TUM Gründergeflüster: twinu

Stand: September 2022

Welches Problem löst ihr mit eurem/r Produkt/Idee?

Twinu verbindet Kunden über digitale Produktzwillinge mit ihren Produkten und deren Marken. Unternehmen verkaufen die eigenen Produkte meist nicht direkt an Endkunden (D2C), wodurch es oftmals keine Kunden-Verbindung gibt. Diese Unternehmen geben viel Geld für ineffektives Marketing aus, da sie nicht wissen, wo und bei wem ihre Produkte sind. Die Kunden wiederum müssen ohne prüfbare Verbindung von Produkten und Marken dem Verkäufer vertrauen. Auf dem Gebrauchtmarkt ein großes Problem. Twinu macht es erstmals möglich, Produkte entlang ihres gesamten Produktlebenszyklus (von der Herstellung bis zum Recycling) digital erfassbar und prüfbar zu machen. Zusätzlich verbessern unsere digitalen Zwillinge die Produkterfahrung mit neuen Funktionen.

Welche Technologie steht hinter dem Produkt?

Wir verwenden Web3-Technologien, insbesondere Blockchain mit Non-Fungible-Tokens (NFTs), um unsere digitalen Produktzwillinge einzigartig zu machen. Das ist wichtig für den Nachweis von Authentizität oder Besitz. Zusätzlich arbeiten wir mit Technologien aus dem Bereich „Semantic Web“, welche unsere Zwillinge „smart“ und mit KI-Algorithmen verarbeitbar machen. Damit kann man beispielsweise einen KI-Assistenten fragen wann man etwas zu welchem Preis gekauft hat und wieviel es heute noch wert ist.

Welche persönlichen Fähigkeiten bringt das Team für die Entwicklung des Produktes mit? (Arbeitserfahrung und/oder Branchenkenntnisse im Zielmarkt, Gründungserfahrung etc.)?

Wir sind alle Digital-Experten mit technischem und betriebswirtschaftlichem Hintergrund (u.a. TUM, CDTM) sowie einiger Berufserfahrung im Technologieumfeld. Von Digitalen Zwillingen, über Blockchain bis zu KI und kompletten digitalen Transformationen, haben wir alles mehrfach gemacht. Wir wissen, wie man branchenspezifische Anwendungsfälle identifiziert, umsetzt und Veränderung nachhaltig implementiert.

Welche Zielgruppe bedient ihr und was sind deren Bedürfnisse?

Wir helfen Unternehmen und deren Kunden erste Schritte in die Web3/Blockchain-Welt zu machen, ohne sich dabei mit Crypto-Währungen auseinandersetzen zu müssen.

Besonders relevant ist dies für Marken, die bislang keine Verbindung zu ihren Kunden haben, sei es da sie über Zwischenhändler verkaufen oder weil das Produkt keine digitalen Komponenten hat. Autohersteller erhalten z.B. spätestens über die Registrierung des Kunden in der App zum Auto eine direkte Verbindung zum Kunden. Bei vielen anderen Produkten machen Apps aber keinen Sinn. Hier bietet Twinu eine einfache und effektive Lösung. Zusätzlich schützen unsere digitalen Produktzwillinge Hersteller und Kunden von häufig gefälschten Produkten, in dem sie eine einfache Validierung der Echtheit ermöglichen.

Welches Marktvolumen bzw. Wachstumspotenzial hat euer Zielmarkt?

Laut einer Veröffentlichung von BCG wird der Markt für virtuelle Vermögenswerte von $90Mrd. in 2021 auf bis zu $300Mrd. in 2025 anwachsen. Gleichzeitig wird erwartet, dass die Zahl aktiv genutzter Blockchain-Wallets (ähnlich Usern) sich in den nächsten 8 Jahren verfünffacht. Wir sprechen hier also über einen Markt der mit ca. 25% jährlich wächst.

Welche Ansätze gibt es, um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben?

