• 15.2.2023
  • Lesezeit: 5 Min.

FC Bayern-Torfrau Maria Luisa Grohs studiert an der TUM Maschinenbau

Kombination aus Spitzenfußball und Unistudium

Über das Privileg, den Lieblingssport zum Beruf zu machen, Trainingsabläufe und Verzicht beim Studentenleben: Maria Luisa Grohs, 21, studiert im Bachelor Maschinenbau an der TU München – und ist Torhüterin in der 1. Mannschaft des FC Bayern München.

Studentin Maria Luisa Grohs schafft den Spagat zwischen Spitzenfußball beim FC Bayern und Maschinenbaustudium an der TUM. Andreas Heddergott / TUM
Studentin Maria Luisa Grohs schafft den Spagat zwischen Spitzenfußball beim FC Bayern und Maschinenbaustudium an der TUM.

Sie haben den Tag heute auf dem Vereinsgelände des FC Bayern München verbracht. Wie managen Sie das, Profisport und gleichzeitig ein Studium?

Bei mir ist kein Tag gleich, das hängt stark vom Zeitpunkt des Semesters und der Fußball-Saison ab. Aktuell bin ich im fünften Semester. Was mir aufgefallen ist: Immer wenn ich viel für die Uni mache, viel lerne und viel Zeit investiere, spiele ich auch besser Fußball. Das ist für meinen Kopf offensichtlich ein sehr guter Ausgleich, und dann bin ich auf dem Platz noch fokussierter. Gleichzeitig merke ich aber auch: Wenn es beim Fußball nicht so läuft oder ich gerade angeschlagen bin, dann fällt es mir auch in der Uni schwerer. Es hängt zusammen.

Dann haben Sie wahrscheinlich inzwischen ein sehr gutes Zeitmanagement entwickelt.

Na ja, ich probiere auf meine Uni-Zeit zu kommen. Und das funktioniert mal besser, mal schlechter. Wenn wir mit dem Verein viel auf Reisen sind, wird es natürlich schwieriger. Wenn wir in München sind, schaffe ich es häufiger, in die Bibliothek zu gehen und mir die Zeit dafür zu nehmen. Zu Beginn des Semesters überlege ich mir immer, welche Prüfungen für mich Priorität haben. Und gegen Ende des Semesters bereite ich mich dann schwerpunktmäßig auf sie vor.

Gruppenbild der ersten Mannschaft der Fußballerinnen des FC Bayern München. FC Bayern München
Champions League-Sieg gegen Barcelona im Dezember 2022: Torhüterin Maria Luisa Grohs (hinten 2. von links) mit ihrem Team.

Haben Sie auch mal frei? Also kein Fußball und kein Studium?

Das wäre schön. Aber weil sich das Semester und die Fußball-Saison immer etwas überschneiden, habe ich eigentlich nie richtig frei. Manchmal vermisse ich ein typisches Studentenleben.

Bis 2019 waren Sie beim VfL Bochum, sind dann zum FC Bayern München gewechselt. Wie lief das ab? Und warum gerade nach München?

Also, ich bin in Münster aufgewachsen, bin dort zur Schule gegangen und habe zehn Jahre lang bei meinem allerersten Fußballverein gespielt, dem 1. FC Gievenbeck. Dort habe ich zum großen Teil in Jungs-Teams gespielt. Beim VfL Bochum war ich ein Jahr, das war von mir aus der nächste Frauenverein. Und dann kam das Abitur. Besonders war, dass ich überhaupt bis zum Abitur zuhause geblieben bin.

Warum?

Viele Fußballerinnen gehen schon während der Oberstufe in ein Internat, um Profisport und Schule besser zu verbinden. Ich wollte das aber gerne zu Hause fertig machen. Und als dann die Entscheidung anstand, wo es nach der Schule hingeht, war klar: Ich brauche eine Stadt, in der ich Fußball spielen kann - und in der es eine gute Uni gibt. Meine erste Idee für ein Studium war Luft- und Raumfahrttechnik. Letztendlich wurde es dann aber doch Maschinenbau. Die TU München war mit diesem Studienwunsch eine selbstverständliche Wahl.

Torfrau Maria Luisa Grohs vom FC Bayern München im Einsatz. FC Bayern München
Hat sich ihren Platz in der ersten Mannschaft erkämpft: TUM-Studentin Maria Luisa Grohs vom FC Bayern München im Einsatz.

