Wettbewerb „Innovatoren unter 35“: Vier Ausgründungen der TU München ausgezeichnet
Daniel Wiegand von Lilium ist "Innovator of the year"
Der Nachwuchspreis "Innovators under 35" gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen für junge Unternehmer. Vor 17 Jahren wurde er vom US-amerikanischen Magazin MIT Technology Review ins Leben gerufen. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und Daniel Ek von Spotify. Die deutsche Ausgabe der Zeitschrift hat nun zum vierten Mal vielversprechende Innovatoren aus Deutschland gekürt. Die Gewinner sind automatisch auch für die internationale Liste der 35 Innovatoren unter 35 nominiert.
Den Titel "Innovator of the year" erhielt Daniel Wiegand von Lilium. Das junge Unternehmen will die Mobilität revolutionieren. Die Idee: Ein Flugtaxi soll Passagiere in Zukunft ohne Stau mit 300 Kilometern pro Stunde zum Ziel bringen – und das mit klimafreundlicher Energie. Für diese Vision hat das TUM-Spin-off gerade einen Prototypen vorgestellt: ein Ultraleichtflugzeug, das senkrecht startet und landet. Insgesamt 36 Propeller auf den Flügeln treiben den Jet an. Gespeist werden sie aus Akkus, die 300 Kilometer weit reichen. Der Zweisitzer ist nicht nur leise, sondern soll auch noch doppelt so effizient sein wie aktuelle Elektroautos.
Lilium konnte kürzlich 10 Millionen Euro Beteiligungskapital akquirieren. Die Gründer Daniel Wiegand, Sebastian Born, Matthias Meiner und Patrick Nathen haben an der Fakultät Maschinenwesen der TUM studiert oder promoviert. Wiegand wurde bereits im "Handelsblatt" zu den "100 Innovatoren Deutschlands" gezählt, Meiner in die Liste "Forbes 30 Under 30 Europe" aufgenommen.
Drei weitere TUM-Spin-offs wurden auf der diesjährigen Festveranstaltung der deutschen MIT Technology Review in Berlin mit einem Award ausgezeichnet:
Georg Schroth, NavVis
Einkaufszentren, Flughäfen, Fabriken: Nicht immer ist es leicht, sich in sehr großen Gebäuden zurechtzufinden. Das TUM-Spin-off NavVis hat daher ein Visualisierung- und Navigationssystem für Innenräume entwickelt. In kurzer Zeit kartiert ein kleiner Messwagen mit Laserscannern und 360-Grad-Fotografien die Räume. NavVis erstellt mit den Daten und Bildern dreidimensionale Ansichten mit Positionsbestimmungen. Nutzer können sich per Smartphone im Gebäude zurechtfinden oder die Orte von zu Hause aus anschauen, Unternehmen können Arbeitsabläufe erleichtern.
Das 2013 am TUM-Lehrstuhl für Medientechnik gegründete Unternehmen hat heute Kunden in verschiedenen Branchen, unter anderem im Handel, in der Automobilindustrie und Museen, und verkauft in mehrere asiatische Länder, darunter China und Japan. NavVis hat bereits rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Neben Georg Schroth gehören Sebastian Hilsenbeck, Felix Reinshagen und Robert Huitl zu den Gründern.
Jannai Flaschberger, Hawa Dawa
Laut der Weltgesundheitsorganisation stehen rund sieben Millionen Todesfälle jährlich direkt mit der Luftverschmutzung in Zusammenhang. Doch wie kann die Luftqualität in Städten kostengünstig und zuverlässig gemessen werden? Das Start-up mit dem Namen Hawa Dawa, der auf Deutsch Luftmedizin bedeutet, hat eine Lösung entwickelt. Mithilfe statistischen Analysen und maschinellem Lernen können aus Daten, die von Sensoren gesammelt werden, zuverlässige Messwerte der Luftqualität gewonnen werden. Die flächendeckenden Messungen sollen sogenannte Sensorpaten übernehmen, die die Geräte auf ihrem Balkon installieren. Im Gegenzug erhalten sie Zugriff auf die Daten.
Jannai Flaschberger studiert Maschinenwesen an der TUM. Auch zwei weitere der Gründerinnen und Gründer wurden oder werden an der TUM ausgebildet: Matt Fullerton hat einen Abschluss in Elektro- und Informationstechnik und am Lehrstuhl für Verkehrstechnik gearbeitet, Karim Tarraf studiert Management and Technology. Hawa Dawa haben sie vergangenes Jahr gegründet.
Andreas Kunze, Konux GmbH
Wo funktioniert eine Maschine nicht optimal? Wann muss eine Weiche gewartet werden? KONUX bietet Unternehmen ein System, um stets über ihre Industrieanlagen oder Bahninfrastruktur im Bild zu sein. Sensoren erfassen den Zustand, mit künstlicher Intelligenz werden der künftige Wartungsbedarf vorhergesagt und Instandhaltungsarbeiten geplant. Die Analysen können über eine Cloud unabhängig von Ort und Zeit abgerufen werden. So können die Firmen Ausfälle vermeiden und die Laufzeiten ihrer Geräte erhöhen.
KONUX-CEO Andreas Kunze (25), Produktionsmanager Dennis Humhal (27) und Vlad Lata (26), im Unternehmen für Technologieentwicklungen verantwortlich, haben an den TUM-Fakultäten Elektro- und Informationstechnik, Informatik, Maschinenwesen und Wirtschaftswissenschaften studiert und das Start-up 2014 gegründet. Heute hat das KONUX bereits bedeutende Unternehmen als Kunden gewonnen, mehrere Finanzierungsrunden abgeschlossen und eine Filiale im Silicon Valley eröffnet. Das Gründerteam wurde dieses Jahr bereits in die „Technology Pioneers“ des Weltwirtschaftsforums und in die „Forbes 30 Under 30 Europe“ aufgenommen.
Startkapital und Hightechwerkstatt
Die Start-ups haben von verschiedenen Förderangeboten der TUM profitiert, Professoren waren teils als Berater bei der Entwicklung tätig. Georg Schroth war Stipendiat des Center for Digital Technology and Management. Das CDTM bietet ein Zusatzstudium, bei dem die Studierenden in interdisziplinären Teams neue Technologien konstruieren, daraus konkrete Produkte entwickeln und eine Firmengründung vorbereiten.
Die anderen Teams haben an verschiedenen Programmen bei UnternehmerTUM, dem Zentrum für Gründung und Innovation, teilgenommen – von „Kickstart“ über „Climate-KIC Accelerator“ bis zu „XPRENEURS“. In letztgenanntem Programm bekommen Start-ups über drei Monate Startkapital, Büroräume, Zugang zur Hightechwerkstatt MakerSpace und intensives Coaching, um ihre Geschäftsideen zur Marktreife zu bringen. Der Venture Capital Fonds von UnternehmerTUM hat in KONUX investiert.
Laut dem „Gründungsradar“ des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft fördert keine andere große deutsche Hochschule Fimenausgründungen besser als die TUM. Jedes Jahr gehen rund 70 Unternehmen aus der TUM hervor.
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