Podcast „We are TUM“ – Transkript zur fünften Folge
„Wir haben natürlich den Punkt, dass wir mit 17 Nobelpreisträgern in der 150-jährigen Geschichte hier unfassbare geistige Schätze am Campus haben. Und die gilt es zu schützen. Ein Brand, man stelle sich vor: es steht vielleicht der 18. Nobelpreis in einem Labor und es brennt ab. Dafür sind wir eben da, das zu schützen.“
[Moderator Matthias Kirsch:] Der Mann, der sich um die geistigen Schätze der TU München sorgt, das ist Jürgen Wettlaufer. Er hat einen dieser vielen Jobs an der Universität inne, von denen die meisten gar nicht wissen, dass es sie überhaupt gibt. Jürgen Wettlaufer ist nämlich Chef der TU-Feuerwehr in Garching. Richtig gehört, die TU hat eine eigene Feuerwehr. Was es damit auf sich hat, das hören Sie in dieser Folge. Herzlich Willkommen zu „We are TUM“, dem Podcast von und für die Technische Universität München. Mein Name ist Matthias Kirsch und ich begleite Sie durch diesen Podcast. Wie immer stellt Ihnen ganz zu Beginn der Präsident der Universität, Thomas Hofmann, die Themen der heutigen Episode vor.
[Präsident Thomas Hofmann:] Liebe Zuhörende, wir leben in Zeiten des Wandels. Dabei ist die TU München gerne Vorreiter. Und das bedeutet: Immer wieder neu zu denken, neu zu experimentieren, zu pilotieren, aber auch über Erfolge zu berichten. So wie wir vor zwei Jahrzehnten als erste deutsche Universität einen Ableger im Ausland gegründet haben – die TUM Asia in Singapur. Ja, das war ein Experiment und es gelang. Zum 20. Geburtstag dieses Projekts sprechen wir in dieser Folge mit dem Geschäftsführer von TUM Asia, Dr. Markus Wächter. Aus Singapur geht es dann zurück nach Garching, zum Hidden Champion dieser Folge. Viele von Ihnen werden vielleicht gar nicht wissen, dass unser Campus Garching unter den aufmerksamen Augen einer eigenen Feuerwehrwache steht. Warum wir dies auch wirklich brauchen, erzählt uns der Chef der Universitätsfeuerwehr, Jürgen Wettlaufer.
Anschließend treffen wir die Mit-Gründerin eines erfolgreichen Start-ups, das aus der TUM heraus seine ersten Schritte gemacht hat. Das Unternehmen Vectoflow ist ein Vorreiter für innovative Strömungsmesstechnik und steckt heute in praktisch allen High-End-Geräten führender Wirtschaftsgrößen wie Siemens, Tesla oder ABB. Wir sprechen mit Katharina Kreitz zur Erfolgsgeschichte von Vectoflow und auch darüber, welche Vorurteile es in der Gründerwelt nach wie vor gegen Frauen gibt. Zum Abschluss dieser Folge von „We are TUM“ wird es dann sportlich – und zwar mit einem Alumnus der TUM: Frédéric Margue. Er ist Sportwissenschaftler und Leistungsdiagnostiker am Olympiastützpunkt in Luxemburg. Aus seiner Arbeit mit Profi-Athleten hat er uns fünf Tipps mitgebracht, wie jeder, ohne nach Ausreden suchen zu müssen, sportliche Aktivitäten in den Uni- oder Arbeitsalltag einbauen kann. Und nun wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Zuhören.
Spitzenforschung
[Kirsch:] Die heutige Folge beginnt etwa 10.000 Kilometer von München entfernt – genauer gesagt in Singapur. Dort hat die TUM vor zwei Jahrzehnten als erste deutsche Universität einen Auslandsableger gegründet: TUM Asia. Was damals ein Experiment war, ist heute eine Erfolgsgeschichte mit Nachahmern. Zum runden Geburtstag hat meine Kollegin Clarissa Ruge den Geschäftsführer von TUM Asia, Markus Wächter, getroffen.
[Clarissa Ruge:] Hallo, Herr Wächter.
[Markus Wächter:] Hallo, Frau Ruge.
[Ruge:] Herr Wächter, Sie leben seit vielen Jahren in Singapur. Gibt es etwas, das Sie jedes Mal aufs Neue fasziniert, wenn Sie durch Ihre Stadt spazieren gehen?
[Wächter:] Das erste, was mich nach wie vor fasziniert und wahrscheinlich auch in Singapur hält, ist sicherlich das Klima, das Wetter, die Vegetation. Aber jetzt mal von der Stadt per se sind es die Lebendigkeit, die verschiedenen Kulturen, das heißt die komplett oder sehr unterschiedlichen Aspekte, Kulturen in den verschiedenen Stadtvierteln: sei es China Town, sei es Little India, sei es im modernen Central Business District. Es ist, glaube ich, auf so engem Raum natürlich auch komprimiert eine nach wie vor sehr interessante und bereichernde Erfahrung.
[Ruge:] Gut 10.000 Kilometer liegen zwischen Singapur und München. Wie kommen sich bei so einer enormen Distanz diese beiden Standorte der TUM trotzdem nahe?
[Wächter:] Über die Menschen. Ganz direkte, einfache Antwort. Wahrscheinlich auch etwas, was uns jetzt durch Corona noch wesentlich bewusster geworden ist als vorher; sprich durch den Austausch der Studenten, die von Singapur nach München reisen für Praktika oder Masterarbeiten. Und vor allen Dingen auch die Dozenten, die jedes Jahr nach Singapur reisen, manche zwei, drei Mal im Jahr – ein Mitarbeiteraustausch, den wir auch aufgebaut haben mit verschiedenen Departments. Also primär wirklich über den menschlichen, direkten Austausch.
