• 4.2.2020
  • Lesezeit: 2 Min.

Therapeutische Impfung könnte chronische Hepatitis-B-Infektionen ausheilen

Hepatitis B: Neuer Therapieansatz

Forschende der Technischen Universität München (TUM), des Helmholtz Zentrums München und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) haben einen neuen Therapieansatz zur Heilung chronischer Hepatitis B entwickelt. Sie fanden heraus, dass die große Menge an Proteinen, die das Hepatitis-B-Virus in der Leber bildet, die körpereigene Abwehr hemmt. Mit der Unterdrückung dieser Virusproteine könnten therapeutische Impfungen Erfolg haben.

Prof. Ulrike Protzer mit Mitarbeitenden im Labor. Kurt Bauer / TUM
Letztautorin Ulrike Protzer ist Professorin für Virologie und Direktorin des Instituts für Virologie der TUM, wo sie unter anderem Hepatitis-Viren erforscht.

Rund 260 Millionen Menschen, mehr als drei Prozent der Weltbevölkerung, sind chronisch mit dem Hepatitis-B-Virus infiziert. Jährlich sterben weltweit 880.000 Betroffene an den Folgen: Leberzirrhose und Leberzellkarzinom. Derzeit gibt es keine Möglichkeit zur Heilung. Bisher verhindern Therapien lediglich die Vermehrung des Virus, sie können die Infektion aber nicht ausheilen. Solange infizierte Menschen keine ausreichende Immunantwort bilden können, überlebt das Virus. An diesem Punkt setzte Prof. Ulrike Protzer, Direktorin des Instituts für Virologie der TUM und des Helmholtz Zentrum München, gemeinsam mit ihrem Team an.

Neuartiger Therapieansatz

In Untersuchungen am Mausmodell fand die Gruppe heraus, dass Proteine des Hepatitis-B-Virus bestimmte Immunzellen des Körpers, sogenannte CD8-T-Zellen, hemmen. Eine wirksame Immunantwort des infizierten Körpers ist daher nicht möglich. Auf dieser Erkenntnis aufbauend entwickelte die Gruppe einen neuartigen Therapieansatz: Zuerst wird die Bildung der Virusproteine unterdrückt, um anschließend die Immunzellen durch eine Impfung zu aktivieren. Anders als bei der herkömmlichen Impfung, die einer Erkrankung vorbeugen soll, dient eine solche therapeutische Impfung der Heilung von chronischen Krankheiten.

Unterdrückung von Virusproteinen in Mäusen erfolgreich

Dafür entwickelten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zunächst eine Methode, die die Hepatitis-B-Virus-Proteine unterdrückt. Sie nutzen siRNAs, kleine Ribonukleinsäure-Moleküle, die sich an die Boten-RNA der Virusproteine binden. Durch die Markierung der Boten-RNA mit siRNA erhält die infizierte Zelle das Signal, dass die Virus-RNA unerwünscht ist und baut sie ab. Die Unterdrückung der Proteine reichte jedoch nicht aus, um die Hemmung der CD8-T-Immunzellen in chronisch erkrankten Mäusen aufzuheben.

Infektion heilte in Mäusen aus

Deshalb ging die Gruppe noch einen Schritt weiter: „Wir kombinierten die siRNA-Methode anschließend mit einer von uns entwickelten therapeutischen Impfung. Dadurch gelang es uns, in den Mäusen eine starke Immunantwort gegen das Virus auszulösen. Die Hepatitis-B-Infektion heilte aus“, erklärt Dr. Thomas Michler, Forscher an der TUM und einer der beiden Erstautoren der Studie.

Neuartige therapeutische Impfung bald in klinischen Studien

Der neu entwickelte Impfstoff, genannt TherVacB, soll als Immuntherapie ab 2021 in einer zweijährigen klinischen Studie erprobt werden. „Der therapeutische Impfstoff, den wir entwickelt haben, ist sehr vielversprechend, da er neutralisierende Antikörper und T-Zell-Antworten induziert“, sagt Dr. Anna Kosinska, ebenfalls Erstautorin der Studie. Der Impfstoff soll in drei Gaben alle vier Wochen verabreicht werden. Er ist so konzipiert, dass er die Mehrheit aller vorkommenden Hepatitis-B-Viren abdeckt, und damit für Infizierte weltweit angewandt werden kann.

Publikationen

T. Michler et al.: Knockdown of Virus Antigen Expression Increases Therapeutic Vaccine Efficacy in High-titer HBV Carrier Mice. Gastroenterology, 2020/02/03. DOI: 10.1053/j.gastro.2020.01.032.

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Kontakte zum Artikel:

Prof. Dr. med. Ulrike Protzer
Institut für Virologie
Technische Universität München
Tel.: +49 89 4140 6821
protzerspam prevention@tum.de

 

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