Ergebnisse des Projekts „Autoreduzierte Quartiere für eine lebenswerte Stadt“
Gute Noten für Verkehrsexperiment in München
Dafür wurden die Haushalte in den beiden Quartieren zu zwei Online-Befragungen eingeladen – vor sowie gegen Ende der Umsetzung der Maßnahmen. Während in der Südlichen Au verhältnismäßig viele Anwohnende an den Umfragen teilgenommen haben, war die Beteiligung rund um den Walchenseeplatz eher verhalten. Hier zeigt die Auswertung vor allem ein grobes Stimmungsbild.
Insgesamt wünschen sich die Befragten mehrheitlich weitere Initiativen, welche den Straßenraum zugunsten Begrünung, Aufenthalt und alternativen Mobilitätsangeboten umwandeln. In der Südlichen Au bewerteten 60 % der Befragten das Projekt insgesamt positiv, während 31 % sich negativ äußerten. Am Walchenseeplatz war das Meinungsbild gemischter, mit einer knappen Mehrheit von 45 % positiver Bewertungen gegenüber 42 % negativer.
In beiden Quartieren sehen die Befragten wegen des Klimawandels großen Handlungsbedarf. Die meisten Menschen sind bereit, sich auf entsprechende Experimente zur Zukunft der Mobilität einzulassen (Südliche Au 68 % bereit und 18 % nicht bereit; Walchenseeplatz 58 % bereit und 24 % nicht bereit). Gleichzeitig ist aber die Skepsis groß, dass sie diese Zukunft tatsächlich mitgestalten können. Die Forschenden sehen hier eine große Chance, durch Reallabore das persönliche Engagement der Bürgerinnen und Bürger zu stärken.
Bei konkreten Maßnahmen zeigen sich in beiden Stadtquartieren ähnliche Tendenzen. Eine deutliche Mehrheit der Befragten unterstützt die dauerhafte Umwandlung von Parkplätzen und Straßen in Grünflächen (Südliche Au 61 %, Walchenseeplatz 56 %; in der Südlichen Au stimmen 31 % nicht zu und am Walchenseeplatz stimmen 33 % nicht zu). Ebenfalls hoch im Kurs stehen zusätzliche Fuß- und Fahrradwege, Räume für Spiel, Bewegung und Kultur sowie Sitzgelegenheiten und Begegnungsorte für die Nachbarschaft.
Selbstkritisch räumen die Forschenden ein, dass die gewählten Kommunikationsformate nicht alle Anwohnenden erreicht haben. Ein Drittel der Befragten bewertete die Informationspolitik negativ (Südliche Au 45 % angemessen, 31 % unangemessen; Walchenseeplatz: 35 % angemessen, 30 % unangemessen). Für zukünftige Projekte ist es daher entscheidend, die Kommunikation noch durchdachter, transparenter und bürgernäher aufzusetzen, um alle Beteiligten zu erreichen und einzubinden.
Zusammenwirken von Wissenschaft, Bevölkerung und Politik
Prof. Benedikt Boucsein, Leiter der TUM Professur für Urban Design, betont: „Die Herausforderungen durch den Klimawandel und den weiteren Zuzug in die Städte sind enorm. Wir müssen Lösungen finden, die für Mensch, Umwelt und Wirtschaft möglichst verträglich sind. Dies gelingt nur in enger Zusammenarbeit mit den betroffenen Bürgerinnen und Bürgern sowie der Politik – basierend auf soliden wissenschaftlichen Erkenntnissen. Genau das wollen wir mit den Reallaboren erreichen.“
Münchens Mobilitätsreferent Georg Dunkel sagt: „Die Maßnahmen im vergangenen Sommer haben eine intensive Diskussion in der Stadtgesellschaft zur Frage ‚Wie kann und soll die Mobilität in unserer Stadt künftig aussehen?‘ angestoßen. Diese Diskussion zu führen, halte ich für sehr wichtig, denn ein ‚Weiter so!‘ kann es schon allein aus Platzgründen nicht geben. Es braucht Veränderungen. Dafür können wir aus dem Projekt aqt einiges für die Zukunft mitnehmen, was zum einen die Akzeptanz und Kommunikation, zum anderen aber auch die notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen betrifft.“
Stadtbaurätin Prof. Dr. (Univ. Florenz) Elisabeth Merk ergänzt: „Der Fokus der Landeshauptstadt München liegt auf der Entwicklung ganzheitlicher Ansätze, die gleichzeitig Mobilitätslösungen bieten und die Aufenthaltsqualität in öffentlichen Bereichen optimieren. Beides muss möglichst vielen Menschen gerecht werden. Wir freuen uns, dass viele Anwohner*innen und Interessierte die Chance genutzt haben, sich in Umfragen und Workshops einzubringen.“
MCube-Geschäftsführer Oliver May-Beckmann erklärt: „Die Verkehrs- und Mobilitätswende geschieht natürlich nicht ohne Gegenwind. MCube aqt hat aber gezeigt, dass ab einem bestimmten Punkt Gegenwind zu Rückenwind werden kann, wenn man die Menschen befähigt, sich einzubringen. Das ist der Schlüssel für erfolgreiche und notwendige Veränderungsprozesse in unserem Land."
Hintergrundinformationen zum Projekt „Autoreduzierte Quartiere für eine lebenswerte Stadt (aqt)“
Laufzeit: November 2021 – Oktober 2024
Fördergeber: Bundesministerium für Bildung und Forschung – Clusters 4 Future
Leitung: MCube: Münchner Cluster für die Zukunft der Mobilität in Metropolregionen
Beteiligte wissenschaftliche Einheiten der TUM:
- Professur für Urban Design
- Lehrstuhl für Siedlungsstruktur und Verkehrsplanung
- Lehrstuhl für Vernetzte Verkehrssysteme
- Lehrstuhl für Verkehrstechnik
- Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik
Verwaltung der Landeshauptstadt München:
- Mobilitätsreferat
- Referat für Stadtplanung und Bauordnung
Forschungsbeteiligte Organisationen:
- Stadtwerke München GmbH
- UnternehmerTUM
- Hans Sauer Stiftung
Technische Universität München
Corporate Communications Center
- Ulrich Meyer
- presse @tum.de
- Teamwebsite
Kontakte zum Artikel:
MCube
Oliver May-Beckmann
Geschäftsführer
+49 176 43360258
oliver.may-beckmann @mcube-cluster.com
https://www.mcube-cluster.de/