Studierendenteam entwickelt Fingerprothese
Auf Tuchfühlung mit der Forschung
Sophia Leiß und Zied Jaber waren beide überrascht, also sie durch eine E-Mail von ihrer Nominierung für die Junge Akademie erfuhren. „Ich hatte noch nie von der TUMJA gehört“, erzählt Jaber, Bachelor-Physikstudent im 6. Semester. „Nachdem ich mich informiert hatte, war ich aber schnell begeistert von der Idee, dort mit Menschen aus anderen Fachbereichen zusammenzuarbeiten.“
Auch für Leiß, die im 2. Semester des Masterstudiengangs Gesundheitswissenschaften studiert, stand bei ihrer Bewerbung der Austausch im Vordergrund. „Die Junge Akademie bietet uns die Chance, aus der eigenen fachlichen Blase auszubrechen.“ In der TUMJA organisieren sich die Stipendiatinnen und Stipendiaten in Teams und entwickeln, begleitet von Mentorinnen und Mentoren, ein selbstgewähltes Projekt über 20 Monate hinweg.
Bewerbungsfrist für TUM: Junge Akademie
Die Bewerbungsfrist für den nächsten Jahrgang der TUM: Junge Akademie ist der 31. August 2022.
Insekten als Vorbild
Sophia Leiß und Zied Jaber sind Teil des Projektteams Aesthetics, dem neben dem Physiker und der Gesundheitswissenschaftlerin auch eine Architektin, ein Maschinenbauer, eine Molekulare Biotechnologin und ein Informatiker angehören. Sie wollen gemeinsam eine Prothese für Menschen entwickeln, die eine Fingerspitze verloren haben.
Dabei stehen drei Aspekte im Vordergrund, wie Jaber erklärt: „Unsere Prothese soll erstens für möglichst viele Menschen zugänglich sein. Deshalb wollen wir sie aus einem preisgünstigen Material im 3D-Drucker herstellen. Zweitens soll die Prothese praktisch sein, sich an die Finger verschiedener Betroffener anpassen und fest zugreifen können. Und drittens“, hier verweist der Physikstudent auf den Teamnamen, „soll unsere Prothese optisch ansprechend sein.“
Erste Anregungen haben sich die Studierenden passend zum diesjährigen Motto der TUMJA – „Learning from Nature“ – in der Natur gesucht: bei Insekten, deren Exoskelett einem ähnlichen Konstruktionsprinzip unterliegt wie eine Prothese. „In Bezug auf Bewegung und Widerstandsfähigkeit können wir viel von Insekten lernen“, sagt Leiß.
Ziel: erster Prototyp
Am Ende der Projektphase soll ein erster Prototyp der Prothese vorliegen. Außerdem präsentiert das Team die Ergebnisse auf dem jährlichen Symposium der Jungen Akademie und in einem schriftlichen Abschlussbericht.
Wenn möglich, soll es dann aber weitergehen mit Aesthetics: „Nach den 20 Monaten ist die Testphase vorbei, aber dann fängt die Arbeit erst richtig an mit Produktion, Marketing und der Suche nach Investoren, damit die Prothese möglichst für alle Menschen auf der Welt bezahlbar wird“, sagt Jaber.
Das ist ganz im Sinne der TUMJA, die es unterstützt, wenn Absolventinnen und Absolventen der Akademie und ihren Projekten treu bleiben. Nicht umsonst rekrutieren sich die jeweils zwei Tutorinnen und Tutoren pro Team zu einem Großteil aus Ehemaligen. Hinzu kommen beratend zwei Professorinnen oder Professoren.
Tipps aus erster Hand
Monica Déchène steht dem Team Aesthetics als Tutorin zur Seite. Die Lehramtsstudentin für berufliche Schulen mit Hauptfach Gesundheits- und Pflegewissenschaften war 2020 ebenfalls Akademie-Stipendiatin. „Ein wesentlicher Grund für meine Bewerbung war, dass mir im Lehramtsstudium der Forschungsaspekt gefehlt hat“, erinnert sie sich. „Mit unserem Team Lacktivity haben wir untersucht, wie man Angestellte dazu bringen kann, sich im Alltag mehr zu bewegen.“
Zwar konnten die Ansätze aufgrund der Corona-Pandemie nicht wie geplant in großen Unternehmen getestet werden. Aber Déchène fand die Arbeit im Projektteam trotzdem so bereichernd, dass sie sich entschieden hat, in der Bildungsforschung zu bleiben und eine Promotion anzuschließen.
„Ohne die TUMJA wäre das nicht mein Plan A gewesen“, sagt sie. Ihre Erfahrung möchte sie jetzt an neue Stipendiatinnen und Stipendiaten weitergeben. „Gerade am Anfang, wenn man die Abläufe noch nicht so kennt, ist es sehr wertvoll, wenn einem jemand mit Tipps zur Seite steht.“
Aktiv über das Projekt hinaus
Auch ansonsten gibt es viele Möglichkeiten, sich in der TUMJA zu engagieren. So arbeiten alle in einer der zahlreichen Taskforces mit, beispielsweise um das Jahressymposium zu organisieren. Diese projektübergreifenden Arbeitsgruppen sollen die Vernetzung über das eigene Team hinaus gewährleisten. Als Mitglieder der Taskforce International organisieren Leiß und Jaber gerade eine Summer School mit dem Imperial College London.
Die beiden Studierenden haben im Mai knapp die Hälfte ihrer Stipendiumszeit hinter sich, sind aber jetzt schon sicher, dass sich die Bewerbung gelohnt hat. „Das Stipendium verschafft einen Einblick über die Möglichkeiten, die die TUM bietet“, ist die Gesundheitswissenschaftlerin überzeugt.
Und Jaber fügt hinzu: „Ich freue mich darüber, dass wir mit unserer Arbeit das Leben anderer Menschen positiv beeinflussen können.“ Monica Déchène ergänzt: „Bei der TUMJA geht es vor allem darum, die eigene Perspektive zu erweitern. Wenn man für sein Projekt brennt, ergibt sich alles andere fast von allein.“
- Die TUM: Junge Akademie wurde 2010 gegründet. Sie ist inzwischen auch für Studierende der drei Partneruniversitäten – Akademie der Bildenden Künste, Hochschule für Fernsehen und Film und Hochschule für Musik und Theater – geöffnet.
- Die besten Studierenden eines Jahrgangs werden für das Programm nominiert; es sind aber auch Initiativbewerbungen möglich.
- Die praxisorientierten Projekte sollen einen Mehrwert für die Gesellschaft haben.
- Die Bewerbungsfrist für den nächsten Jahrgang ist der 31. August 2022.
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