• 21.2.2023
  • Lesezeit: 2 Min.

Studie untersucht Erfolg von Maßnahmen in Deutschland und Großbritannien

Zuckerreduktion bei Softdrinks kommt nicht voran

Softdrinks gelten als Treiber für Übergewicht und Diabetes. Eine neue Studie zeigt: In Deutschland ist der durchschnittliche Zuckergehalt in den vergangenen sechs Jahren trotz entsprechender Zusagen der Industrie kaum gesunken. In Großbritannien, wo in 2018 eine Herstellerabgabe auf Softdrinks eingeführt wurde, gelang im gleichen Zeitraum eine deutlich stärkere Reduktion.

Ein Supermarkt-Regal mit Softdrinks LoraLiu / istockphoto.com
Stark zuckerhaltige Getränke stellen aus Sicht von Expert:innen ein Gesundheitsrisiko dar. Durch eine 2018 beschlossene freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie soll der Zuckergehalt bis 2025 in Deutschland um 15 Prozent reduziert werden.

Der durchschnittliche Zuckergehalt von Softdrinks in Deutschland ist in den Jahren 2015 bis 2021 lediglich um etwa 2 Prozent gesunken. Das zeigt eine Studie der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) in Zusammenarbeit mit Forschenden der Technischen Universität München (TUM) und der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU).

„Nationale Reduktionsstrategie“ bleibt hinter Zielen zurück

2018 hatte die damalige Bundesernährungsministerin Julia Klöckner die „Nationale Reduktionsstrategie“ für Fertiglebensmittel ins Leben gerufen. In diesem Rahmen hat sich die Getränkeindustrie freiwillig dazu verpflichtet, den absatzgewichteten Zuckergehalt ihrer Produkte im Zeitraum 2015 bis 2025 um 15 Prozent zu reduzieren. Die aktuelle Studie zeigt, dass die Industrie bislang weit hinter diesem Ziel zurückbleibt. Rechnerisch hätte von 2015 bis 2021 eine Reduktion um 9 Prozent erfolgen müssen, um auf Kurs zu sein.

„Durch die Studie wird deutlich, dass die aktuelle Strategie, die auf eine freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie setzt, nicht ausreicht, um eine nennenswerte Reduktion des Zuckergehalts zu erreichen“, sagt Michael Laxy, Professor für Public Health and Prevention an der TUM, gemeinsam mit Prof. Eva Rehfuess (LMU) Letztautor der Studie. „Bei dem jetzigen Tempo würde es Jahrzehnte dauern, bis die gesetzten Ziele erreicht sind.“

Großbritannien: Zuckergehalt um 30 Prozent gesenkt

Der Studie zufolge lag der durchschnittliche absatzgewichtete Zuckergehalt von Softdrinks in Deutschland im Jahr 2015 bei 5,3 Gramm je 100 Milliliter und 2021 bei 5,2 Gramm je 100 Milliliter. Zum Vergleich: In Großbritannien ist der Zuckergehalt im gleichen Zeitraum von ebenfalls 5,3 Gramm je 100 Milliliter auf 3,8 Gramm je 100 Milliliter gesunken. Das entspricht einer Reduktion um etwa 30 Prozent.

„Unsere Daten zeigen nicht nur ein langsames Reduktionstempo in Deutschland – sie zeigen auch, wie es anders geht,“ sagt Dr. Peter von Philipsborn, Hauptautor der Studie und Wissenschaftler am Lehrstuhl für Public Health und Versorgungsforschung der LMU.

Hersteller-Abgaben in vielen Ländern eingeführt

Die britische Regierung hatte 2018 eine Hersteller-Abgabe auf stark gezuckerte Getränke eingeführt, um den Zuckergehalt in Softdrinks zu senken. Weltweit haben mittlerweile mehr als 50 Regierungen eine Abgabe oder Steuer für Zuckergetränke eingeführt. Medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaften, die Weltgesundheitsorganisation, Verbraucherschützer und auch Krankenkassen empfehlen seit Jahren die Einführung einer entsprechenden Regelung auch in Deutschland.

Publikationen

P. von Philipsborn, O. Huizinga, A. Leibinger, D. Rubin, J. Burns, K. Emmert-Fees, S. Pedron, M. Laxy, E. Rehfuess. „Interim Evaluation of Germany’s Sugar Reduction Strategy for Soft Drinks: Commitments versus Actual Trends in Sugar Content and Sugar Sales from Soft Drinks“. Annals of Nutrition and Metabolism (2023). DOI:10.1159/000529592.

Weitere Informationen und Links
  • Für die aktuelle Studie haben die Autor:innen Daten des Marktforschungsinstituts Euromonitor International ausgewertet, das als führend in der Marktforschung für Verbrauchermärkte gilt. In die Daten von Euromonitor fließen Unternehmensberichte, offizielle Statistiken, Markterhebungen und Schätzungen von Branchenexpert:innen ein.
  • Die Studie wurde finanziert aus Mitteln des Berufsverbands der Kinder und Jugendärzte (BVKJ), der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM), der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), der Deutschen Herzstiftung, der LMU und des Verbands der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD).

Technische Universität München

Corporate Communications Center

Kontakte zum Artikel:

Prof. Dr. Michael Laxy
Technische Universität München
Professur für Public Health and Prevention
Tel: +49 (89) 289 - 24977
michael.laxyspam prevention@tum.de
 

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