• 7.2.2024
  • Lesezeit: 3 Min.

NewIn: Katja Thoring

Wie Arbeitsräume die Kreativität beeinflussen

In dieser Folge von "NewIn" stellen wir Prof. Katja Thoring vor. An der Schnittstelle von Produkt, Raum, Architektur und Technologie erforscht sie, wie Arbeitsumgebungen die Kreativität auf vielfältige Weise beeinflussen.

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Wie sind Sie zum Design gekommen, Frau Thoring?

Ich habe viel ausprobiert: von Grafikdesign über Interface Design bis hin zu Innenarchitektur und Produktdesign. Meine interdisziplinäre Arbeitsweise und Neugier brachten mich schließlich zum Integrated Product Design, wo all diese Aspekte ineinandergreifen. Angetrieben von derselben Neugier, kam später die Forschung hinzu. Als Professorin liegt mir besonders am Herzen, diese Leidenschaft für Neues an meine Studierenden weiterzugeben und sie zu begeistern. Auch ich selbst lerne durch die Lehre stets Neues dazu.

Was zeichnet einen kreativen Arbeitsraum aus? 

Ein 'Creative Space' ist eine Umgebung, die kreatives Schaffen unterstützt. Das beinhaltet Aspekte wie Equipment und Möbel auf der Objektebene und das Interior Design mit Faktoren wie Akustik, Beleuchtung oder Wandfarbe. Auch die Architektur spielt eine Rolle, beispielsweise die Größe der Fenster, der Ausblick oder Treppen als Begegnungsorte. Schließlich ist der Standort im städtischen Kontext wichtig: Die Nähe zu Infrastrukturen für Materialbeschaffung und oder die umgebende Natur. All diese Elemente beeinflussen die Arbeitsprozesse. So kann beispielsweise eine aufrechte Sitzhaltung mit eingeschränktem Ausblick Konzentration und Fokusarbeit unterstützen, während die Möglichkeit für Bewegung und Aktivität kreatives Denken fördert.

In den letzten Jahren sehen wir vermehrt kreative Arbeitsplätze. Was halten Sie von Start-up-Lofts mit  Sitzsäcken und Tischtennisplatten?

Prinzipiell finde ich es gut, sich darüber Gedanken zu machen, wie der Arbeitsplatz mehr Spaß machen kann. Manche Konzepte, wie etwa das Bereitstellen von Pingpong-Tischen, Kletterwänden und Rutschen, sprechen aber nicht jeden an und zielen oft auf eine jüngere Zielgruppe. Ein weiterer kritischer Punkt ist, dass solche Angebote zu längeren Arbeitszeiten verleiten könnten. Beispielsweise könnten kostenlose Pizzas nach 21 Uhr oder bezahlte Taxis nach Mitternacht attraktiv erscheinen, bergen jedoch die Gefahr, dass Mitarbeitende zu Überstunden veranlasst werden. Diese Maßnahmen sind nicht immer selbstlos und spiegeln auch die Unternehmenskultur wider. Traditionelle Firmen bieten vielleicht die Annehmlichkeiten nicht, während Startups mit Fokus auf Innovation diese eher integrieren. Entscheidend ist, dass diese Einrichtungen nicht nur zur Dekoration dienen, sondern Teil der gelebten Bürokultur sind. 

Welche Schwerpunkte setzen Sie in Ihrer Forschung zur Gestaltung kreativer Arbeitsumgebungen?

Mein aktueller Fokus liegt auf der Entwicklung hybrider und virtueller Arbeitsräume, speziell im Hinblick auf die Integration physischer Raumqualitäten. Parallel dazu leite ich ein Projekt zum Biophilic Design, das die Einbindung von Natur in Arbeitsumgebungen und deren wissenschaftlich messbare Auswirkungen auf Wohlbefinden und Kreativität erforscht. In diesem Kontext führen wir experimentelle Studien durch, um über subjektive Umfragen hinaus objektive Daten zu Kreativität zu erhalten. Ein weiterer spannender Aspekt ist die Rolle der Künstlichen Intelligenz in der Arbeitswelt und die Erforschung neuer Arbeitsmethoden und -umgebungen. Diese technologischen Entwicklungen werden die Arbeitswelt nachhaltig verändern, wobei die genauen Auswirkungen und Formen noch ungewiss sind.

Wie sieht Ihr eigener Arbeitsplatz aus? 

Den Arbeitsplatz an der TUM will ich mit meinem Team kreativ und förderlich für Kreativität gestalten. Hier setzen wir nicht nur unsere Forschung um, sondern probieren Vorschläge auch praktisch aus. Zu Hause bevorzuge ich es, gemütlich auf dem Sofa zu arbeiten, da mein Schreibtisch oft zu chaotisch ist. Meine produktivste Arbeitszeit erlebe ich jedoch auf Reisen. In der Fremde, mit Blick aufs Wasser oder ins Grüne, kann ich am besten kreativ sein und konzentriert schreiben. 

Wie geht es mit der Disziplin Design an der TUM weiter?

Meine zwei Hauptaufgaben hier sind derzeit der Aufbau des Munich Design Instituts (MDI) gemeinsam mit Annette Diefenthaler und die Etablierung eines neuen Design-Studiengangs – beides tolle und spannende Herausforderungen.

Angesichts der über 300 Design-Studiengänge in Deutschland liegt die Aufgabe darin, ein einzigartiges Programm zu entwickeln, das sich deutlich von den bestehenden unterscheidet. Design ist naturgemäß sehr interdisziplinär. Die TUM bietet hier durch ihre interdisziplinäre Ausrichtung einzigartige Möglichkeiten. Die Zusammenarbeit mit der Medizin, der Informatik, sowie den Ingenieur-, Sport- und Sozialwissenschaften könnte ein Alleinstellungsmerkmal unseres Design-Studiengangs sein.

Ich hoffe, dass potenzielle Studierende diese besondere Gelegenheit erkennen und es reizvoll finden, Design in einem so vielfältigen Umfeld zu studieren.

Weitere Informationen und Links
  • Katja Thoring studierte Industrial Design an der Universität der Künste Berlin und am California College of the Arts, San Francisco. Sie promovierte im Bereich Design Research an der TU Delft und war bis 2022 Professorin in Dessau. Seit 2023 leitet Katja Thoring den Lehrstuhl für Integrated Product Desig an TUM. 
  • Der Lehrstuhl wird gefördert über die Hightech Agenda Bayern
  • Alle Folgen NewIn.

Technische Universität München

Kontakte zum Artikel:

Prof. Katja Thoring
Lehrstuhl für Integrated Product Design

Technische Universität München
 

 

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