Alyssa Gilbert, Director of Innovation, Grantham Institute for Climate Change, Imperial London, Christine Nellemann, Dean for Sustainability, Technical University of Denmark, und Sarah Billington, UPS Foundation Professor and Senior Fellow at the Woods Institute for the Environment an der Stanford University.

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