• 30.9.2019
  • Lesezeit: 7 Min.

Wolfgang A. Herrmann übergibt Präsidentenamt an Thomas F. Hofmann

Stabwechsel an der Spitze der TUM

Nach einer der erfolgreichsten Präsidentschaften der deutschen Universitätsgeschichte hat Prof. Wolfgang A. Herrmann das Amt des Präsidenten der Technischen Universität München (TUM) an Prof. Thomas F. Hofmann übergeben. Bei einem Festakt würdigten Ministerpräsident Dr. Markus Söder und Prof. Gerhard Casper, ehemaliger Präsident der Stanford University, Herrmann als visionären und wirkmächtigen Hochschulpolitiker. Hofmann kündigte an, dass die TUM auch künftig den technologischen Wandel zum Wohl der Gesellschaft gestalten wird.

Wolfgang A. Herrmann und Thomas F. Hofmann auf der Bühne des Audimax der TUM. Hofmann trägt die Amtskette. Astrid Eckert / TUM
Wolfgang A. Herrmann (r.) hat die Amtskette des Präsidenten der TUM an Thomas F. Hofmann übergeben.

Eine Ära geht zu Ende: 24 Jahre lang war Prof. Wolfgang A. Herrmann Präsident der TUM, formte aus ihr mit tiefgreifenden Reformen eine unternehmerische Universität und führte sie in Forschung, Lehre und Technologietransfer auf internationales Spitzenniveau. Für ihre Zukunftsstrategie und ihre Erfolge wurde die TUM drei Mal als Exzellenzuniversität ausgezeichnet. Nun hat der dienstälteste Hochschulpräsident Deutschlands das Amt an Prof. Thomas F. Hofmann übergeben, den langjährigen Geschäftsführenden Vizepräsidenten für Forschung und Innovation.

Ministerpräsident Dr. Markus Söder sagte in seiner Festrede: „Der Erfolg der TU München ist untrennbar mit ihrem Präsidenten Professor Herrmann verknüpft. Klug, innovativ und leidenschaftlich hat er die TUM mehr als zwei Jahrzehnte lang geführt und weiterentwickelt. Höchsten Respekt und Anerkennung für diese einzigartige Lebensleistung.“ Der Ministerpräsident unterstrich die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung für den Freistaat: „Bayern legt den Forschungsturbo ein. Mit einem neuen Milliardenprogramm investieren wir in die Wissenschaft, werben Spitzenprofessoren aus aller Welt an und bauen die Spitzenforschung in Bayern aus. Wir sind bereit, international einen Impuls zu setzen.“

„Innovation und Unternehmergeist“

Den zweiten Festvortrag hielt Prof. Gerhard Casper. Der ehemalige Präsident der Stanford University sagte: „Als Wissenschaftler im Dienst seiner Universität ist der Präsident vor allem ein Treuhänder, dessen Aufgabe es ist, das zu bewahren, was exzellent ist in Lehre und Forschung, aber gleichzeitig zu gestalten, ein Betreiber des Wandels zu sein, ein Change Agent. Seine Pflichten beziehen sich sowohl auf die Gegenwart wie auf die Zukunft, und auch auf die Vergangenheit. Nicht nur zum 150-jährigen Jubiläum der TUM, sondern während seiner gesamten Präsidentschaft hat Professor Herrmann – in wunderbarer Weise – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der TUM zusammengebracht und seiner Universität somit eine historisch begründete, differenzierte Gestalt gegeben, die Innovation und Unternehmergeist als ein andauerndes Element der TUM identifiziert.“

Der Bayerische Wissenschaftsminister Bernd Sibler betont: „Mit der heutigen Verabschiedung von Präsident Herrmann endet die Ära des großen Visionärs – für die Technische Universität München und für den Wissenschaftsstandort Bayern. Als der am längsten amtierende Präsident einer deutschen Universität hat er sein Lebenswerk der TUM gewidmet. Er hat sie in die Exzellenz geführt und für die Zukunft aufgestellt. Dafür möchte ich ihm meinen tiefen Respekt und großen Dank aussprechen! An und mit der TUM hat er sich und dem Freistaat ein Denkmal gesetzt!“