[Ruge:] An der TUM Asia kann man unter anderem den Bachelor Chemical Engineering und den Master Green Electronics studieren. Ähnliche Studiengänge gibt es aber auch am TUM-Hauptstandort in München. Warum sollte man dafür nach Singapur gehen?
[Wächter:] Sie haben schon das Wort „ähnlich“ in Ihrer Frage erwähnt. Also die Studiengänge sind nicht gleich, sie sind ähnlich. Wir haben natürlich auch die Inhalte auf die anderen Gegebenheiten vor Ort ausgerichtet, das ist das eine, also die Marktsituation in Singapur und Asien. Studenten, die in Singapur studieren, werden in der Regel in der Region Singapur, Asien, nach Jobs suchen und nicht in Deutschland. Das ist der erste Unterschied.
Die Studiengänge, die Sie erwähnt haben, sind sogenannte Joint Degrees, das heißt, die führen wir mit einer Partner-Universität vor Ort durch. Neben den TUM-Dozenten, die nach Singapur fliegen oder jetzt Online-Lehre machen, haben wir auch dementsprechend lokale Professoren und Dozenten vor Ort, das heißt auch ein ganz anderes Lehrumfeld, eine andere Lehrdidaktik. Und natürlich die Studentenschaft, die ja komplett unterschiedlich ist zur Studentenschaft in München. Also für den Bachelor, den Sie angesprochen haben, Chemical Engineering, haben wir fast nur Studenten aus Singapur. Für den Masterstudiengang Green Electronics haben wir primär Studierende aus China, Indien, anderen asiatischen Ländern, teilweise Europa, Südamerika, Afrika, also eine wesentlich andere Klientel. Und europäische Studierende sind absolut in der Minderheit in Singapur.
[Ruge:] Sie sind seit fast 17 Jahren für die TUM Asia tätig. Was hat sich in diesem Zeitraum für Sie verändert bezüglich der TUM, Ihrer Arbeit?
[Wächter:] Wenn ich zurückblicke auf TUM Asia im Jahr 2005, wo ich begonnen hatte: wir hatten damals gerade den zweiten Studiengang begonnen, wir hatten vielleicht die Größenordnung von 30, 40 Studierenden und haben über die Jahre neue Studiengänge entwickeln können, sowohl Bachelor als auch Master. Wir haben ein signifikantes Forschungsprojekt gestartet in 2010 und sind jetzt bei circa 600 eingeschriebenen Studenten an der Forschungstochter, die in den letzten zehn Jahren so, ich schätze, 120, 130 Doktoranden ausgebildet hat, die im Bereich Executive Education aktiv sind. Das heißt, wir sind durch eine große Transformation gegangen, was sicherlich auch einfach damit zu tun hat, dass die TUM die erste Universität in Deutschland war, die wirklich so ein Offshore-Projekt gestartet hat. Und viel hängt einfach mit der Erfahrung und dem Wissen über die Jahre zusammen, die man einfach auf beiden Seiten, in München und in Singapur, sammeln muss.
[Ruge:] 17 Jahre ist ja jetzt auch so eine lange Zeit, dass man persönlich eine Zwischenbilanz ziehen kann und sagen könnte: Ja, das war jetzt besonders schwierig und darauf bin ich jetzt echt stolz, dass wir das gewuppt haben. Gibt es da irgendwas, was Sie rausnehmen würden für sich?
[Wächter:] Wir haben eigentlich zwei und beides ist aus meiner Sicht im Jahr 2009/2010 passiert. Das erste war der Schritt, uns neben Master-Studienangeboten auch auf den Bachelor zu erweitern, wo es auch erst große Diskussionen innerhalb der TUM gab, zwischen uns und der TUM: Wollen wir sowas wirklich machen, wollen wir den Bachelor anbieten mit einem neuen Partner? Und zeitgleich das Forschungsprojekt, unsere Forschungstochter TUM CREATE, auch ein ganz neues Projekt von signifikanter Größenordnung. Die kamen beide ungefähr zur selben Zeit. Das war für uns damals als wirklich noch sehr kleine Einheit der erste Riesenschritt zu was deutlich Anderem und Größerem, das uns über ein halbes Jahr, Jahr sicherlich extrem beschäftigt hat, mich und meine Mitarbeiter. Aber wir haben dann beides mit großer Unterstützung der TUM, vor allem auch des Präsidiums erfolgreich geschafft. Und das sind die beiden wirklich großen Eckpfeiler, die TUM Asia auch heute definieren.
[Ruge:] Wenn ich kurz nachfragen darf, weil vielleicht ist manchen das nicht gleich ein Begriff: TUM CREATE ist?
[Wächter:] TUM CREATE ist offiziell unsere Forschungstochter, die seit 2010 als eigenständige Forschungseinheit Forschungsthemen in Singapur begleitet und durchführt, finanziert von der lokalen singapurischen Forschungsagentur NRF, National Research Foundation. Das erste Themengebiet war Elektromobilität in 2010, das läuft jetzt aus, also Mobilität, Sustainable Cities, Future Cities. Und wir sind jetzt oder TUM CREATE ist in der Endphase, neue Anträge gerade in Themen wie zum Beispiel Foods, wo wir stark mit Weihenstephan zusammenarbeiten. Ein wirklich signifikantes Forschungszentrum, wo dann wirklich auch Doktoranden, Postdocs aktiv sind.
