Kooperation mit KNUST in Ghana
Studentisches Team forscht zu Schlafhygiene
Sich als Studierende Schlafmangel als Forschungsthema auszuwählen, ist ungewöhnlich. Wie kam es dazu?
Besonders unter Studierenden zieht das Motto „Schlaf ist wichtig“ total. Darüber hinaus glaube ich, dass an so einer Universität wie der TUM viele Leute mit Schlafmangel zu kämpfen haben. Auf den Teil unserer Studie, den wir hier in München durchgeführt haben, haben wir fast mehr als doppelt so viele Proband:innen bekommen, als wir es erwartet hätten.
Wie ist das bei Ihnen? Betrifft Sie Schlafmangel auch?
Ja, immer wieder mal. Während des Semesters rutsche ich da immer weiter rein. Ich bleibe länger auf, weil viel zu tun ist. Am nächsten Morgen muss ich aber wieder früh aufstehen und sitze dann übermüdet in den Vorlesungen. Abends bin ich dann nicht früh müde, weil ich ja in den Tagen davor bereits länger auf war. Und so weiter...
Worum geht es bei „Somnoactive“?
Wir sind ein studentisches Forschungsprojekt, das sich mit Schlafhygiene beschäftigt. Der Begriff „Schlafhygiene“ bezeichnet Verhaltensweisen für einen gesunden Schlaf. Wir forschen über Gewohnheiten, die man formen kann, um seinen Schlaf zu verbessern. Mithilfe unserer Proband:innen wollen wir unserer Zielgruppe, das sind hauptsächlich Studierende, helfen besser zu schlafen.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Unsere Studie ist zweigeteilt: Der erste Teil fand über 30 Tage hinweg mit 54 Probanden in München statt und ist bereits abgeschlossen. Für den zweiten Teil, der genauso wie in München ablaufen wird, fliegen wir Ende Januar 2024 zu unserer Partnerhochschule nach Ghana – der Kwame Nkrumah University of Science and Technology.
Wie lässt sich Schlaf überhaupt erforschen?
Das Allerwichtigste ist, eine Routine beim Schlafen zu haben. Zur gleichen Zeit ins Bett zu gehen, zur gleichen Zeit aufzustehen. Als ersten Ansatz haben wir fünfminütige Kurzvideos aufgenommen, die wir den Probanden täglich über 30 Tage hinweg geschickt haben. Diese Videos haben sie nach dem Aufstehen angeschaut.
Was noch?
Das Zweitwichtigste sind kurze Dehn- und Sportübungen. Die tragen am Morgen dazu bei, dass der Kreislauf in Schwung kommt. Das Video stellt kurze Übungen vor, die die Teilnehmer:innen an dem jeweiligen Tag morgens machen können. Da ist jeden Tag etwas anderes dabei. Darüber hinaus gibt es noch Tipps und Tricks, wie etwa morgens zuallererst in die Sonne gehen oder die Rollladen aufmachen. Oder schon acht bis zehn Stunden vorm Schlafengehen auf Kaffee verzichten, weil es immer noch so lange abgebaut wird. Solche kleinen Gewohnheiten kann man anfangen aufzubauen – zusätzlich zu der regulären Schlafroutine und den kurzen Übungen. All das wird in den täglichen Videos angerissen.
Was wollen Sie bei Ihren Proband:innen erreichen?
Durch die wissenschaftliche Begleitung über 30 Tage hinweg wollen wir die Einschlafzeit der Proband:innen verkürzen, die Anzahl der nächtlichen Aufwachvorgänge reduzieren, die Erholung steigern und das Gefühl der Tagesmüdigkeit verringern.
Sie forschen nicht allein an diesem Thema. Wer steckt hinter dem Projekt?
Neben mir sind noch sieben weitere Studierende an dem Projekt beteiligt. Da ist wirklich von allem, was es an der TUM gibt, etwas dabei. Eine Kollegin studiert Sportwissenschaften und ist damit noch am nächsten am Forschungsthema dran. Wir anderen kommen aus der Luft- und Raumfahrttechnik, Elektrotechnik, Informatik, Physik, Chemie und Biologie. Diese Diversität an Fachrichtungen ist das, was das Projekt und die Junge Akademie neben vielen weiteren Dingen ausmacht.
Inwieweit unterstützt Sie die Akademie im Projektprozess?
Wir Studierenden haben uns alle entweder initiativ beworben oder wurden vorgeschlagen. Das heißt, am Anfang waren wir ein bunter Haufen – es gab nicht die eine Idee von Anfang an. Die Junge Akademie hat uns im Ideenfindungsprozess unterstützt, außerdem gibt es zum Beispiel Workshops zu den Themen Projektmanagement, Studiendesign und -durchführung, Umgang mit Forschungsdaten. Das alles lernen wir über den Verlauf des Projekts – und das ist auch für unsere eigentlichen Studienfächer nützlich.
Und wie erklärt sich die Kooperation mit der Hochschule in Ghana?
Das war fast ein bisschen Zufall. Kurz vor Projektbeginn war eine Delegation dieser Partneruniversität in München. So kamen wir ins Gespräch.
Weil sie das Thema so sehr begeisterte?
Na ja, Schlafmangel ist ein interkulturelles Phänomen. Die Professorin aus Ghana, mit der wir Kontakt haben, war am allerbegeisterten, weil sie das Thema im Kontext von Mental Health unheimlich wichtig findet. Sie hat über sich selbst gesagt, dass sie nicht genug schläft und ihr das Stress bereitet. Genau das beobachtet sie auch bei ihren Studierenden. Dadurch wird die Mental Health deutlich schlechter – und an seinem Schlaf kann man wenigstens gut arbeiten.
- Die Junge Akademie der TUM (#TUMJA) ist das Förderprogramm der TUM und ihrer Partnerhochschulen für außerordentlich talentierte und engagierte Studierende, die sich frühzeitig für die Forschung begeistern.
- Die #TUMJA hat einiges zu bieten, fordert aber auch einiges an Engagement: Bis zu acht Wochenstunden Arbeit steckt Luisa Metten in das Projekt „Somnoactive“ und in weitere Aktivitäten des Programms.
- Im Anschluss an die Reise nach Ghana geht es für die studentische Forschungsgruppe noch weiter: Sie werden einen Abschlussbericht schreiben und am 7. Juni 2024 beim öffentlichen Symposium der #TUMJA ihre Ergebnisse vorstellen.
- Darüber hinaus engagieren sich die Stipendiat:innen der #TUMJA auch für das gesamte Netzwerk der TUM: Am 15. Mai 2024 organisieren sie zum 10. Mal der legendären TUM Campuslauf, und am Wochenende vom 24.-26. Mai veranstalten die Mitglieder des Stipendiatenprogramms den TUM ScienceHack mit Challenges aus der Wissenschaft und Wirtschaft.
- Das Team Somnoactive der TUM: Junge Akademie wurde vom Verein „Freunde der TUM“ finanziell unterstützt.
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