„Die Gewohnheiten des Denkens überwinden“

„Meine Maxime war es stets, die Gewohnheiten des Denkens zu überwinden“, sagte Wolfgang A. Herrmann. „Was für das Abenteuer der Wissenschaft selbstverständlich sein sollte, das muss auch für die Leitung einer Hochschule gelten. Erfolg aber kann ein Präsident nur dann haben, wenn er den Weg in die Zukunft zusammen mit der Universitätsgemeinschaft einschlägt. Dass die TUM-Familie in den vergangenen Jahren generationenübergreifend zusammengewachsen ist, erfüllt mich mit großer Freude. So wie es mich mit Stolz erfüllt, was wir für die Gesellschaft erreicht haben: wichtige Erkenntnisse zur Lösung der globalen Zukunftsfragen, hervorragend ausgebildete Menschen von der Medizin bis zum Lehramt, dynamische Start-ups, die Innovationen für alle nutzbar machen.“

Thomas F. Hofmann betonte, dass die TUM ihre gesellschaftliche Verantwortung künftig noch stärker wahrnehmen werde: „Wir müssen den rasanten technologischen Wandel gemeinsam mit der Gesellschaft gestalten, um Demokratie, Wohlstand und Frieden zu erhalten. Deshalb wird sich auch die Universität weiter wandeln müssen. Die Fächer werden noch intensiver zusammenarbeiten, wir werden noch stärker auf die Vielfalt der Forschenden und Studierenden setzen und zum Querdenken ermutigen.“

Thomas F. Hofmann – Der neue Präsident der TUM

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Reformmotor des deutschen Wissenschaftssystems

Ermutigt und unterstützt vom reformmutigen Ministerpräsidenten Dr. Edmund Stoiber konnte Wolfgang A. Herrmann in seiner Präsidentschaft die Autonomie der Universität um neue Dimensionen erweitern, nahm den internationalen Wettbewerb bewusst an und setzte in kurzer Taktung eine immense Zahl an Reformen um, von denen viele beispielgebend für das deutsche Wissenschaftssystem waren. Dazu gehörten die neue Hochschulverfassung mit einem Hochschulrat als Aufsichtsgremium (1999) und das Berufungssystem „TUM Faculty Tenure Track“ (2012), mit dem die TUM international konkurrenzlose Karriereangebote macht. So konnte Herrmann exzellente Köpfe von den renommiertesten Universitäten aus dem In- und Ausland berufen, wobei das Professorenkollegium jünger, weiblicher und internationaler wurde.

Integration der Sozialwissenschaften

Die Forschung hat der erfolgreiche Chemiker mehr und mehr interdisziplinär organisiert, sodass die TUM das Potenzial ihres europaweit einmaligen Fächerspektrums heute voll ausschöpfen kann. Meilensteine waren die Gründungen der Integrativen Forschungszentren, die die Expertise zu jeweils einem Forschungsfeld bündeln, beispielsweise die Munich School of BioEngineering (2015), die Munich School of Robotics and Machine Intelligence (2018) und das Munich Center for Technology in Society (2012). Die Integration der Sozialwissenschaften war für die Technische Universität ein historischer Schritt. Herrmann trieb die Gründung und Vernetzung der Fakultäten für Wirtschaftswissenschaften (2002) und Politikwissenschaften (2016) voran, indem er auf deren programmatische Wechselwirkung ihrer Fächer mit dem technologischen Fortschritt setzte.

