Spitzenradfahrerin und TUM-Studentin Ricarda Bauernfeind
Etappensieg bei der Tour de France während der Bachelor-Arbeit
Es ist der 27. Juli 2023, und Ricarda Bauernfeind hat gerade nach 126 Kilometern die fünfte Etappe der Tour de France von Onet-le-Château nach Albi hinter sich gebracht. Als Erste. Später wird sie einem Reporter sagen, wie unglaublich der Etappensieg sei: „Das kann man jetzt noch gar nicht so beschreiben. Ich werde noch bisschen Zeit brauchen. Aber es ist Hammer.“ Nach der Tour geht es für Ricarda Bauernfeind wieder daran, ihr Bachelorarbeit zu Ende zu schreiben. Seit Oktober 2019 studiert sie Ernährungs- und Hauswirtschaftswissenschaften und Sport auf Lehramt. MIttlerweile belegt sie die ersten Module im Master und blickt mit etwas Abstand auf den Tag ihres Sieges zurück: „Jede Radsportlerin hat Träume oder Ziele, die sie sich für die gesamte Karriere vornimmt. Mein Ziel war niemals, eine Etappe zu gewinnen.“ Sie sei schon froh gewesen, sich überhaupt qualifiziert zu haben für die Tour de France.
Als Zwölfjährige beginnt Ricarda Bauernfeind mit dem Radsport, hat schon in jungen Jahren bemerkenswerte Erfolge. Etwa bei der Deutschen Meisterschaft 2014 oder der Jugend-Olympiade 2015 in Georgien. Es folgen die Junioren-Europa- und Weltmeisterschaften. 2019 beendet sie die Junioren-Klasse, nimmt sich eine Auszeit und beginnt ihr Studium an der TUM. Sie kommt zurück und gehört heute zum Weltspitze.
2023 fährt sie die „Frühjahrsklassiker“ in Belgien und den Niederlanden und die „La Vuelta“ in Spanien. Dort wird auch deutlich, dass ihr mehrtägige Rundfahrten, wie die darauf folgende Tour de France, liegen.
Sport-Stipendiatin des Jahres
Während dieser internationalen Rennen schreibt sie ihre Bachelor-Arbeit. Mit ihrem Betreuer trifft sie sich dabei ausschließlich via Videokonferenz. Dass sie ihr Studium bis zu diesem Zeitpunkt so gut durchziehen konnte, hängt auch damit zusammen, dass sie die allermeisten Lehrveranstaltungen schon besucht hatte, als sie 2022 zu ihrem jetzigen Team „Canyon SRAM Racing“ stieß. Die Deutsche Sporthilfe kürt Ricarda Bauernfeind 2023 zur Sport-Stipendiatin des Jahres.
Ohne ein gut durchdachtes Zeitmanagement hätte sie die Doppelbelastung aber nicht geschafft. Die 23-Jährige rät: „Um all das zu schaffen, muss man sich seinen Tag genau einteilen.“ Abgabetermine spreche sie mit ihrem Trainer ab und schreibe die in ihr Trainingstagebuch. „In den drei bis vier Tagen vor einer Prüfung habe ich weniger Training, da gehts dann eher ans Lernen.“ Und sie achtete darauf, immer im Winter Präsenzmodule zu belegen und im Sommer so viel wie möglich remote zu erledigen.
Die Studentin fährt 90 bis 140 Kilometer Rennrad. Sechsmal die Woche. Drei bis fünf Stunden am Tag. Dabei trainiert sie entweder indoor – oder aber auf ihrer Lieblingsstrecke im Altmühltal, wo sie aufgewachsen ist. Ricarda Bauernfeind ist viel unterwegs und jettet durch ganz Europa. Da ist sie froh, wieder daheim zu sein. „Man hat hier schlichtweg alles: Man kann flach fahren, bergig fahren. Klar, es sind keine Alpenpässe. Aber es ist einfach schön hier.“
- Dank einer Kooperation der TUM mit dem Olympiastützpunkt hatte Ricarda einen Ansprechpartner, der für sie Dozent:innen kontaktierte und mitteilte, dass diese eine Studentin nicht so oft in den Kursen sitzen und spezielle Bedürfnisse haben würde.
- Ricarda Bauernfeinds Sieg der fünften Etappe bei der Tour de France Femmes 2023 (sportschau.de)
- Tour-Etappensiegerin und nebenbei studieren - Eine (virtuelle) Runde mit Ricarda Bauernfeind (Global Cycling Network)
- Ricarda Bauernfeinds Portrait bei der Deutschen Sporthilfe
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