Web3 steckt noch in den Kinderschuhen, ähnlich wie das Internet am Ende der 90er. Allerdings wird das Wachstum diesmal viel plötzlicher ablaufen, da es für neue Nutzer keine physische Infrastruktur wie Computer, Kabel und Anschlüsse benötigt, das ist alles vorhanden. Sobald es nützliche Blockchain-Anwendungsfälle wie bei Twinu gibt, kann es sehr schnell gehen mit der Marktakzeptanz. Denn grundsätzlich kann sich jeder Anwender innerhalb von Minuten eine Blockchain-Wallet einrichten und Web3-Anwendungen nutzen. Nur gibt es bislang eben wenig Anreiz dies zu tun. Wir wollen das ändern! Für Unternehmen bedeutet das übrigens: um als Marke wettbewerbsfähig zu bleiben, muss man sich jetzt auf Web3 vorbereiten. Wer damit erst beginnt, sobald eine größere Marktakzeptanz sichtbar ist, handelt zu spät!

Wie seid ihr auf die Idee gekommen und wie hat sich das Produkt entwickelt? Inwiefern unterscheidet sich das jetzige Produkt von der Anfangsidee?

Alle Gründer hatten in Projekten zuvor mit Digitalen Zwillingen zu tun. Von Flugzeug-Motoren, über Bücher bis hin zu Turnschuhen. Daher war uns allen bewusst welches Potential hinter der Digitalisierung physischer Objekte steckt. Auch kannten wir schon früh die innovativen Anwendungsfälle, die wir umsetzen wollten. Schwierig war aber die konkrete technische Realisierung und wie man ein Geschäftsmodell darum aufbaut. Was folgte war aufwendige Forschung mit vielen Prototypen und Tests, um Digitale Zwillinge auch zu einem Massenphänomen zu machen. Letztendlich half uns dann der Durchbruch der NFT-Technologie im letzten Jahr dabei, einen technischen Standard für Produktzwillinge zu identifizieren.

Wie lange arbeitet ihr bereits an der Entwicklung eurer Technologie und inwiefern trägt sie zur Umsetzung eures Projekts bei?

Insgesamt stecken drei Jahre Forschung & Entwicklung in unseren Produkten und Dienstleistungen. Hinzu kommt all die gesammelte Erfahrung und Expertise aus Studium und Berufen. Ohne diese Basis hätten wir vermutlich nicht den Mut und das Vertrauen eine solch weitreichende Vision anzugehen. Zu viele Startups in Deutschland beschäftigen sich unserer Meinung nach mit zu offensichtlichen Ideen: Themen, die sehr wahrscheinlich zum Erfolg führen, weil sie entweder nur eine inkrementelle Verbesserung darstellen oder bereits von anderen (z.B. in USA) erfolgreich umgesetzt und dann von dort kopiert werden. Hier wollten wir, auch aufgrund unserer tiefen und langjährigen Expertise in Digitalisierung, andere, mutigere Wege gehen.

Welche Finanzierungsmöglichkeiten nehmt ihr bereits in Anspruch, oder wollt ihr in Zukunft in Anspruch nehmen?

Wir haben uns letztes Jahr mit Hilfe der TUM-Gründungsberatung erfolgreich für das EXIST-Förderprogramm beworben und konnten anschließend auch ein erstes Angel-Investment einsammeln. Theoretisch könnten wir Twinu aus Kundenprojekten finanzieren und darüber wachsen, aber um unser Produkt noch schneller weiterzuentwickeln, planen wir Anfang nächsten Jahres eine (VC)Finanzierungsrunde. Wir sind schon jetzt offen für Ansprachen! ;-)

Welche Fähigkeiten sollte man mitbringen, wenn man ein Start-up gründen möchte und was sind die größten Herausforderungen, die man als GründerIn zu bewältigen hat?

Man muss auf jeden Fall einen „Unfair Advantage“ mitbringen, irgendetwas mit Marktwert, das man viel besser kann als andere bzw. der Durchschnitt. Das kann eine Technologie sein, aber auch ein „Social-Skill“ oder eine besondere Passion für ein Thema. Aber wenn man keine Antwort hat auf die Frage „Warum werde ich mit meiner Idee erfolgreicher sein als andere Teams am Markt“, dann hat man seinen Sweetspot noch nicht gefunden.

Zusätzlich braucht es einiges an Leistungs- und Leidensfähigkeit. Große Errungenschaft oder Erfindungen sind meist doch auch das Ergebnis harter Arbeit. Denn Ideen zählen wenig, die haben meist viele gleichzeitig. Das Machen, Testen, Anpassen, die fokussierte und zielorientierte Umsetzung macht den Unterschied.

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