[Ruge:] Was kann die TUM von einer Metropole wie Singapur lernen? Also zum Beispiel bei der Einstellung zu Innovation und Wissensdurst?
[Wächter:] Das Tempo in Asien und Singapur spezifisch ist wesentlich anders, wesentlich höher. Die Risikobereitschaft ist deutlich höher. Das heißt, es wird da nicht zwei, drei, vier Jahre über ein gewisses Themengebiet nachgedacht und diskutiert. Sondern wenn man sagt, man will was ausprobieren, dann werden recht schnell große Geldmittel und Ressourcen bereitgestellt. Und man versucht auch, auf neuen Gebieten wirklich in ein paar Jahren Ergebnisse zu schaffen. Wobei wir in Deutschland, glaube ich, nicht schlechter sind. Aber wir, glaube ich, bremsen uns manchmal zu sehr mit zu vielen Nachfragen und Sorgen, Zweifeln aus. Was natürlich gerade in Zukunftsfeldern, Daten, IT, Artificial Intelligence durchaus schon eine Frage ist, die man sich in Deutschland generell stellen muss: Wie lange will man sich diese Bedächtigkeit bei neuen Themen noch erlauben?
[Ruge:] Jetzt stelle ich schon die letzte Frage, was wiederum Ihre Biografie betrifft. In den 17 Jahren, sagen Sie, sind Sie weit vorangeschritten. Aber was ist jetzt, wo Sie sagen, in fünf Jahren, das möchte ich jetzt unbedingt mal knacken, das ist eine Herausforderung, da wollen wir schneller, besser werden. Was könnte das sein?
[Wächter:] Wo ich mir persönlich wünschen würde, dass wir wesentlich mehr aufbauen könnten, wäre einerseits eine engere Abstimmung zwischen zum Beispiel den verschiedenen TUM-Entitäten, die es in Peking, Mumbai, Singapur gibt. Wir sind zwar unterschiedlich aufgebaut, aber ich glaube, wir würden alle gewinnen, wenn wir da noch enger zusammenzuarbeiten. Wo ich noch großes Potenzial sehe, ist einfach auch auf persönlicher Ebene, wirklich einen direkteren Austausch, sei es auf Verwaltungs-, Mitarbeiter-, und Forscherebene, zu schaffen. Also wirklich auch TUM Asia als Launchpad für neue Sachen zu nutzen, auch für neue Projekte. Dass die TUM sagt, okay, ich möchte mal einfach ein paar Personen, Nachwuchsforscher, auch vielleicht Verwaltungsmitarbeiter für ein halbes Jahr/ Jahr in Singapur platzieren, um einfach mal zu sehen: Was geht anders? Es geht auch gar nicht darum, was ist besser, was ist schlechter. Es ist auch, glaube ich, sehr wichtig – das habe ich die letzten Jahre gelernt – wenn es darum geht, was ist denn zum Beispiel anders in Singapur?
Man sollte sich zurücknehmen, zu sagen, es ist schlechter oder es ist besser. Man sollte zumindest mal so weit offen sein, zu sagen, okay, ich möchte mal meinen eigenen Horizont hinterfragen. Das ist glaube ich, extrem erweiternd. Das ist was, wo, glaube ich, TUM Asia noch eine deutlich größere und bessere Rolle spielen könnte; auch als strategische Speerspitze für die TUM, nicht nur in Singapur und Asien, aber eigentlich in die ganze Asien-Pazifik-Region hinaus.
[Ruge:] Vielen Dank für das interessante Gespräch, Herr Wächter.
[Wächter:] Vielen Dank, Frau Ruge.
Hidden Champion
[Moderator Kirsch:] Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in Ihrem Labor und werkeln an einem wichtigen Experiment für ein Paper, für eine Abschlussarbeit oder einfach für ein Seminar. Plötzlich knallt es laut und das Labor, inklusive Ihrer Notizen, steht in Flammen. Genau solche Situationen zu verhindern, das gehört zu den Aufgaben von Jürgen Wettlaufer und seinen Kolleginnen und Kollegen. Jürgen Wettlaufer leitet nämlich die TUM-Feuerwehr in Garching. Warum die Universität die Feuerwehr braucht, das hat mir der Hidden Champion unserer heutigen Folge erzählt.
[Kirsch:] Hallo, Herr Wettlaufer.
[Jürgen Wettlaufer:] Hallo, ich grüße Sie.
[Kirsch:] Warum braucht die TU, die Technische Universität, denn eigentlich eine Feuerwache?
[Wettlaufer:] Na, man könnte das ganz einfach beantworten: weil es gesetzlich vorgegeben ist. Aber die Antwort wäre so zu einfach. Wir haben natürlich den Punkt, dass wir mit 17 Nobelpreisträgern in der 150-jährigen Geschichte hier unfassbare geistige Schätze am Campus haben. Und die gilt es zu schützen. Ein Brand, man stelle sich vor: es steht vielleicht der 18. Nobelpreis in einem Labor und es brennt ab. Dafür sind wir eben da, das zu schützen.
[Kirsch:] Wie sehen denn die Einsätze tatsächlich aus? Also haben Sie regelmäßig hier vor Ort auf dem Campus auch tatsächliche Einsätze? Oder halten sich, zum Glück müsste man ja fast sagen, die schlimmen Einsätze irgendwie in Grenzen?
