NewIn: Anne Rademacher
Nachhaltigkeit braucht soziale Gerechtigkeit
Wer an nachhaltige Städte denkt, denkt an Grünflächen und Vertical Farming, an E-Mobilität und Solaranlagen. Prof. Anne Rademachers Ansatzpunkt ist ein anderer: „Ich frage nicht nach begrünten Dächern, sondern nach der Qualität unseres sozialen Miteinanders“, sagt sie. „Nur wenn Menschen sich um ihre Mitmenschen kümmern, können sie auch Verantwortung für die Umwelt übernehmen.“
Nach einem Studium der Umweltwissenschaften promovierte Anne Rademacher 2005 in Kulturanthropologie an der Yale University in New Haven, USA. Anschließend war sie viele Jahre in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit tätig. Auch während gewaltsamer Umbrüche, zum Beispiel in Kathmandu in Nepal. In solchen Krisensituationen werde der Zusammenhang zwischen sozialer Gerechtigkeit und nachhaltiger Stadtentwicklung besonders deutlich, sagt sie. „Der Schlüssel zu nachhaltigeren Städten liegt für mich deshalb immer in der Förderung von Solidarität und sozialer Gerechtigkeit“, sagt sie. An der TUM will sie nun Instrumente und Methoden entwickeln, um das Verhältnis von Nachhaltigkeit und sozialer Praxis zu erforschen und verständlich zu machen.
Die Kraft, eigene Fragen zu entwickeln
„Als Professorin und Forscherin habe ich die Freiheit meine eigenen Fragen zu stellen“, sagt sie. „Wenn ich glaube, dass ein Thema einen wirklichen Unterschied macht, ist es meine Aufgabe, mehr darüber herauszufinden. So sehe ich das auch in der Lehre: Ich möchte den Studierenden zeigen, welche Kraft darin steckt, eigene Fragen zu entwickeln und kreative Antworten darauf zu finden.“
Anne Rademachers Forschungsthemen reichen von Migration und städtischen Wohnrechten bis hin zu sozialen und materiellen Praktiken der Umweltarchitektur. Sie beschäftigt sich aber auch mit der Rolle von Flüssen. „Ich bin in Pittsburgh aufgewachsen, einer Stadt zwischen zwei Flüssen“, sagt sie. „Später wurden Flüsse auch ein wichtiger Teil meiner Forschung. Während meiner Arbeit in Kathmandu habe ich versucht, die Zusammenhänge zwischen Flussrenaturierung und sozialem Wandel zu verstehen. Ich habe festgestellt, dass beides viel enger miteinander verbunden ist, als wir normalerweise annehmen.“ Für Rademacher sind Flüsse und Wasserstraßen wichtige Dreh- und Angelpunkte der Städte: Neben der Wasserversorgung und dem Verkehr tragen Flüsse viel zur Lebensqualität in urbanen Zentren bei. Mit der renaturierten Isar und dem Eisbach ist München dafür ein gutes Beispiel.
Anne Rademacher kam aber nicht nur deshalb in die bayerische Landeshauptstadt: „Die TUM ist Teil einer sehr lebendigen Gemeinschaft von Ökologinnen und Ökologen in und um München und ein international renommiertes Zentrum für Umweltforschung. In Kombination mit dem einzigartigen Fächerspektrum ist sie für mich der ideale Ort, um über nachhaltige urbane Räume zu forschen und zu lehren.“
- Anne Rademacher war Professorin für Umweltstudien an der New York University. Dort hat sie das Ecologies of Urbanism Network mitgegründet, das Umweltforschende und Praktikerinnen der urbanen Umwelttransformation in den Städten Asiens zusammenbringt. Außerdem ist sie Mitbegründerin des NYU Urban Greening Lab, einem interdisziplinären Lehr- und Forschungskonsortium. Seit 2024 ist Anne Rademacher Professorin an der TUM School of Social Sciences and Technology.
- Ale Folgen der Videoreihe „NewIn“.
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Prof. Dr. Anne Rademacher
Professur
Sustainable Urban Environments
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