• 5.6.2024
  • Lesezeit: 3 Min.

Bislang größte genetische Studie zu Erkrankung RLS

Restless Legs Syndrom: Neue Ansätze für Behandlung

Ein internationales Team um Forschende von der Technischen Universität München (TUM) und Helmholtz Munich hat die bisher größte genetische Untersuchung des Restless Legs Syndroms (RLS) durchgeführt. Die Studie liefert unter anderem neue Erkenntnisse zu Risikogenen für die Erkrankung und eröffnet neue Ansätze für ihre Behandlung.

Prof. Dr. Juliane Winkelmann Astrid Eckert / TUM
Prof. Juliane Winkelmann erforscht seit vielen Jahren die genetischen Grundlagen des Restless legs Syndroms. In einer aktuellen Studie konnten sie und die anderen beteiligten Forschenden einen wichtigen Beitrag zum besseren Verständnis der Erkrankung leisten.

RLS ist nach wie vor eine wenig beachtete Erkrankung, obwohl zwei bis drei Prozent der älteren Menschen europäischer Abstammung wegen RLS medizinische Behandlung benötigen. Die Betroffenen verspüren nachts einen starken Bewegungsdrang und leiden an unangenehmen Empfindungen wie Schmerzen oder Kribbeln in den Beinen. Dadurch leiden viele unter chronischem Schlafmangel, einer erheblich reduzierten Lebensqualität und einem schlechteren allgemeinen Gesundheitszustand. Die vielschichtige Erkrankung entsteht durch komplexe Wechselwirkungen zwischen genetischen Ursachen und Umweltfaktoren. Das erschwert die Entwicklung von Behandlungs- und Präventionsstrategien.

„Zum ersten Mal sind wir jetzt in der Lage, das Risiko für RLS ausreichend zu bewerten. Es war ein langer Weg, aber jetzt haben wir die Möglichkeit, RLS nicht nur zu behandeln, sondern auch zu verstehen, wie wir diese Erkrankung verhindern können“, sagt Prof. Juliane Winkelmann Direktorin des Instituts für Humangenetik an der TUM und des Instituts für Neurogenomik von Helmholtz Munich. Sie ist seit mehr als 25 Jahren eine der führenden Wissenschaftlerinnen in der Erforschung der Genetik von RLS.

„Ein großer Schritt zur Verbesserung der Versorgung“

„Wir haben einen leistungsstarken Datensatz erstellt, der es uns ermöglicht hat, eine signifikante Anzahl genetischer Risikoloci und potenzieller Arzneimittelziele zu identifizieren. Diese Erkenntnisse stellen einen großen Schritt zur Verbesserung der Patientenversorgung dar“, sagt  die Hauptkoordinatorin der Studie, Dr. Barbara Schormair, stellvertretende Leiterin des Instituts für Neurogenomik bei Helmholtz Munich.

Das Team um Prof. Winkelmann, Prof. Konrad Oexle, TUM-Professor und Gruppenleiter am Institut für Neurogenomik von Helmholtz Munich, sowie Dr. Steven Bell und Prof. Emanuele Di Angelantonio von der Cardiovascular Epidemiology Unit der Universität Cambridge hat für seine Studie , die in „Nature Genetics“  erschienen ist, in drei genomweite Assoziationsstudien zum RLS kombiniert. Auf diese Weise haben die Forschenden einen Datensatz  mit genetischen Informationen von mehr als 100.000 Patientinnen und Patienten erstellt. In die Studie wurden Daten des internationalen EU-RLS-GENE Konsortiums, der INTERVAL Studie, und Daten aus dem Forschungsprogramm der DNA-Analyse-Firma 23andMe eingeschlossen.

Potenzielle Ziele für Medikamente identifiziert

Durch ihre Untersuchung steigerten die Forschenden die Anzahl der bekannten genetischen Risikoloci für RLS, also Regionen unseres Genoms, die Veränderungen enthalten, die mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung der Krankheit verbunden sind, von 22 auf 164. Mit modernsten statistischen Werkzeugen identifizierte das Team 13 Gene, die in Zusammenhang mit RLS stehen, und mit bereits für andere Erkrankungen zugelassenen Medikamenten angesprochen werden können. Das ist ein Ansatz, um zu prüfen, ob sich diese auch zur Behandlung von RLS nutzen lassen. Nicht zuletzt führte das Team erstmals eine geschlechtsspezifische genetische Untersuchung für RLS durch.

Risikofaktor für Typ-2-Diabetes

Darüber hinaus zeigte die Studie, dass RLS ein Risikofaktor für Typ-2-Diabetes ist. Dr. Chen Zhao, Senior Research Associate am Institut für Humangenetik der TUM und am Institut für Neurogenomik bei Helmholtz Munich, nutzte darüber hinaus maschinelles Lernen zur Vorhersage des RLS-Risikos. Der Ansatz zeigte die beste Leistung, wenn sowohl genetische als auch nicht-genetische Faktoren, einschließlich ihrer komplexen nicht-linearen Wechselwirkungen, einbezogen wurden. Diese Erkenntnisse könnten auch die Risikovorhersage für verschiedene andere weit verbreitete Krankheiten verbessern. 

Die Ergebnisse dieser Studie haben aus Sicht der Forschenden das Potenzial, das Leben von Millionen von RLS-Patienten erheblich zu beeinflussen und verbesserte, personalisierte Maßnahmen zu entwickeln, die darauf abzielen, die Krankheit effektiv zu behandeln oder sogar präventiv anzugehen. 

Weitere Informationen und Links

Technische Universität München

Corporate Communications Center

Kontakte zum Artikel:

Prof. Dr. Juliane Winkelmann
Technische Universität München
Institut für Humangenetik
Helmholtz Munich
Institut für Neurogenomik
Tel.: 089-3187-1884
juliane.winkelmann@tum.de

Aktuelles zum Thema

HSTS