• 14.9.2017

Eröffnung des interdisziplinären Krebsforschungsinstituts TranslaTUM

Technik trifft Medizin: Neue Blickwinkel für die Krebsforschung

Sie haben unterschiedliche wissenschaftliche Werdegänge und Schwerpunkte, verfolgen aber ein gemeinsames Ziel: Forscherkoryphäen aus der Medizin und den Ingenieur- und Naturwissenschaften arbeiten unter dem gemeinsamen Dach des neuen Zentralinstituts für Translationale Krebsforschung der Technischen Universität München (TranslaTUM) an avantgardistischen Diagnose- und Therapieansätzen für Krebspatienten. Der interdisziplinäre Forschungsneubau wurde am Donnerstag, 14. September 2017, eröffnet.

Außenansicht des Zentralinstituts für Translationale Krebsforschung der Technischen Universität München (TranslaTUM), aufgenommen an der Ecke Trogerstraße/Einsteinstraße. (Bild: A. Heddergott / TUM)
Außenansicht des Zentralinstituts für Translationale Krebsforschung der Technischen Universität München (TranslaTUM), aufgenommen an der Ecke Trogerstraße/Einsteinstraße. (Bild: A. Heddergott / TUM)

Etwa 480.000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an Krebs. Tumorerkrankungen sind zudem bundesweit nach Herz-Kreislauferkrankungen die zweithäufigste Todesursache. Neue Diagnose- und Therapiemöglichkeiten werden deshalb schnell und dringend benötigt. Die TUM praktiziert hierzu einen umfassenden interdisziplinären Ansatz, bei dem den Ingenieurwissenschaften eine Schlüsselrolle zukommt.

Am TranslaTUM wird nicht nur Grundlagenforschung betrieben: Die neuen Erkenntnisse sollen auch schnell in die klinische Praxis übertragen werden und Patientinnen und Patienten zugutekommen. Dieser Prozess, die Translation, war namensgebend für das Zentrum. Möglich wird das durch die räumliche Nähe zum Klinikum rechts der Isar, dem Universitätsklinikum der TUM. Ärztinnen und Ärzte können so aus ihren Erfahrungen über individuelle Krankheitsverläufe unmittelbar auf neue Forschungsansätze abbilden und die Ergebnisse klinisch zur Anwendung bringen.

Zusammenarbeit auf allen Ebenen

Der interdisziplinäre Austausch und die teamorientierte Forschung über Fachgrenzen hinweg ist die Kernidee des Instituts. Probleme bei Diagnose und Therapie werden im neuen Zentralinstitut der TUM aus mehreren Blickwinkeln betrachtet: Die Forscherinnen und Forscher am TranslaTUM bringen Expertise und Forschungserfahrung aus Medizin, Ingenieurwissenschaften, Elektro- und Informationstechnologie, Informatik und Naturwissenschaften mit.


„Die enormen Fortschritte der Digitalisierungstechnologien eröffnen ungeahnte Perspektiven für Patienten, was aber nur im Schulterschluss zwischen der Medizin und den Ingenieurwissenschaften realisierbar ist. Mit dem TranslaTUM bringen wir nicht nur die Forschung aus den entsprechenden Fakultäten, sondern auch aus unterschiedlichen Wissenschaftskulturen in einem Gebäude zusammen. Das ist in gewissem Maße ein Wagnis; Mut braucht es aber, wenn wir die Zukunft der Krebsmedizin mitprägen wollen“, sagt TUM-Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann.

Tumorforschung und Bildgebung als Schwerpunkte

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden am TranslaTUM insbesondere Tumorerkrankungen des Knochenmarks und des Verdauungstrakts erforschen. In Teamarbeit wird beispielsweise erforscht, was in Tumorzellen beim Erkennen und Weiterleiten von molekularen Signalen falsch läuft und wie sich Krebszellen und unser Immunsystem gegenseitig beeinflussen. Daraus lässt sich unter anderem auf Merkmale schließen, die Krebszellen von gesundem Gewebe unterscheiden. Dieses Wissen fließt dann direkt in neue Bildgebungs- und Analysemethoden. Es werden hochempfindliche Verfahren entwickelt, die nicht nur Größe und Aussehen bösartiger Tumore, sondern auch Prozesse wie Zellteilung oder Zelltod sehr genau im lebenden Objekt darstellen können. Gemeinsam wollen die verschiedenen Teams neue Zielstrukturen für die Diagnose und die Therapie finden.


Die Fakultät für Medizin hat von der Forschungsprogrammatik bis hin zum Bau des Gebäudes maßgeblich mitgewirkt. Ihr Dekan Prof. Peter Henningsen sieht das TranslaTUM als große Chance: „Im TranslaTUM werden neben den hervorragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auch erfahrene und fähige Ärztinnen und Ärzte arbeiten. Zusammen mit den technischen Disziplinen ergibt das ein zukunftsweisendes Dreigestirn, das in Deutschland einen Alleinstellungscharakter hat.“

Offene Räume und kurze Wege für effiziente Kooperation

5600 m2 verteilt auf sechs Geschosse bieten künftig Platz für 16 interdisziplinäre Forschergruppen. Das Gebäude, das von den Architekten "doranth post" konzipiert und geplant wurde, setzt auf Offenheit. Neben den Labor- und Forschungsbereichen der einzelnen Gruppen fördern offene Kommunikationsflächen und gemeinsame Infrastruktureinrichtungen den Austausch und die tägliche Zusammenarbeit. In zentralen Einrichtungen, den so genannten „Core Facilities“, werden Großgeräte bereitgestellt. Diese Anlagen werden von Spezialisten betreut und können von allen Gruppen genutzt werden. Finanziert wurde der Bau vom Freistaat Bayern und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).


„Das TranslaTUM soll eine kreative, stimulierende Umgebung schaffen, damit auch bei einer Tasse Kaffee neuartige Ideen entstehen können. Zusammen mit der hochmodernen Infrastruktur bietet es alles, was man für einen wirkungsvollen Angriff auf die Krankheit Krebs braucht“, erklärt Prof. Markus Schwaiger, Gründungsdirektor des Instituts und Ärztlicher Direktor des TUM Universitätsklinikums.


Das TranslaTUM ist eine Schlüsselkomponente im Gesamtkonzept „Munich School of BioEngineering“ (gegr. 2015) der TUM: Hier werden Medizin, Naturwissenschaften und Ingenieurwissenschaften auf vielfältige Weise vernetzt. „Diese Strategie ist bundesweit nur an der TUM mit ihrem umfassenden, differenzierten Fächerspektrum möglich“, erklärt Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann.

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