Interview mit Lucia Dörffel
TUM-Studentin startet im olympischen Sportklettern
Im Juni haben Sie sich für Olympia qualifiziert, herzlichen Glückwunsch! Das waren sicher keine einfachen Wochen.
Dankeschön und ja, der Druck war in der letzten Zeit ziemlich hoch. Zwischen der Qualifikation und dem ersten Wettkampf in Paris lagen jetzt nur vier Wochen.
Sind Sie sehr aufgeregt, jetzt direkt vor der Abreise?
Momentan verspüre ich nur Freude. Die Erfahrung, einmal bei olympischen Spielen dabei zu sein, ist auf jeden Fall einzigartig. Ich vermute, das wird alles viel größer, als ich es mir vorstellen kann. Ich denke, wenn ich meine Sachen gepackt habe und in den Zug steige, kommt dann doch etwas Aufregung hinzu.
Sie starten in der neuen Kombi aus Bouldern und Lead. Wie sehen die Wettkämpfe genau aus?
In Tokio mussten die Kletterer in allen drei Disziplinen Speed, Bouldern und Lead antreten. Jetzt hat man Speed und die beiden anderen Disziplinen getrennt. Beim Bouldern haben wir jeweils fünf Minuten Zeit, um vier verschiedene Boulder zu bewältigen, die wir vorher nicht kennen. Jeder probiert die Boulder im 5 Minuten-Intervall. Niemand soll den Vorteil haben, sich etwas von den anderen abzuschauen. Beim Lead dagegen wird uns die Route vorab gezeigt. Wir haben sechs Minuten für die Besichtigung und einen Versuch, sie zu durchsteigen.
Sie klettern auf Weltniveau und absolvieren ein Studium an der TUM, wie bekommen Sie beides unter einen Hut?
Bis jetzt lassen sich Training und Studium gut vereinbaren. Die ersten vier Semester konnte ich ganz normal studieren. Dass durch Covid vieles online angeboten wurde, kam mir natürlich sehr entgegen. Die vergangenen zwei Semester stand die Vorbereitung im Vordergrund. Ich habe weniger Kurse besucht, und die Prüfungen verpasse ich wegen Olympia. Ich möchte aber nach dem Sommer so viel wie möglich aufholen.
Wieviel Zeit hat Ihre Olympia-Vorbereitung in Anspruch genommen?
Ich trainiere an fünf bis sechs Tagen in der Woche, teils zwei Mal am Tag, bis zu 30 Stunden insgesamt würde ich sagen.
Nach Olympia geht’s für Sie hoffentlich in den wohlverdienten Urlaub?
Nein, ehrlich gesagt nicht. Ende August bin ich bei den Europameisterschaften in der Schweiz, danach mache ich noch ein oder zwei Weltcups mit. Die Saison im Klettern zieht sich relativ lang über den Sommer. Mein Highlight ist und bleibt aber natürlich Olympia.
- Lucia Dörffel ist 24 und kommt ursprünglich aus Chemnitz. Ihre ersten Kletterversuche hat sie als Kind unternommen, mit ihren Eltern im Elbsandsteingebirge.
- Seit 2020 lebt die Athletin in München. Sie studiert im sechsten Semester im Bachelor Sportwissenschaft an der TUM School of Medicine and Health.
- Die mehrfache Deutsche Meisterin im Bouldern gehört seit 2014/15 zum Nationalkader. Ihr Olympiaticket hat sie sich in der Qualifier Series in Shanghai und Budapest erkämpft.
- In Paris starten bei den Sportkletterern je 20 Frauen und Männer aus aller Welt, die Disziplinen sind Speed sowie eine Kombination aus Bouldern und Lead. Beim Leadklettern müssen die Athleten eine Route durchsteigen und dabei jede Zwischensicherung einhängen, ohne die Sicherungskette zu belasten.
- Lucia hat ihren ersten Wettkampf am 6. August im Bouldern, am 8. folgt Lead. Das Finale findet am 10. August statt.
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