Deutlich weniger Studienabbruch als an anderen Universitäten
TUM steigert Studienerfolg mit Eignungsprüfungen
Die TUM hat exemplarisch den Studienverlauf der Jahrgänge untersucht, die von 2008 bis 2011 ein Studium begonnen haben. In den Bachelor-Studiengängen, bei denen vor der Zulassung die Studieneignung geprüft wird, haben sich nach 8 Semestern 20 Prozent der Studierenden ohne Abschluss exmatrikuliert. Bundesweit liegen die Abbrecherquoten bei 32 bis 35 Prozent. Letzteres zeigt die regelmäßige Erhebung des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), zuletzt für den Absolventenjahrgang 2014.
Betrachtet man einzelne Fächer, so ist die „Dropout-Quote“ in sämtlichen untersuchten Bachelor-Studiengängen, bei denen die TUM Auswahlgespräche führt, deutlich geringer als an den Universitäten insgesamt. In zehn Fächern sind die Quoten der TUM höchstens halb so hoch, bezogen auf die jeweils zuletzt untersuchten Jahrgänge. Die folgenden Beispiele veranschaulichen die Dimensionen:
Bachelor-Studiengänge | TUM | alle Universitäten |
Mathematik | 22 % | 51 % |
Informatik | 20 % | 45 % |
Chemie | 19 % | 42 % |
Maschinenbau | 22 % | 31 % |
Wirtschaftswissenschaften | 12 % | 30 % |
Biologie | 9 % | 22 % |
(TUM: Erstsemesterjahrgang WS 2011/12, Exmatrikulationen ohne Abschluss; DZHW: Absolventenjahrgang 2014, Studienabbruch)
Eigentliche Abbruchquoten an der TUM noch niedriger
Die eigentlichen Abbruchquoten an der TUM sind sogar noch niedriger als die nun erhobenen Zahlen. Die Untersuchung der TUM erfasst nämlich sämtliche Exmatrikulationen ohne Abschluss, wobei auch Studierende mitgezählt werden, die ihr Studium gar nicht abgebrochen, sondern an einer anderen Hochschule fortgesetzt haben. Die bundesweiten Studien des DZHW rechnen dagegen diese Hochschulwechsler heraus.
Auch in den Masterstudiengängen sind die Studierenden der TUM erfolgreicher als die Studierenden anderer Universitäten. Während sich an der TUM nur 5 bis 6 Prozent ohne Abschluss exmatrikulierten, gab es deutschlandweit 11 bis 15 Prozent Studienabbrecher.
„Talent, Neugierde, Begeisterung“
Prof. Wolfgang A. Herrmann, Präsident der TUM, betont: „Wir schauen genauer als andere Universitäten, wer bei uns studieren will. Dabei achten wir auf Talent und wissenschaftliches Denken, auf Neugierde und Begeisterung. Diese Eigenschaften sind in den Schulnoten nicht unbedingt abgebildet. Wir erleben immer wieder Abiturienten, die aufgrund der persönlichen Situation mit einer unterdurchschnittlichen Abiturnote zu uns kommen, dann aber einen hervorragenden Abschluss machen.“
Die TUM hat schon im Jahr 2000 das sogenannte Eignungsfeststellungsverfahren eingeführt und den Numerus clausus weitestgehend abgeschafft. Ein weiterer Teil der Studiengänge ist zulassungsfrei. Im ersten Schritt der Eignungsfeststellung berücksichtigt die TUM die Abiturleistung, differenziert nach Fächernoten. Wer eine festgelegte Punktzahl übertrifft, wird zugelassen, wer einen bestimmten Wert unterschreitet, wird abgelehnt. Alle anderen Bewerber kommen in das Auswahlgespräch. Wie ist ihre Herangehensweise an die Fragen des Fachs? Was motiviert sie für das Studium? Lassen sie Durchhaltevermögen auch bei schwierigen Themen erkennen? Anhand solcher Kriterien beurteilen erfahrene Kollegiumsmitglieder die Studieneignung. Alle Geeigneten werden zugelassen.
„Zulassung ohne Auswahlverfahren: bequem, ungerecht, verschwenderisch“
Die TUM betreibt für diese Auswahlverfahren beträchtlichen Aufwand. Allein zu den Wintersemestern führt sie 5.000 bis 6.000 Auswahlgespräche. „Die Zahlen zeigen: Es lohnt sich“, sagt Präsident Herrmann. „Wir sehen diese Arbeit auch als gesellschaftliche Verpflichtung. Die Gemeinschaft kann es sich nicht leisten, durch undifferenzierte Verfahren wie den Numerus clausus Ressourcen zu vergeuden – weder die Talente, die trotz Eignung nicht zugelassen werden, noch die Mittel, die alle Beteiligten aufbringen, wenn junge Menschen den ,falschen’ Studiengang gewählt haben.“
Trotz mehr als 15 Jahren hervorragender Erfahrungen erschweren gesetzliche Vorgaben die Eignungsfeststellungsverfahren. Diese dürfen nur für Studiengänge mit bestimmten Charakteristika angewandt werden. „Unsere Studie zeigt unwiderlegbar: Eine kluge Auswahl der Studierenden führt zu größerem Studienerfolg und damit zum Wohle aller“, sagt Herrmann. „Die Politik ist dringend gefordert, den Universitäten erweiterte Gestaltungsräume bei den Zulassungsverfahren einzuräumen.“ Auswahlverfahren seien das wichtigste Instrument der Qualitätssicherung. Bequem, aber ungerecht und verschwenderisch sei es hingegen, Bewerber nur aufgrund des Abiturs zuzulassen und sie nach einem Jahr hinauszuprüfen.
Publikation:
Sanaa, Veronika; Kasper, Eva: Erfolgreich studiert? Ergebnisse einer quantitativen Kohortenanalyse, München 2017. DOI: 10.14459/2017md1398660
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