[Wettlaufer:] Also das Aufgaben- und Einsatzspektrum der Werkfeuerwehr ist sehr breit gefächert. Also zunächst mal müssen wir an 365 Tagen 14 Einsatzkräfte rund um die Uhr sicherstellen, die hier ihren Dienst leisten. Und das Einsatzspektrum umfasst Brandbekämpfung, technische Hilfeleistung. Damit sind Verkehrsunfälle gemeint, aber auch Arbeitsunfälle sowie die verschiedenen ABC-Lagen. Zu ABC-Lagen: Wir haben ganz viele atomare, biologische und chemische Gefahren hier auf dem Gelände. Und daraus folgen natürlich dann auch Unfälle, Dinge, die nicht so gewünscht waren bei den Experimenten. Und dann kommen wir auf den Plan.
Und ja, wir haben Einsätze, also wir kratzen an zweitausend Alarmen pro Jahr. Ein ganz großer Teil davon fällt auf den Rettungsdienst, aber auch bei Brandeinsätzen sind wir in etwa bei 250 und bei technischer Hilfeleistung sind wir auch in etwa bei 250. Dann kommen noch ein paar Dienstleistungen dazu, die die Feuerwehr auch noch macht. Wir sind ja Supporter für die Forschenden, da kommt auch noch eine ganze Litanei an Themen dazu.
[Kirsch:] Sie haben ja schon angedeutet, wenn es zu Einsätzen kommt, dann ist irgendwo auf dem Campus was passiert und sie fahren hin. Wie oft passiert es denn auch, dass es umgekehrt ist? Also dass Forschungseinrichtungen, dass Fakultäten schon im Vorfeld anfragen. Wenn sie sagen, wir planen hier ein Projekt, ein Forschungsprojekt, das könnte vielleicht irgendwie heikel sein. Kommen die dann auch auf Sie zu und fragen mal beratend nach: Können Sie uns da helfen als Feuerwehr, worauf müssen wir uns einstellen? Kommt das auch vor?
[Wettlaufer:] Ja, also ich sehe hier ganz klar die Werkfeuerwehrwache auch als einen Dienstleister für die Forschung. Wir haben hier bundesweit eine einmalige Situation, glaube ich, diese Symbiose, die Werkfeuerwehr als Anhängsel an so ein Forschungszentrum. Das ermöglicht ja auch viel, gerade, wenn es um brandgefährliche oder vielleicht sogar explosive Experimente geht, können wir auch mal Dinge ermöglichen, einfach durch das Absichern so eines Experiments. Und ganz aktuell, im Winter dieses Jahres, waren ja diese Realbrandversuche, das Teamplus-Projekt, das wir unterstützt hatten. Und das sind so Dinge, die ich auch zukünftig jederzeit gerne unterstützen würde. Es ist jetzt nicht so, dass wir Selbstforschung betreiben. Das ist gar nicht das Thema. Wir sind keine Forscher, wir sind Feuerwehrleute. Aber ich sehe uns als Supporter der Forschung. Und das, glaube ich, ist einmalig in der Bundesrepublik. Diese Möglichkeit hier am Forschungscampus zu nutzen. Und die Forscher, die da Interesse haben: bitte gerne mich ansprechen. Wir werden versuchen, alles möglich zu machen, dass Sie ihre Versuche und Experimente, möglicherweise auch als einen Realbrandversuch, bei uns durchführen können.
[Kirsch:] Sind Sie auch außerhalb des Campus hier im Einsatz? Wenn zum Beispiel jetzt in Garching oder in der Stadt ein größerer Einsatz von Nöten wäre und die dortige Feuerwehr nicht genug ausrichten kann?
[Wettlaufer:] Wir sind ja auch eine reguläre Feuerwehr. Der Unterschied ist, dass wir uns auf unsere Gefahrenpotenziale spezialisiert haben. Also wir halten Zusatzgeräte vor, die jetzt vielleicht eine Berufsfeuerwehr München oder eine andere Berufsfeuerwehr in der Form nicht vorhält. Also wir müssen uns ganz speziell zum Beispiel auf den Reaktor vorbereiten im Sinne der atomaren Gefahr. Da brauchen wir Spezialgeräte, Spezialausrüstung. An der Fakultät für Chemie gibt es das eine oder andere Süppchen, das dort schlummert und dem wir speziell begegnen müssen. Da brauchen wir Spezialgerät, Spezialanzüge, damit wir das dann auch vernünftig abarbeiten können, sicher abarbeiten können.
[Kirsch:] Wo wir beim Thema Einsätze außerhalb des Campus der TU hier in Garching sind: Es gab vor nicht allzu langer Zeit eine Explosion in Garching. Da waren Sie schlussendlich auch im Einsatz. Vielleicht können Sie von diesem Einsatz auch mal erzählen. Das war ja so ein Einsatz, der dann über den Campus Garching hinausgegangen ist.
[Wettlaufer:] Ganz genau. Das kommt regelmäßig vor, dass wir eben auf Anforderung auch externe Hilfe leisten. In diesem Fall war es so, dass es in Garching in einem Keller, in einem Labor zu einer Explosion kam. Und folglich zu einem schweren Kellerbrand. Die Verrauchung führte dann in das gesamte darüberliegende Gebäude. Es gab dann zahlreiche hilflose Personen, die sich dann an den Balkonen und Fenstern bemerkbar machten. Unser Löschfahrzeug war die ersteintreffende Einheit und wir haben oder unsere Mitarbeiter haben hier zwei Personen wirklich aus schwer verrauchten Bereichen gerettet. Und das sind halt immer wieder so Dinge, da zeigt sich, warum man diese ganzen Trainings und Drillmaßnahmen durchführt. Weil das ist genau so ein Beispiel, da kommt es auf Sekunden an. Da geht es dann wirklich um Menschenleben.
