Globale Diskursreihe „One Topic, One Loop“: Christine Nellemann
Nachhaltigkeit ist mehr als die Reduktion von CO2
Als eine führende technische Universität möchten wir den nachhaltigen Wandel in der Gesellschaft vorantreiben. Genauso wichtig ist uns, dass auch unser Campus dieses Ziel widerspiegelt und Veränderungen anregt. Deshalb stellen wir unsere Räumlichkeiten als sogenannte Reallabore zur Verfügung: Studierende, Forschende und andere relevante Gruppen wie Behörden und Unternehmen können verschiedene Einrichtungen an unserem Campus nutzen, um neue nachhaltige Technologien zu entwickeln und zu testen. Im Energie-Testzentrum PowerLab kann man beispielsweise alles von elektrischen Ladestationen bis hin zu Steuerungssystemen für zukünftige erneuerbare Energiesysteme ausprobieren. Auf unserem Campus in Lyngby wollen wir Klimaauswirkungen mit einer Wärmepumpe reduzieren, die 30 % des jährlichen Wärmebedarfs der DTU decken kann.
Uns ist es wichtig, Raum für diese Art von Experimenten zu schaffen, um gleichermaßen unsere Universitätsgemeinschaft und ebenso die Gesellschaft zu inspirieren. Um mit dem, was wir tun, erfolgreich zu sein, müssen wir jedoch transparent machen, was wir meinen, wenn wir sagen, dass etwas nachhaltig ist.
Aus diesem Grund hat die DTU das Center for Absolute Sustainability eingerichtet: Absolute Nachhaltigkeit bedeutet, die Toleranzgrenzen der Natur als Maßstab dafür zu nehmen, wie stark wir mit unseren Produkten und unserem Handeln auf das Klima einwirken können und dürfen. Die Forschenden des Zentrums arbeiten eng mit der Wirtschaft zusammen: Sie entwickeln nicht nur Modelle zur Berechnung „absoluter Nachhaltigkeit“ von Produkten, sondern generieren technologische Lösungen, die einen wirklichen Unterschied bei CO2-Emissionen ausmachen können.
Umweltfreundliche und inklusive Infrastruktur
Aktuell verändert sich die physische Infrastruktur an unseren Standorten stark: Auf dem Campus in Lyngby im Norden von Kopenhagen entsteht eine neue Tramlinie – ein Anlass für die DTU, ihre Fahrradinfrastruktur zu verbessern und gemeinschaftlich nutzbare Elektrofahrräder zur Verfügung zu stellen, die zudem Erkenntnisse zum Thema umweltfreundliche Mobilität liefern sollen. Mit diesen Angeboten hoffen wir, unsere Studierenden und Mitarbeitenden zu motivieren, für ihren Weg zur Universität auf ihr Auto zu verzichten.
In ihrer Rolle als Bauträgerin berücksichtigt die DTU auch bei allen kommenden Bauvorhaben Nachhaltigkeit als ihr oberstes Prinzip – so wie bei unserem neu errichteten Pionierzentrum: Hier entwickeln Forschende grüne Power-to-X-Technologien, bei denen Strom in andere, leichter zu verarbeitende Energieformen umgewandelt wird. Unser sogenanntes Climate Challenge Laboratory ist aus Brettsperrholz gebaut, einem erneuerbaren natürlichen Rohstoff, der in der Herstellung deutlich weniger Energie benötigt als Beton und Stahl. Diese Einrichtung ist hauptsächlich mit gebrauchten Möbeln eingerichtet und bietet den Forschenden „flexible Labore“, die speziell an ihre Bedürfnisse angepasst werden können. In der Mitte des Gebäudes befindet sich ein offenes Atrium, das sich durch die sieben Stockwerke des Gebäudes zieht und zur sozialen Interaktion einlädt: Dieser architektonische Ansatz ist Teil eines Diversity-Experiments, das darauf abzielt, Vielfalt und Inklusion in der Technik zu fördern.
Meiner Meinung nach geht es bei Nachhaltigkeit um mehr, als nur CO2-Emissionen zu reduzieren. Es geht auch darum, die Hemmschwelle für Austausch und Fragen zu senken, und ein vielfältiges und kreatives Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem Gleichberechtigung die Norm und nicht die Ausnahme ist. In diesem Sinne übergebe ich an Sarah Billington, UPS Foundation Professorin und Senior Fellow an der Stanford University, mit der Frage: Wie kann es gelingen, an einer Universität ein möglichst integratives und kreatives Umfeld für nachhaltige Aktivitäten zu schaffen?
Vier Personen aus vier verschiedenen Ländern und von vier verschiedenen Universitäten diskutieren ein aktuelles Thema aus Forschung und Lehre. Die Serie „One Topic, One Loop“ beginnt mit einer Ausgangsfrage, auf die die erste Person antwortet und der nächsten Person eine weitere Frage zum gleichen Themenkomplex stellt. Die Reihe endet wieder mit der ersten Person, die die letzte Frage beantwortet – und abschließend alle vorangegangenen Antworten reflektiert. Das Thema der ersten Staffel waren Large Language Models und deren Einfluss auf Forschung und Lehre. In der zweiten Staffel beschäftigen wir uns mit der Frage, wie Universitäten Nachhaltigkeit in ihre Infrastruktur und ihr tägliches Handeln integrieren können.
Unsere Autorinnen und Autoren sind: Werner Lang, Vizepräsident der TUM für Sustainable Transformation, Alyssa Gilbert, Director of Innovation am Grantham Institute for Climate Change, Imperial London, Christine Nellemann, Dekanin für Nachhaltigkeit, Diversität und internationale Zusammenarbeit an Dänemarks Technischer Universität (DTU), und Sarah Billington, UPS Foundation Professor and Senior Fellow at the Woods Institute for the Environment an der Stanford University.
- Christine Nellemann ist Dekanin für Nachhaltigkeit, Diversität und internationale Zusammenarbeit an Dänemarks Technischer Universität (DTU) und Mitglied des EuroTeQ Management Board.
- Nachhaltigkeit an der DTU
- Nachhaltigkeit an der TUM