TUM-Doktorand erster ägyptische Astronauten-Kandidat
Akram Abdellatif greift nach den Sternen
Ein Astronaut werden zu wollen, das ist in Ägypten nicht gerade der konventionelle Karrierewunsch – gelinde gesagt. Dort gibt es keine Weltraumagentur. Und um von der Nasa oder der Esa aufgenommen zu werden, muss ein Astronauten-Anwärter die amerikanische oder die Staatsangehörigkeit eines Esa-Mitgliedstaates haben.
Dass man seinen Traum verfolgen kann, obwohl er ungewöhnlich ist: "das ist etwas, dass ich in Deutschland gelernt habe", erklärt Abdellatif. Einen Traum, der seit er seiner Kind in ihm schlummert: Astronaut zu werden.
Ausbildung in Eigenregie
Abdellatif wagte es nur selten, sein Vorhaben in Ägypten laut auszusprechen. "Meistens lachen die Menschen dort, wenn ich davon erzähle", sagt er. "Sie verstehen es nicht." Zunächst wählte Abdellatif dann auch eine "normale" Karriere als Kommunikationsingenieur, sein Bachelorstudium absolvierte er an der German University Kairo. Für sein Master-Studium kam er 2009 nach Stuttgart.
Er bewarb sich außerdem bei mehreren Raumfahrt-Unternehmen in Europa. Zunächst erfolglos, da seine Qualifikation nicht ausreichte. Beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Stuttgart schließlich wurde er angenommen - wenn auch zunächst nur als Praktikant. Nach dem Master of Science in "Communication Engineering and Media Technology" wechselte er zur TUM, um seinen Master in "Earth Oriented Space Science and Technology" zu machen. Seit 2011 arbeitet Abdellatif außerdem als Entwicklungsingenieur beim DLR in Oberpfaffenhofen. Gleichzeitig schreibt er seine Doktorarbeit, die am Lehrstuhl für Flugsystemdynamik an der TUM betreut wird.
Neben der akademischen Ausbildung unternimmt Abdellatif noch viele andere Dinge, die ihm seinem Ziel näherbringen. "Ich habe mich schlau gemacht, welche Qualifikationen ich als Astronaut brauche", erklärt Abdellatif. "Durch die Staatsbürgerschaft ist es schwieriger, mein Ziel zu erreichen. Daher müssen alle anderen Dinge stimmen." Er wurde Mitglied bei der gemeinnützigen Organisation "Astronauts 4hire". Hier werden die Mitglieder für Weltraumeinsätze trainiert. Dabei ist die Staatsangehörigkeit kein Kriterium.
Abdellatif nahm Flugstunden, machte den Tauchschein. Alles, was zu einem Grundtraining von Astronauten gehört. "Ob an den Wochenenden oder in den Urlauben: Ich arbeite immer an mir", sagt Abdellatif. Seine Frau unterstützt ihn dabei. "Sie hat gesagt, dass wir meinen Traum zusammen verwirklichen." Gemeinsam mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn lebt Abdellatif in München, die Urlaube verbringen sie in Ägypten – unter anderem beim Tauchen im Roten Meer. Unterstützung erhält Abdellatif auch von seiner Familie zuhause. "Ohne diese Hilfe könnte ich das alles nicht machen", sagt er.
Mit kleinen Schritten Richtung All
Bereits 2014 konnte Abdellatif dem All ein Stück näher kommen: Mit dem Projekt "Egypt Against Hepatitis C Virus" gewann er zusammen mit Hanaa Gaber von der TUM den US-Wettbewerb "International Space Station (ISS) Research Competition". Die ISS-Crew führte das Forschungsvorhaben der beiden Wissenschaftler kostenlos auf der Internationalen Raumstation durch. Bei dem Projekt wurden zwei Proteine des Hepatitis C Virus (HCV) unter Mikroschwerkraft-Bedingungen kristallisiert.
Nun ist Abdellatif seinem Ziel wieder einen gewaltigen Schritt nähergekommen: Er konnte sich für das Projekt "PoSSUM" als Kandidat qualifizieren. Diese wissenschaftliche Mission, die sich mit Klimaforschung beschäftigt, wird von der amerikanischen Weltraumbehörde Nasa gefördert. Das erste von vier Astronauten-Trainings wird nächste Woche in Florida starten. Wenn die Trainings abgeschlossen sind, muss Abdellatif noch darauf hoffen, möglichst bald für eine der Missionen eingesetzt zu werden, die 2017 starten.
Der Blick auf die Erde von weit oben, darauf hat Abdellatif viele Jahre hingearbeitet. "Ich werde sehr viel arbeiten müssen auf der Mission. Dabei darf ich aber auf keinen Fall vergessen, den Augenblick zu genießen, wenn ich oben bin."
Kontakt:
Akram Abdellatif
Mail: akram.abdellatif@dlr.de