[Kirsch:] Und es ist auch so ein Beispiel, wo Sie eben außerhalb des TU-Kosmos im Einsatz sind. Inwiefern ist das auch einfach ein gutes Signal für die Uni an sich?
[Wettlaufer:] Ja. Also ich glaube schon: die Werkfeuerwehr wird auch außerhalb des Campus von den Bürgern und Bürgerinnen wahrgenommen. Also gerade von den umliegenden Gemeinden. Unser Rettungswagen ist ja doch relativ häufig in umliegenden Kommunen und Gemeinden unterwegs. Und klar, das professionelle Auftreten unseres Rettungswagens leistet hier, glaube ich, schon einen wertvollen Beitrag. Zwar einen kleinen, aber einen kleinen Beitrag, um die TU nicht nur als den gefährlichen Campus wahrzunehmen. Und ja, die Werkfeuerwehr kann auch hier einen kleinen Beitrag leisten, dass die Öffentlichkeit die TUM als etwas Positives, für jeden ganz persönlich, wahrnimmt.
[Kirsch:] Vielleicht noch zu Ihnen persönlich: Sie hatten mir im Vorgespräch erzählt, dass Sie mit 14 angefangen haben bei der Freiwilligen Feuerwehr. Sie sind Ihre ganze Berufskarriere als Feuerwehrmann aktiv. Sie haben alle möglichen Stufen des Systems durchlaufen. Was bedeutet dieser Beruf für Sie? Was bedeutet es für Sie, in dieser Position als Leiter der Feuerwehrwache hier in Garching tätig sein zu können mit Ihren Kolleginnen und Kollegen?
[Wettlaufer:] Also Feuerwehr ist kein klassischer Beruf. Das, glaube ich, dürfte jedem sofort klar sein, ohne wirklich Insider zu sein. Teamfähigkeit ja so ein Begriff, den man in jeder Stellenausschreibung, egal in welcher Branche, irgendwo lesen kann. Aber Teamfähigkeit im Bereich Feuerwehr bedeutet halt auch wirklich Teamfähigkeit. Und das ist keine leere Phrase. Es gibt, glaube ich, wenige Berufe, die so ein bedingungsloses Vertrauen in die Fähigkeit und das Können der eigenen Kollegen notwendig machen. Ich glaube, es gibt kaum einen anderen Beruf, indem man diese Ausprägung, seine eigene körperliche Unversehrtheit in die Hände eines Kollegen zu geben, hat wie bei der Feuerwehr. Und das führt schon zu einem einzigartigen Zusammengehörigkeitsgefühl, wie man es so eigentlich nirgends findet.
[Kirsch:] Herr Wettlaufer, ich bedanke mich sehr für Ihre Zeit und die vielen Informationen.
[Wettlaufer:] Danke, sehr gerne, fürs Gespräch.
Der junge Blick
[Kirsch:] Von der TU München in die weite Welt hinaus. Das ist der Traum, den viele junge Gründerinnen und Gründer haben. Katharina Kreitz ist eine von jenen, denen genau das gelungen ist. Mit ihrem Start-up Vectoflow beschäftigt sie mittlerweile fast zwei Dutzend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und hat Kunden in aller Welt. Meine Kollegin Clarissa Ruge hat mit Katharina Kreitz gesprochen. Über die Hürden für Frauen in der Gründerszene, über Vorurteile und darüber, wie man trotzdem weitermacht.
[Ruge:] In wenigen Sätzen, wie würden Sie Ihr Start-up beschreiben und was macht es so besonders?
[Katharina Kreitz:] Hallo zusammen und ich freue mich, dass ich da sein kann. Ganz einfach erklärt: Meine Firma Vectoflow stellt Strömungsmesstechnik her für allerlei Strömungen. Also wir messen in Luft, Wasser, Gas, Öl, es ist eigentlich egal, Hauptsache es bewegt sich und dann können wir darin messen. Dann nehmen wir alle möglichen Parameter raus, also sowas wie Geschwindigkeit, Druck, Temperatur, Anströmwinkel. Deshalb sind wir in ganz, ganz vielen Applikationen wie Autos, Flugzeugen, Drohnen bis hin zu Dunstabzugshauben sogar, weil da strömt auch was. Dementsprechend sind wir in ganz, ganz vielen verschiedenen Feldern tätig.
[Ruge:] 2014 haben Sie Ihr Start-up gegründet. Zu diesem Zeitpunkt waren ja Gründerinnen noch seltener als heute. Also ich habe mich eingelesen und gelesen, dass nur elf Prozent aller Start-ups von Gründerinnen gemacht werden. Was hat Sie damals schon zur Gründung ermutigt?
