Neues Verbundprojekt untersucht wachsende Konkurrenz um Holz
Holzmarkt unter Strom
Gehäckselt, zu Pellets gepresst oder als Scheit – der Rohstoff Holz wird immer häufiger zum Heizen und zur Stromerzeugung eingesetzt. Fast 40 Prozent des Holzaufkommens in Deutschland wird heute bereits energetisch genutzt, Tendenz steigend. Denn angesichts steigender Erdöl- und Erdgaspreise wird Holz als Energieträger wirtschaftlich immer interessanter. Als klimaneutraler Brennstoff spielt es zudem in den Beschlüssen der Bundesregierung zu Klimaschutz und Energiewende eine wichtige Rolle.
Die wachsende Holznachfrage im Energiebereich wirkt sich aber auch auf die klassischen stofflichen Einsatzgebiete aus, beispielsweise auf die Werkstoffindustrie, das Baugewerbe oder die Zellstoff- und Papierherstellung. Denn über den steigenden Marktpreis wird die Ressourcenallokation verändert, d.h. die Verteilung von Rohstoffen auf die verschiedenen Wirtschaftssektoren. Der Preis spiegelt zwar die Knappheit des Gutes Holz, er ignoriert aber externe Effekte, wie Umweltschäden oder Arbeitsplatzverluste in den jeweiligen Einsatzbereichen. Welche ökonomischen, sozialen und ökologischen Folgen die verschiedenen Verwertungswege haben, untersucht deshalb das neue Verbundprojekt “Konkurrenz um Holz” unter Leitung der TU München.
Beteiligt sind neben dem TUM-Lehrstuhl für Holzwissenschaft und dem TUM-Fachgebiet für Waldinventur und nachhaltige Nutzung auch der Fachbereich Holzenergie der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. Alle Institutionen arbeiten bereits unter dem Dach des Zentrums Wald-Forst-Holz Weihenstephan eng zusammen. Am Fallbeispiel der bayerischen Forst- und Holzwirtschaft wollen die Wissenschaftler detaillierte Erkenntnisse darüber erarbeiten, wie der knappe Rohstoff zukünftig effizienter und nachhaltiger genutzt werden kann.
Die Forscher entwickeln dazu erstmals Methoden, um die unterschiedlichen energetischen und stofflichen Verwertungswege vergleichbar zu machen. Bisher ist dies an die Funktionalität eines Produktes gebunden. Mithilfe von Ökobilanzen lassen sich beispielsweise die Umweltauswirkungen von Sitzmöbeln aus Holz mit denen aus Aluminium vergleichen. Welche Folgen der Einsatz derselben Holzmenge in der Möbelproduktion im Vergleich zur energetischen Nutzung hat, konnte aber bisher nicht quantifiziert werden.
Das zu ändern, ist Ziel des auf drei Jahre angelegten Verbundprojektes. Aus seinen Ergebnissen sollen politische und wirtschaftliche Handlungsempfehlungen abgeleitet werden, die auch auf andere Regionen übertragbar sind. Gefördert werden die Forschungsarbeiten durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, den Verband Bayerischer Papierfabriken e.V. sowie durch die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e. V. Ein Lenkungsausschuss aus Entscheidungsträgern und Praktikern wird das Projekt begleiten.
Kontakt:
Technische Universität München
Lehrstuhl für Holzwissenschaft, Holzforschung München
Prof. Dr. Klaus Richter, PD Dr. Gabriele Weber-Blaschke
Winzererstr. 45, 80797 München
Tel.: +49 89 2180-6421 bzw. +49 8161 71-5635
E-Mail: gabriele.weber-blaschke @wzw.tum.de
Weitere Informationen: