Projekt "e-MOBILie": Interview mit Prof. Franz Hagn

"Ehrgeiz, den Stromverbrauch möglichst niedrig zu halten"

Seit Januar 2015 wohnen Prof. Franz Hagn, seine Frau Christina Hagn und ihre zwei Söhne im Energiespeicherpluhaus in Hallbergmoos. Im Interview mit der TUM berichtet Franz Hagn, wie das Forschungsprojekt den Alltag der Familie verändert hat.

Prof. Franz Hagn
Prof. Franz Hagn (Bild: Andreas Heddergott / TU Muenchen)

Wie haben Sie von dem Projekt erfahren?
Franz Hagn: Während meiner Berufungsverhandlungen mit der TU München. Das Berufungsteam hat mich auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, an dem Projekt teilzunehmen. Ich war vor allem an der Neuheit des Forschungskonzepts interessiert. Und da meine Familie und ich gerade aus den USA zurückgekehrt waren, hatten wir noch keine neue Wohnung, daher hat es gut gepasst.

Was genau interessiert Sie an eMOBILie?
Hagn: Wir überlegen, in den nächsten Jahren ein eigenes Haus zu bauen, in dem ähnliche Konzepte umgesetzt werden. Und natürlich die innovative Kombination des Autos mit dem Energiesystem. Ich denke, die Verbindung aus dezentralisierter Energieproduktion und Elektromobilität könnte sich innerhalb weniger Jahre durchsetzen. Dazu möchten wir unseren kleinen Beitrag leisten. 

Erleichtert Ihnen die Tatsache, dass Sie Naturwissenschaftler sind, die Teilnahme an dem Projekt? 
Hagn: Als Wissenschaftler habe ich eine kritische Sicht der Dinge und bin geübt im analytischen Denken. Ich habe immer bereits im Hinterkopf, wie man Sachen verbessern kann. Dieses Vorgehen ist essentiell für meine Forschungsarbeit im Bereich Biochemie und ich hoffe damit den Kollegen der TU München und BMW bei ihrer Arbeit weiterhelfen zu können.

Sind Sie bereits vorher mit einem Elektroauto gefahren?
Hagn: Nein, nur mit einem Hybridauto. Das Elektroauto macht Spaß, es ist ein komplett anderes Fahren als mit einem Auto mit Verbrennungsmotor. Die Beschleunigung ist konstant, man drückt einfach aufs Gas, es wird kein Gang geschaltet. Weil das Auto geräuschlos fährt, bemerken es Fußgänger manchmal zunächst nicht und schauen dann überrascht. Die Reichweite ist natürlich noch ein Problem. Daher muss man den Ladestand der Batterie immer im Hinterkopf behalten. In diesem Kontext hoffe ich natürlich, dass die Infrastruktur zum Laden von Elektroautos weiter ausgebaut wird.

Was dachten Sie, als Sie das Haus zum ersten Mal gesehen haben?
Hagn: Es ist ein moderner funktionaler Bau in Form eines Würfels, er sieht sehr futuristisch aus – passend zu dem zukunftsweisenden Konzept des Projektes. In der Nachbarschaft fällt es definitiv auf und viele Passanten fragen sich sicher, was darin verborgen ist. 

Merken Sie, dass Sie in einem nicht-alltäglichem Haus leben?
Hagn: Eigentlich merkt man es gar nicht, wenn man nicht in den Technikraum geht, wo der Batteriespeicher, die erforderlichen Steuerungsgeräte und die Messtechnik untergebracht sind. Es gibt kaum einen Unterschied zu modernen Energiesparhäusern, wir haben eine Bodenheizung, eine Fotovoltaik-Anlage und eine Wärmepumpe. Den Unterschied bemerkt man erst, wenn man die Systeme bedient und sich damit auseinander setzt.  

Wie kann man sich das Energiemanagement-System vorstellen, wie funktioniert es? 
Hagn: Der Energieverbrauch aller größeren Geräte wird zentral koordiniert. Alle Geräte können über Funksteckdosen via Bluetooth angemeldet werden. Wir geben ein Zeitfenster vor, in dem bestimmte Geräte laufen sollen. Bei der Waschmaschine ist das bei uns zum Beispiel mittags bis abends um 20 Uhr für eine Ladung, der Trockner soll in der Zeit von 20 Uhr bis zum nächsten Morgen laufen.  Innerhalb dieses Fensters ermittelt das Energiemanagement-System den besten Zeitpunkt. Zum Beispiel, wenn der Batteriespeicher durch Photovoltaik-Energie voll aufgeladen ist. Es gibt aber immer auch die Möglichkeit, alle Geräte sofort manuell zu starten. Man hat dadurch zu jeder Zeit die volle Kontrolle über das System. Beim Auto habe ich die App so eingestellt, dass die Batterie um 8 Uhr zu 80 Prozent geladen sein soll. Die Spülmaschine läuft nachts.

Ist das System benutzerfreundlich?
Hagn: Im Prinzip ja, es ist aber ein bisschen umständlich, die Laufzeiten der jeweiligen Geräte anzupassen. Wenn man versucht, ein Zeitfenster zu wählen, das bereits angebrochen ist, startet das Gerät erst einen Tag später. Dann muss man auf die Webseite gehen und die Einstellungen verändern. 

Haben Sie einen Ehrgeiz entwickelt, so viel Strom wie möglich zu sparen? 
Hagn: Das System zeigt sowohl den momentanen Kilowattverbrauch, als auch den Verbrauch pro Tag und Monat an. Es gibt ein Säulendiagramm, das zeigt, wie viel externer Strom verbraucht wird und wie viel wir produzieren und in die Batterie geladen wird. Dadurch hat man vor Augen, wie viel Strom durch die Geräte verbraucht wird, und man entwickelt tatsächlich so eine Art Ehrgeiz, diese Werte möglichst niedrig zu halten. Ich habe jetzt zum Beispiel auch LED-Lampen gekauft, um Strom zu sparen. Außerdem versucht man die Zeitfenster der Geräte so zu legen, dass man den Strom aus der PV-Anlage nutzen kann. 

Prof. Franz Hagn ist seit Herbst 2014 Rudolf-Mössbauer Tenure Track Assistant Professor für Strukturelle Membranbiochemie an der Fakultät für Chemie und Mitglied am TUM Institute for Advanced Study. Zuvor war er Postdoctoral Associate an der Harvard Medical School in Boston. 

 

 

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