[Kreitz:] Also in meinem Bereich gibt es, glaube ich, gar keine Gründerinnen, leider. Es sind dann meist vegane Food-Start-ups, die von Frauen gegründet werden. Meins ist dann schon noch ein Stück „nischiger“. Es war tatsächlich bei mir so, dass die Gründung der Firma eher so ein bisschen Mittel zum Zweck war, weil ich hatte einfach ein Problem gesehen. Ich habe schon ganz, ganz viel in der Luft- und Raumfahrttechnik gearbeitet, schon während des Studiums, weil ich mich sehr schnell langweile in Vorlesungen. Und habe dann sehr viel gearbeitet, bei BMW, bei der NASA, bei Airbus und war immer im Prüfstand und habe da gesehen, dass es da echt noch viel zu verbessern gibt in der Messtechnik. Ich hatte dann zusammen mit meinem jetzigen Mitgründer, damals mein Diplomarbeits-Betreuer Christian, die Idee, das doch additiv herzustellen. Also mit 3D-Druck. Weil das würde sehr, sehr viele Probleme lösen. Damit wir gucken konnten, ob das auch andere eine gute Idee finden, mussten wir eine Firma gründen, um zu schauen, ob das so klappt. Und so kam es eigentlich dazu. Also ich hatte eigentlich nicht vor, mal eine Firma zu gründen. Ich bin da eher so reingefallen.
[Ruge:] Gibt es irgendeine Bemerkung oder irgendeinen Satz, den Sie heute noch im Kopf haben, wo Sie sich geärgert haben? Und gesagt haben, jetzt erst recht bin ich Gründerin.
[Kreitz:] Einen, wäre eher die Frage – sowas was kommt tagtäglich vor. Also es gibt da viele Sachen, dass Leute uns früher schon gesagt haben, woah, das wird nie was, das ist eine schlechte Idee und so. Und wenn man heute mit denen redet, dann sind sie natürlich die, die da schon immer als Erster dran geglaubt hatten. Das ist so ein Klassiker. Dann haben wir natürlich die ganzen Frauen-Themen, weil ich ja gerade in so einem Bereich bin, wo wenig Frauen sind. Also auch meine Kunden sind eigentlich alle Männer. Da gibt es ganz, ganz viele Beispiele, wo es allein, wenn ich in einen Raum komme, so ist: „Oh Gott, das ist sicher die Sales-Trulla“. Und dann stellen sie erstmal so zehn Fragen, die würden meine männlichen Kollegen nicht bekommen. Wo dann erstmal abgecheckt wird, okay, kann die auch was. Und dann ist es in Ordnung. Wenn ich das gut, zufriedenstellend für die beantwortet habe, dann ist in Ordnung. Aber bis dahin muss ich schon durchkommen. Sowas ist normal.
[Ruge:] Gehen wir jetzt nochmal auf Ihr Start-up Vectoflow. Was war seit 2014 für Sie persönlich, wo Sie sagen, jetzt haben wir diesen Milestone auch geschafft? Oder diesen, oder da war ein Moment, wo wir fast aufgehört hätten. Gibt es sowas?
[Kreitz:] Also, was natürlich toll war, dass wir den ersten Kunden bekommen haben. Wir hatten ja unsere Webseite damals gemacht und die hatten wir selber gemacht. Wir hatten davor noch nie eine Webseite gemacht und so sah sie auch aus. Wir hatten aber ein Kontaktformular da drauf und da hatte sich dann tatsächlich ein Formel-Eins-Team nach einer Woche Existenz dieser Webseite gemeldet. Da hatten wir eigentlich gedacht, woah, irgendwelche Freunde von uns haben die Webseite gehackt. Aber es war tatsächlich das Team und die haben uns dann eingeladen und wurden unsere ersten Kunden und sind es immer noch. Also dementsprechend, das war schon so ein Milestone natürlich, ja. Und dann gab es natürlich eine erste Kalibrierung, weil unsere Messtechnik muss kalibriert werden. Da gab es natürlich sehr, sehr viele dann und die haben wir immer noch.
[Ruge:] Welchen Rat würden Sie TUM-Studierenden geben, die gründen wollen?
[Kreitz:] Macht es nicht, laut Elon Musk. Nein, es ist wirklich wichtig, dass man sehr schnell mit vielen redet. Weil viele Leute ja so ein bisschen die Idee haben, oh, ich darf niemanden davon erzählen, weil der macht mir das sicher nach. Das ist absoluter Schwachsinn. Also wenn die Idee ganz gut ist, gibt es immer mindestens zehn Leute, die das auf der Welt auch im Kopf haben und eventuell schon machen. Deshalb lieber mit sehr, sehr vielen Leuten reden und gucken, okay, bin ich nicht der Einzige, der findet, dass das hier eine gute Idee ist. Weil die können einem vielleicht dann auch helfen und sowas. Also da möglichst schnell rausfinden, bin ich der Einzige, der das geil findet oder finden das vielleicht noch ein paar andere eine gute Idee? Und dafür muss man sich auch oft ein bisschen aufs Glatteis bewegen, wo man sich vielleicht nicht ganz wohlfühlt. Das ist wirklich wie ins kalte Wasser geworfen werden, das ist aber einfach so – und das ist für Männer und Frauen das Gleiche. Und viele Frauen, auch wenn sie gerade sagen, oh, ich bin aber hier nicht so risikoaffin. Das ist für Männer auch schwierig und das muss man einfach machen.
[Ruge:] Vectoflow. Wenn man jetzt drauf stolz ist als Gründerin und jetzt ein bisschen angeben will: Was können Sie uns erzählen?
