Ministerpräsident Seehofer würdigt herausragende Leistungen
Maximiliansorden für drei Professoren der TUM
Die Miniaturisierung in der Elektronik vollzieht den Schritt von der Mikro- zur Nanoelektronik. Je kleiner die Strukturen, je höher die Anzahl der Transistoren auf einem Chip, desto höher die Rechenleistung, aber auch der Energieverbrauch. Jeder kennt den Effekt: Hochleistungsprozessoren werden im Betrieb heiß und müssen gekühlt werden. Prof. Dr. Doris Schmitt-Landsiedel (Ordinaria für Technische Elektronik) will die so genannte Verlustleistung eindämmen, bei zugleich hoher Ausbeute und Zuverlässigkeit. Dazu entwickelt sie neue Schaltungen und Architekturen, die jede Möglichkeit zur Leistungseinsparung nutzen. Ein anderes Forschungsthema sind neue Bauelemente. Hier wird aktuell in lehrstuhleigenen Reinstraum- und Analytiklaboren nichtflüchtige nanomagnetische Logik von der Bauelement- bis zur Systemebene erforscht.
Doris Schmitt-Landsiedel hat Elektrotechnik in Karlsruhe sowie Physik in Freiburg studiert und an der TUM promoviert. Von 1981 bis 1996 arbeitete sie in der zentralen Forschung von Siemens, zuletzt als Leiterin eines Forschungssektors mit Projekten zu Ausbeuteoptimierung, integrierten Speichern und ICs für digitale Hörgeräte. Sie ist Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften und des Senats der DFG und war bis 2010 im Wissenschaftsrat. Seit 2005 ist sie Mitglied des Aufsichtsrats der Infineon Technologies AG. 2011 wurde sie als Mitglied der „TOP25: Die 25 einflussreichsten Ingenieurinnen Deutschlands“ ausgewählt. Sie ist Erfinderin oder Miterfinderin von zahlreichen Patenten. Für ihre Verdienste wurde Doris Schmitt-Landsiedel mehrfach ausgezeichnet. 2008 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz für ihren Einsatz zur Erhöhung des Frauenanteils in den ingenieurwissenschaftlichen Fächern und ihre wissenschaftlichen Verdienste in der Mikro- und Nanoelektronik verliehen. 2009 erhielt sie die Heinz-Maier-Leibnitz-Medaille der TU München.
Software hat einen ständig steigenden Anteil an der Wertschöpfung nahezu aller Hightech-Produkte. Prof. Dr. Manfred Broy (Ordinarius für Software & Systems Engineering) trägt maßgeblich dazu bei, Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen in der Software-Entwicklung besser zu vernetzen. So ist er einer der wissenschaftlichen Leiter des Forschungs- und Transfer-Institut für Software-intensive Systeme (fortiss), das insbesondere die bayerische Wirtschaft bei der Software-Entwicklung unterstützt. Er forscht auf dem Gebiet der Modellierung und Entwicklung komplexer softwareintensiver Systeme auf wissenschaftlicher Grundlage. Dieser Schwerpunkt wird flankiert durch den Einsatz wohldurchdachter Prozesse, präziser Anforderungsermittlung und -spezifikation, langlebiger flexibler Softwarearchitekturen und moderner Werkzeuge auf Basis mathematischer und logischer Methoden. Zielsetzung ist die Weiterentwicklung der Methoden des Software & Systems Engineering mit Fokus auf Qualitätssicherung und langfristiger Systemevolution.
Nach dem Studium der Mathematik mit Nebenfach Informatik promovierte und habilitierte Prof. Broy an der TUM. 1983 wurde er zum ordentlichen Professor für Informatik an der Universität Passau ernannt und war Gründungsdekan der dortigen Fakultät für Mathematik und Informatik. Seit 1989 ist er Ordinarius für Informatik an der TUM. Prof. Broy ist Gründungsdekan der Fakultät für Informatik der TUM (1992) sowie Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften, der Leopoldina und der acatech. Er ist Träger des Gottfried Wilhelm Leibniz-Preises der DFG (1994) und Ehrendoktor der Universität Passau.
Prof. Dr. Wolfgang A. Herrmann (Ordinarius für Anorganische Chemie) gehört seit vielen Jahren zu den international meistzitierten deutschen Chemikern. Besonders bekannt wurde er bereits in jungen Jahren durch seine Forschungsarbeiten in der metallorganischen Katalyse, die teils auch industrielle Anwendungen gefunden haben. Seine Publikationen wurden bisher rund 34.000 mal zitiert. Mit der Einführung der N-Heterocyclencarbene als effiziente Steuerungsliganden begründete er 1994/95 eine neue Ära der sog. Homogenkatalyse.
Nach dem Chemiestudium an der TUM promovierte (1973) und habilitierte (1978) Wolfgang A. Herrmann in Regensburg. Ein DFG-Stipendium führte ihn zu Prof. P.S. Skell an der Pennsylvania State University, USA (1975/76). Nach einer Lehrstuhlberufung (Frankfurt, 1981) trat er die Nachfolge von Prof. E.O. Fischer an der TUM an (1985) und ist seit 1995 Präsident der TUM. Er ist Mitglied von Akademien (Leopoldina, Acatech, Akademie der Wissenschaften, Literatur Mainz, Royal Swedish Academy of Engineering Sciences) und Ehrendoktor von 11 Universitäten. Für seine Verdienste als Wissenschaftler und Hochschulmanager wurde er mehrfach hochrangig ausgezeichnet. Unter anderem mit dem Bayerischen Verdienstorden (2007), dem Officier de la Légion d’Honneur des französischen Staatspräsidenten (2000), dem Max Planck-Forschungspreis (1991) und dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG (1986)
Prof. Herrmann ist der am längsten amtierende Präsident einer deutschen Hochschule. Mit zahlreichen Reformen hat er die TUM modernisiert. Mit seinen bildungspolitischen Initiativen prägt er die deutsche Hochschullandschaft. 2009 kürten ihn das Centrum für Hochschulentwicklung in Gütersloh und die Financial Times Deutschland zum „Hochschulmanager des Jahres“, 2012 wählte ihn der Deutsche Hochschulverband (DHV) zum „Präsident des Jahres“. Während seiner Amtszeit wurde die TUM zwei Mal (2006 und 2012) als Exzellenzuniversität ausgezeichnet.
Der Bayerische Maximiliansorden geht auf eine Gründung von König Maximilian I. aus dem Jahre 1853 zurück. Mit ihm zeichnet der Bayerische Ministerpräsident herausragende Leistungen auf den Gebieten der Wissenschaft und Kunst aus. Bislang wurde der Maximiliansorden an 196 Persönlichkeiten, darunter 29 Frauen, verliehen. Die Zahl der lebenden Ordensträger soll 100 nicht überschreiten. 21 der derzeit 97 lebenden Träger des Maximiliansordens sind Mitglieder der TU München.