• 14.8.2023
  • Lesezeit: 3 Min.

Höhe der Management-Boni gesunken

DAX-Vorstände verdienen weniger

Die Vorstände der DAX-Unternehmen haben 2022 rund acht Prozent weniger verdient als im Vorjahr. Damit verringerte sich der Gehaltsunterschied zu den Beschäftigten der Firmen so stark wie selten zuvor. Die jährliche Studie der Technischen Universität München (TUM) und der DSW (Deutsche Schutzvereinigung Wertpapierbesitz) zeigt darüber hinaus: Erstmals machen mehr als die Hälfte der DAX-Unternehmen die Bezahlung ihrer Vorstände von ökologischen, sozialen und Governance-Zielen, den ESG-Kriterien, abhängig.

Bulle und Bär vor der Frankfurter Börse von dem Bildhauer Reinhard Dachlauer. Eva K. / CC BY-SA 2.5
Die jährliche Studie der TUM und der DSW untersucht die Gehälter der DAX-Vorstände.

Die Vorstände der 40 im Deutschen Aktienindex (DAX) vertretenen Unternehmen verdienten 2022 durchschnittlich 3,3 Millionen Euro, 8,4 Prozent weniger als im Vorjahr. 2021 hatten die Manager:innen dagegen zum ersten Mal nach vier Jahren wieder ein Einkommensplus (24 Prozent) verzeichnet.

Da gleichzeitig die Löhne der Beschäftigten der DAX-Unternehmen stiegen, verringerte sich die Gehaltsschere innerhalb der Firmen: Die Vorstände verdienten durchschnittlich das 38-Fache ihrer Mitarbeitenden – statt mehr als das 50-Fache wie im Jahr zuvor.

„Der wesentliche Grund für das Gehaltsminus: Viele Vorstände haben ihre festgelegten Ziele nicht erreicht, auch wegen Ukrainekrieg, Energiekrise und Zinsenwicklung“, sagt der Studienleiter Prof. Gunther Friedl vom Lehrstuhl für Controlling der TUM. Entsprechend sanken die variablen Teile ihrer Vergütung: Die an jährliche Ziele gekoppelten Boni fielen 19 Prozent geringer aus. Die an längerfristige Kriterien, wie etwa die Aktienkursentwicklung, gekoppelten Zahlungen gingen um 7,7 Prozent zurück.

„Der Rückgang der Vorstandsgehälter ist Folge der multiplen Krisen, die wir seit einiger Zeit sehen und die nun auch auf der Chefetage finanziell durchschlagen“, sagt Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der DSW. „Offensichtlich sehen wir damit aber auch Vorboten einer weiter schwierigen wirtschaftlichen Entwicklung. Insofern ist in den Vergütungen eine herausfordernde Zukunft eingepreist. Für 2023 wird entscheidend sein, wie ambitioniert die Aufsichtsräte die Ziele für die Vorstände vor diesem Hintergrund formuliert haben.“

„Vergütungssystem funktioniert“

Zu den Kriterien für die kurz- oder langfristigen variablen Vergütungen zählen immer häufiger auch Ziele aus den Bereichen Ökologie, Soziales und Unternehmensführung, die sogenannten ESG-Kriterien. Beispiele sind die Verringerung der CO2-Emmissionen, die Zufriedenheit der Beschäftigten oder die Stärkung der Diversität. Erstmals wenden mehr als die Hälfte der Unternehmen, 22 von 40, alle drei ESG-Komponenten an. Im Vorjahr waren es lediglich 15 DAX-Mitglieder gewesen. Fast alle Unternehmen machten die Bezahlung ihrer Vorstände zumindest von einem ESG-Element abhängig.

„Die Zahlen zeigen, dass das Vergütungssystem im Großen und Ganzen funktioniert“, sagt Gunther Friedl. „Auch wenn die Entlohnung der Vorstände für die Beschäftigten in weit entfernten Dimensionen spielt, so ist doch klar: Die Unterschiede können schrumpfen – und es kommt heute maßgeblich auf die Leistung an, auch für Ökologie, Soziales und Governance.“

International vergleichsweise niedriger Verdienst

Die Vorstandsvorsitzenden erhielten 2022 im Schnitt 5,1 Millionen Euro. Damit fällt ihr Verdienst im internationalen Vergleich weiterhin niedrig aus. Die Vorstandsvorsitzenden der im Aktienindex EuroStoxx 50 gelisteten nicht-deutschen Unternehmen bekamen durchschnittlich 7,5 Millionen Euro, die CEOs im US-amerikanischen Dow-Jones-Index 24,9 Millionen Euro. Allerdings ist in den USA ein wesentlich höherer Anteil der Vergütung an langfristige Ziele gebunden (75 Prozent gegenüber 45 Prozent im DAX).

Publikationen

Gunther Friedl, Christiane Hölz, Frederik Beckendorff, Markus Frank, Hanna Scholta, Simon Allmeier, Patrick Knittl, Owen Mao, Jessica Weinmann: Studie zur Vergütung der Vorstände in den DAX-Unternehmen im Geschäftsjahr 2022. München 2023

Ausführliche Zahlen der Studie

Technische Universität München

Corporate Communications Center

Kontakte zum Artikel:

Prof. Dr. Gunther Friedl
Technische Universität München (TUM)
Lehrstuhl für Controlling
Tel: +49 89 289 25800
gunther.friedlspam prevention@tum.de

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