[Kreitz:] Also wir sind jetzt sechseinhalb Jahre alt. Ich glaube, man sagt, dass man nach sieben Jahren aus dem Gröbsten raus ist. Ich glaube, da sind wir auf einem guten Weg. Wir sind mittlerweile in über 80 Ländern. Ich glaube, alle Kunden, die wir haben, kennen Sie. Also von SpaceX oder deutsche Firmen oder europäische Firmen. Also wir sind tatsächlich weltweit verteilt. Wir bauen bald eine Niederlassung in Amerika auf und haben immer innovative Produkte, weil wir immer weitergehen wollen und nicht stehenbleiben wollen, weil dann wird man überholt. Und das ist, glaube ich, auch der Spaß für meine ganzen Mitarbeiter. Wir sind mittlerweile 19. Dass die auch selber Entwicklungen vorantreiben können – und das macht einfach Spaß. Und sich selbst verwirklichen können und tatsächlich auch einen Teil der Firma shapen können.
[Ruge:] So, jetzt nur ein Stichwort oder einen kurzen Satz zum Studium Maschinenbau, für die Studierenden, die jetzt anfangen. Gibt es irgendeine Prüfung, wo Sie sagen würden: Mensch, Leute, darauf müsst ihr echt lernen?
[Kreitz:] Mechanik I/II. Da würde ich empfehlen, mehr zu lernen als man denkt. Da habe ich auch eine Ehrenrunde gedreht.
[Ruge:] Okay. Dann Danke fürs Gespräch, Katharina Kreitz.
[Kreitz:] Vielen Dank Ihnen.
Fünf Tipps
[Moderator Kirsch:] Zum Abschluss der heutigen Folge von „We are TUM“ verlassen wir wie immer den Kosmos der Universität – und zwar für unsere Rubrik ‚Fünf Tipps‘. Heute geht es da um Gesundheit, um Sport und um den körperlichen Ausgleich neben Arbeit oder Studium. Insbesondere beschäftigt uns heute die Frage, wie bekomme ich das alles eigentlich unter einen Hut? Mein heutiger Gast ist der Sportwissenschaftler Frédéric Margue. Er ist Leistungsdiagnostiker am Hochleistungssportinstitut in Luxemburg. Das ist vergleichbar mit einem deutschen Olympiastützpunkt. Und er ist außerdem auch Triathlon-Trainer. Hallo, Frédéric.
[Frédéric Margue:] Hallo, Matthias.
[Kirsch:] Frédéric, du hast uns heute fünf Tipps mitgebracht, wie ein guter Ausgleich zwischen Sport auf der einen Seite und Arbeit und Studium auf der anderen Seite funktionieren kann. Bevor wir dazu kommen, du bist ja selbst Alumni der TU München. Du hast an der TUM Sportwissenschaften studiert. Wie war deine Sportroutine während des Studiums?
[Margue:] Ja, also während meines Studiums habe ich sehr viel Triathlon gemacht und habe dabei auch ganz viel vom Angebot der ZHS profitiert. Das heißt, es hat ganz oft so ausgeschaut, dass ich zum Beispiel vor den Vorlesungen noch im Schwimmbad war beim Olympiazentrum, wo ja sehr schöne Sportinfrastrukturen sind. Sonst habe ich meinen Radsport nebenher gemacht, meine Laufeinheiten im Olympiapark. In München hat man da ja sehr schöne Möglichkeiten.
[Kirsch:] Das klingt auf jeden Fall so, als hättest du das ganz gut unter einen Hut bekommen. Dann lass uns doch jetzt konkret zu deinen Vorschlägen kommen. Welche fünf Tipps zu einem guten Ausgleich von Arbeit und Studium und Sport hast du unseren Zuhörerinnen und Zuhörern denn mitgebracht?
#1
[Margue:] Also mein erster Tipp wäre: Versucht so viel wie möglich Sport und Bewegung im Allgemeinen in den Alltag zu integrieren. Also gerade bei Leuten, die wenig Zeit haben oder auch einfach nicht zu viel Zeit in den Sport investieren möchten, lohnt es sich, ganz klar darüber nachzudenken, ja, wo kann man überall im Alltag die körperliche Aktivität steigern. Der Klassiker wäre zum Beispiel, der Weg zur Arbeit oder eben zur Uni. Wer diesen zum Beispiel mit dem Rad zurücklegt, der hat ganz schnell mal zwei Sporteinheiten am Tag absolviert und verliert dabei eigentlich kaum Zeit im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln. Alternativ kann man auch zum Beispiel ein bis zwei U-Bahn-Stationen früher aussteigen und einen Teil des Weges laufen. Sonst können es eben auch noch kleinere Sachen sein. Also grundsätzlich würde ich zum Beispiel immer auf Rolltreppen und Aufzüge verzichten. Dadurch gewinnt man dann im Alltag einfach, ja, ein gratis Kraftausdauertraining.
[Kirsch:] Das ist der erste Tipp also. Der zweite Tipp?
#2
[Margue:] Ja, der zweite Tipp wäre: Findet die Sportart, die euch Spaß macht. Das klingt eigentlich ganz einfach, aber es gibt so viele Leute, die zwingen sich jeden Tag ins Fitnessstudio zu gehen oder denken, Joggen müsste ihnen jetzt auch unbedingt Spaß machen. Das ist aber einfach ganz oft nicht der Fall. Wenn man also merkt, dass man an diesen Klassikern keine Freude hat, ja, dann sollte man unbedingt andere Sportarten ausprobieren. Um einfach diejenige zu finden, die zu einem passt. In München bietet sich dafür natürlich das Kursangebot vom zentralen Hochschulsport an. Dort kann man so viele Sportarten ausprobieren, verschiedene Bewegungsformen ausprobieren und da findet man dann sicher etwas, das einem zusagt. Also grundsätzlich ist eigentlich einfach jede Form der Bewegung erstmal besser als gar keine Bewegung.
