• 27.2.2025
  • Lesezeit: 2 Min.

Düngen beeinflusst das pflanzliche Immunsystem

Warum zu viel Stickstoff Pflanzen schadet

Auch bei Pflanzen gibt es ein Zuviel des Guten. Bei erhöhten Stickstoffwerten, etwa durch übermäßigen Düngereinsatz, werden sie anfälliger für bestimmte Krankheiten. Eine Gruppe Forschender mit Beteiligung der Technischen Universität München (TUM) hat nun neue Ansätze zur Beantwortung der Frage nach dem Warum gefunden. Sie konnten ein kleines Protein (Peptid) identifizieren, das in der Immunabwehr der Pflanze gegen bestimmte Bakterien wirkt. Bei hoher Stickstoffzufuhr ist dieser Effekt jedoch eingeschränkt.

Es ist eine Mikroskop-Aufnahme zu sehen. Der Hintergrund ist schwarz, eine gelbfragmentierte und geschlängelte Linie zieht sich von rechts unten nach links oben. Außerdem sind in rot verschiedene kleine Ovale zu sehen, die sich auf einem Hintergrund von roten Schlangenlinien befinden. Henriette Leicher | AG Martin Stegmann | TUM | Journal: Nature Communications | Creative Commons License
Die Forschenden konnten zeigen, dass C terminally Encoded Peptides (CEPs) die Resistenz gegenüber bestimmten Bakterien induzieren. Unter dem Mikroskop sieht man, wie CEPs (gelb) die Expression von Immunitätsgenen (gelb) im pflanzlichen Gewebe (rot) anwerfen.

„Das Immunsystem von Pflanzen ist dem der Menschen ähnlicher als man zunächst denkt. Auch in der Pflanze sind hormonähnliche Peptide an der Immunreaktion beteiligt und auch hier besteht ein komplexes Zusammenspiel von Ernährung und Gesundheit“, erklärt Ralph Hückelhoven, Professor der Phytopathologie an der TUM. Mit weiteren Forschenden konnte eine Arbeitsgruppe an seinem Lehrstuhl unter der Leitung von Martin Stegmann einen Punkt dieses Zusammenhangs identifizieren: die C-terminally Encoded Peptides (CEPs). Dies sind pflanzliche Peptidhormone, sogenannte Phytozytokine, die als Botenstoffe vielseitige Funktionen von Stressreaktion bis Wurzelbildung erfüllen. Die Studie zeigt nun, dass sie außerdem eine Rolle in der Immunabwehr spielen.

Die Forschenden konnten nachweisen, dass Pflanzen anfälliger für bakterielle Infektionen waren, wenn sie diese Peptidhormone in verringerter Menge produzierten oder die Sensoren für die Hormone auf der Zelloberfläche fehlten. Zudem beobachteten die Forschenden, dass die Pflanzen mehr Peptidhormone produzierten, sobald sie von Bakterien angegriffen wurden. Die Forschenden setzten die Versuchspflanzen hierfür pathogenen Bakterien der Gattung Pseudomonas aus. Das weist darauf hin, dass die Peptidhormone eng verknüpft sind mit der Resistenz der Pflanze gegen bakterielle Krankheitserreger.

Antibakterielle Resistenz ist stickstoffabhängig

Stickstoff ist ein wichtiger Pflanzendünger. Hohe Konzentrationen beeinträchtigen aber genau den Signalweg der untersuchten Peptidhormone. Die Untersuchungen zeigten, dass sich die durch die Peptidhormone vermittelte Resistenz gegen Bakterien verringerte. Das macht sie anfälliger für Krankheiten. „Die Studie liefert Ansatzpunkte für weitere Forschung nach dem Wie und Warum dieser Verknüpfung von Ernährungsstatus und Immunabwehr der Pflanze“, erklärt Ralph Hückelhoven.

Perspektivisch könnten diese Ergebnisse auch in der landwirtschaftlichen Praxis helfen. Ralph Hückelhoven erläutert: „Mit unseren neu gewonnenen Erkenntnissen wird es in Zukunft vielleicht möglich sein, Nutzpflanzen zu züchten, die besonders krankheitsresistent sind – und das bei moderater Stickstoffgabe.“

Publikationen

Rzemieniewski, J., Leicher, H., Lee, H.K. et al. (2024): CEP signaling coordinates plant immunity with nitrogen status. Nature Communications 15, 10686. https://doi.org/10.1038/s41467-024-55194-x

Weitere Informationen und Links

Technische Universität München

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Kontakte zum Artikel:

Prof. Dr. Ralph Hückelhoven
Technische Universität München
Lehrstuhl für Phytopathologie
+49 8161 71 3682
hueckelhovenspam prevention@tum.de

 

Prof. Dr. Martin Stegmann
Universität Ulm
Institut für Botanik
+49 731 5023331
martin.stegmannspam prevention@tum.de

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