Absolventinnen und Absolventen weltweit unter den Top 10

Gleichermaßen interdisziplinär hat die TUM in Herrmanns Amtszeit ihr Studienangebot aus der fachlichen Engführung befreit und an Zukunftsthemen ausgerichtet. Heute steht die TUM weltweit auf Rang sechs im „Global University Employability Ranking“ zur Qualität der Absolventinnen und Absolventen. Herrmann hat Eignungsverfahren für die Zulassung der Studierenden eingeführt (2000), die anschließend ihr Studium deutlich häufiger erfolgreich abschließen als Studierende anderer Universitäten. Gleichzeitig hat die TUM die Zahl der Studierenden, von denen heute 30 Prozent aus dem Ausland kommen, in nur 15 Jahren auf 40.000 verdoppelt. Deutschlandweites Vorbild wurde die TUM School of Education (2009) als erste Fakultät, die universitätsweit das Lehramtsstudium auf der Grundlage empirischer Bildungsforschung verantwortet.

Seit der Jahrtausendwende machte Herrmann die TUM zu einer der europaweit erfolgreichsten Universitäten bei der Förderung von Unternehmensgründungen. Inzwischen werden hier jedes Jahr mehr als 70 Technologie-Start-ups ins Leben gerufen. Kooperationen mit forschungsgetriebenen Unternehmen, zunehmend mit ausländischen Global Playern, intensivierte Herrmann, nicht zuletzt mit seiner Strategie „Industry on Campus“.

Der Niederbayer lebte seinen Führungsauftrag nach dem Motto „Die Heimat mit der Welt verbinden“. In Singapur etablierte die TUM den ersten Auslandscampus einer deutschen Universität (2002), heute ist sie auf fünf Kontinenten mit eigenen Verbindungsbüros vertreten. Herrmann initiierte Partnerschaften mit den besten Universitäten, zuletzt mit dem Imperial College London (2018). Gleichzeitig verankerte er die TUM in Bayern, etwa mit dem Aufbau des Campus Straubing (2001/2017) und der Errichtung des TUM Akademiezentrums im historischen Kloster Raitenhaslach (2016).

Künftige Reformen der Exzellenzstrategie

An vielen Erfolgen hatte Thomas F. Hofmann bereits bedeutenden Anteil. Der erfahrene Hochschulmanager ist seit zehn Jahren Geschäftsführender Vizepräsident für Forschung und Innovation der TUM. Gemeinsam mit Wolfgang A. Herrmann hat er die jüngste Exzellenzstrategie entworfen, die die TUM in den kommenden Jahren erneut tiefgreifend verändern wird.

So treten an die Stelle der traditionellen 15 Fakultäten sieben Schools, die die Zusammenarbeit der Disziplinen intensivieren. Die Geistes- und Sozialwissenschaften wird die TUM massiv ausbauen, um sie in die Forschungsprojekte und Studiengänge der Technologiefächer zu integrieren. Zu erwarten ist ein fundamentaler Kulturwandel der Ingenieurwissenschaften hin zu einer stärker gesellschaftlichen Orientierung, dem „Human-Centered Engineering“, in einer neuen TUM-spezifischen Markenbildung.

Angebot für lebenslanges Lernen

Für visionäre, wagnisreiche Forschungsideen will Hofmann mehr Entfaltungsmöglichkeiten schaffen. Teams bekommen in „TUM Innovation Networks“ eine mehrjährige Anschubfinanzierung, um die Erfolgschancen ihres Projekts zu erproben.

Die Lehre wird die TUM öffnen und ein breites Angebot für lebenslanges Lernen aufbauen, insbesondere für die berufstätigen Alumni der Universität. Innerhalb der Universität will Hofmann dem sogenannten Mittelbau, der an deutschen Hochschulen als vernachlässigt gilt, bessere Karrieremöglichkeiten mit talentspezifischen Schwerpunktsetzungen in Lehre, Forschung und Wissenschaftsmanagement bieten. In den internationalen Beziehungen wird die TUM die aufstrebenden Staaten Afrikas in den Mittelpunkt rücken und gleichzeitig die Rückbesinnung auf Europa realisieren.

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