[Kirsch:] Klar. Wenn der Sport keinen Spaß macht, dann neigt man wahrscheinlich eher dazu, nicht weiterzumachen. Das macht natürlich absolut Sinn. Dein dritter Tipp?
#3
[Margue:] Das geht in eine ähnliche Richtung: Versucht Trainingspartner zu finden oder Vereine, kleine Gruppen, die mit euch zusammen trainieren. Viele Menschen bleiben eher am Ball, wenn sie ihren Sport in der Gruppe oder eben mit einem Partner betreiben. Das kann zum Beispiel ein Lauftreff sein. Das kann ein klassischer Sportverein sein. Das kann aber auch einfach eine informelle Gruppe sein, die sich zum Fußballspielen im Park trifft. Oder einfach ein Freund, der sich mit dir zum Training trifft. Die Motivation ist so einfach oft höher und wer verabredet ist, der lässt einfach grundsätzlich mal eine Trainingseinheit nicht so schnell fallen. Man fühlt sich der Sache einfach mehr verpflichtet. Außerdem ist die Freude am Training in der Gruppe oft einfach höher und man wird von der Gruppendynamik mitgerissen.
[Kirsch:] Das kennen wir natürlich alle. Wenn wir uns vornehmen, abends mal laufen zu gehen und der Druck von der sozialen Gruppe ist nicht da, dann neigt man eher dazu, auf dem Sofa sitzen zu bleiben. Das stimmt natürlich.
[Margue:] Ganz genau, ja.
[Kirsch:] Frédéric, der vierte Tipp, den du uns mitgebracht hast?
#4
[Margue:] Ja, macht lieber öfter kurze Einheiten als zum Beispiel einen langen Dauerlauf pro Woche. Es bringt nichts, wenn man denkt, man müsste am Wochenende quasi das nachholen, was man die gesamte Woche über vernachlässigt hat. Und habt dann auch keine Angst davor, mal ordentlich Gas zu geben. Also je höher die Intensität, desto höher ist auch der Energieumsatz und so kann man in kurzer Zeit oft mehr erreichen als mit ruhigen langen Einheiten. Auch die WHO hat übrigens dahingehend ihre Empfehlungen angepasst vor circa einem Jahr und gibt als Richtlinie für Erwachsene jetzt mindestens 150 bis 300 Minuten Aktivität von moderater Intensität vor oder eben alternativ 75 bis 150 Minuten Aktivitäten von höherer Intensität vor. Also es lohnt sich einfach, auch mal in die hohen Intensitäten vorzustoßen. Wer also zum Beispiel zwei Mal pro Woche mit dem Rad zur Uni oder zur Arbeit fährt, einmal in der Mittagspause mit den Kollegen Basketball spielt und dann am Wochenende vielleicht noch einmal Joggen geht, der erreicht dieses Pensum, das empfohlen wird, eigentlich schon locker.
[Kirsch:] Und dann kommen wir schon zu deinem letzten Tipp, dem fünften Tipp.
#5
[Margue:] Ja, das ist eigentlich ein Tipp, der fast für alle Bereiche des Lebens gilt, aber auch im Sport sehr gut angewendet werden kann. Setzt euch Ziele und zwar gute Ziele. Wann ist ein Ziel gut? In dem Zusammenhang spricht man oft davon, dass das Ziel wirklich smart sein sollte. Es sollte erstens spezifisch sein. Man muss also genau beschreiben können, was man erreichen will. Dann sollte es messbar sein. Das heißt, es muss Kriterien geben, anhand derer man sagen kann, ob das Ziel erreicht wurde oder eben auch nicht. Dann sollte das Ziel attraktiv sein. Und das ist natürlich höchst subjektiv und individuell. Es sollte realistisch sein. Das heißt einerseits ambitioniert, aber eben auch erreichbar. Ganz wichtig. Und es muss terminiert sein. Es muss einfach ein Datum geben, zu dem das Ziel erreicht werden soll. Ein Beispiel wäre dafür: ich will nächsten Oktober den Halbmarathon in München in zwei Stunden schaffen. Also das wäre ein relativ einfaches, smartes Ziel. Also zumindest ist das spezifisch, messbar und terminiert. Und ob es dann attraktiv und realistisch ist, das muss natürlich jeder für sich selber abwägen.
[Kirsch:] Ja, das hängt wahrscheinlich davon ab, wie gut man mit den fünf Tipps, die du uns heute gegeben hast, insgesamt umgeht. Mein Eindruck ist, die Kombination dieser verschiedenen Sachen führt dazu, dass man einen guten Ausgleich zwischen der Arbeit oder dem Studium und den körperlichen Ausgleich auf der anderen Seite hat. Frédéric, vielen Dank, dass du bei uns warst. Und vielen Dank für die Tipps.
[Margue:] Ja, ich danke auch.
[Kirsch:] Und das war es für diese Folge von „We are TUM“. Auch in der nächsten Folge sprechen wir wieder über Spitzenforschung, das Studienleben und all die Menschen, die die TU zu dem einzigartigen Ort machen, der sie ist. Das war „We are TUM“. Diese Folge wurde produziert von Marcel Laskus, Clarissa Ruge, der ProLehre Medienproduktion und von mir, Matthias Kirsch. Das Sounddesign und die Postproduktion gestaltet Marco Meister von Edition Meister. Bis zur nächsten Folge, kommen Sie mit uns und entdecken Sie die großen und die kleinen Geheimnisse der TU München!
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Technische Universität München
Dr. phil. Clarissa Ruge
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