Sich an einer Universität einzuschreiben und es zum FC Bayern zu schaffen, sind unterschiedliche Hürden. Wie haben Sie das geschafft?

Während meiner Schulzeit habe ich in den U-Nationalmannschaften gespielt. Das ist der Ort, an dem man auch von größeren Vereinen gesehen wird. Dann kam der Zufall hinzu: In der neunten Klasse habe ich mein zweiwöchiges Schulpraktikum in München gemacht. Und beim FC Bayern durfte ich mich während dieser Zeit sozusagen fit halten: Ich durfte als 14-Jährige mit der Profi-Frauenmannschaft trainieren. Dort lernte ich den Torwarttrainer kennen. Er könne sich schon vorstellen, dass ich mal beim FC Bayern spiele, sagte er, und er würde sich in paar Jahren wieder melden, sobald ich mein Abitur hätte. So kam es wirklich. Und deswegen bin ich heute in München.

Erinnern Sie sich an den Moment, als sich der Torwarttrainer vom FC Bayern bei Ihnen gemeldet hat?

Das war ein sehr netter Mensch. Aber es gab ein Problem: Ich habe ihn kaum verstanden. Ich hatte damals kaum Kontakt zu Leuten, die Bayerisch sprechen - und dann hat er am Telefon einfach durchgehend Dialekt gesprochen. Aber wenig später bin ich mit meinem Papa nach München gefahren, habe mir alles angeschaut - und dann war die Entscheidung ziemlich schnell gefällt.

Springen wir in die Gegenwart. Wie sieht aktuell eine typische Woche bei Ihnen aus?

Den Rahmenterminkalender setzt der Verein durch die Trainingszeiten. Wir trainieren jeden Tag. Ein Tag in der Woche ist frei. Das ist meistens der Dienstag, weil das zwei Tage nach dem Spiel ist. Ansonsten gibt es ein bis zwei Tage pro Woche, an denen wir zweimal täglich trainieren - also vormittags und nachmittags. Aber in der Regel habe ich am Vormittag Training, dann essen wir zusammen in der Mensa auf dem FC Bayern Campus - danach fahre ich nach Hause, wo ich am Nachmittag für die Uni arbeite.

Luisa Maria Grohs Fußballtrikot beim FC Bayern mit der Rückennummer 22. FC Bayern München
Stammplatz in der ersten Mannschaft: Luisa Maria Grohs Trikot beim FC Bayern trägt die Rückennummer 22.

Das erfordert viel Disziplin.

Auf jeden Fall. Für mich persönlich ist es dann auch wichtig, dass ich mir abends etwas Gutes koche - weil bewusste Ernährung für mich als Sportlerin eine große Rolle spielt. Außerdem weiß ich heute, dass ich neun Stunden Schlaf brauche, um am nächsten Tag auch gut zu funktionieren.

Bei all der Doppelbelastung von Profisport und Studium: Was begeistert Sie so am Fußball?

Mir hat der Sport von Anfang an sehr viel Spaß gemacht. Und wenn man dann merkt, dass man gut darin ist, kommt die Motivation von ganz allein. Mittlerweile war ich mit den Nationalmannschaften schon in den verschiedensten Ländern, habe eine U17-Europameisterschaft und Weltmeisterschaft mitgemacht.

Wie die Männer gehören auch die Frauen des FC Bayern zur deutschen Spitze.

Was mich beim FC Bayern stolz macht: Dass ich es geschafft habe, mich durchzusetzen und jetzt in der Bundesliga und auch in der Champions League auf dem Platz stehe. Gerade weil ich gesundheitsbedingt länger pausieren musste, unter anderem wegen einer Herzmuskelentzündung nach Corona. In der Saisonvorbereitung 2021/2022 bekam ich dann auch noch Pfeiffersches Drüsenfieber.

Sie sind erst 21 Jahre alt. Kann es noch besser werden? Welche Ziele haben Sie für Ihre Karriere?

Mein Ziel ist, die beste Torhüterin der Welt zu werden. Das ist natürlich hochgegriffen, aber auch nicht komplett unrealistisch. Außerdem träume ich davon, für Deutschland im Tor stehen zu dürfen. Im Oktober 2022 wurde ich das erste Mal für die Nationalmannschaft nominiert. Das war eine Belohnung für einige Spiele, mit denen ich sehr zufrieden war. Das kommt echt nicht oft vor. Und dann ist da noch die WM 2027, das nächste große Ziel.

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