wegweiser bei StuStaCulum:
Gunther Glenk verbindet BWL und Musik
Glückwunsch zur neuen Single. Wie bist Du eigentlich zur Musik gekommen?
Vielen Dank! Wenn ich ehrlich bin, wurde ich als Säugling durch die Klavierstunden meiner Mutter zur Musik mitgenommen. Mit fünf bekam ich selbst zum ersten Mal Klavierunterrricht. Mit sechs ging ich zur Dinkelsbühler Knabenkapelle. Wie jeder fing ich da zuerst mit der Spielmannstrommel an, als der Trommelkoffer noch größer war als ich selbst. Später machte ich mit Klarinette und Saxophon weiter.
Warum studierst Du BWL, wenn Du so viel Musik gemacht hast?
Als Musiker hat man sehr wenig Planungssicherheit, das haben mir meine Eltern immer ans Herz gelegt. Außerdem wollte ich mehr lernen als Musizieren. Die BWL hat mich erst so richtig begeistert, als ich meine Facharbeit über die Finanzkrise 2007-2009 geschrieben habe.
Wissen Deine Kommiliton/innen, dass Du Musiker bist? Wie stehen die dazu?
Ich schreibe es mir nicht auf die Stirn, aber ich denke, die meisten wissen es. Zumal es auch auf Facebook zu sehen ist. Ich vermute, dass es die meisten spannend finden, auch wenn es heutzutage wohl cooler wäre, wenn ich DJ wäre. Die wenigsten Wochenenden kann ich in München verbringen. Das ist manchmal schon sehr schade.
Technische BWL und Musik, Effizienzoptimierung und Kreativität - wie passt das alles zusammen?
(Lacht): Ich bin ein chaotischer Schlendrian im geschleckten Business-Outfit. Nein, mal im Ernst. Ich bin sehr froh, dass ich mir die Kombination aus emotionalen und rein rationalen Aktivitäten erhalten habe. Beide sind sehr wichtig. Die Uni lehrt v.a. in Finance Konzepte zur Optimierung von Kennzahlen und die dahinterliegenden Prozesse. Das sind wichtige Kenntnisse, keine Frage. Menschen werden dabei häufig nur als Ressource betrachtet. Allerdings entsteht Wert eigentlich nur durch die Menschen selbst, indem sie etwas benötigen und damit wertvoll finden.
In einer Band stehen andere Dinge im Vordergrund.
In einer Band lernt man schnell, dass Menschen keine Maschinen sind und es genauso wichtig ist, mit menschlichen Emotionen vertraut zu sein. Theoretische Vorlesungen über Kreativität oder Innovation halte ich nicht für sonderlich hilfreich. Versuch mal auf Knopfdruck kreativ zu sein. Durch das Schreiben von Songs habe ich gelernt, die Ideen dann festzuhalten, wenn ich sie habe, anstatt zu versuchen mir auf Befehl etwas aus den Fingern zu saugen. Die Musik hat mir immer wieder gezeigt, dass Leben noch wesentlich mehr ist als Profitmaximierung. Das gibt eine gute Balance.
Viele ziehen ihr Studium möglichst schnell durch. Dir scheint ein stromlinienförmiger Lebenslauf nicht so wichtig zu sein. Woran liegt das?
Naja, ich habe meinen Bachelor in der Regelstudienzeit abgeschlossen, währenddessen zwei Praktika gemacht und Chinesisch gelernt. Es ist eine Frage der Planung. Aber ich gebe zu, dass ich ohne die Musik wohl noch ein Praktikum mehr und ein Auslandssemester gemacht hätte. Dann sähe mein CV wesentlich standardmäßiger aus.
Warum hast Du Dich anders entschieden?
Erstens versuche ich keine Mustermeilensteine zu sammeln, sondern Erfahrungen und vor allem Fähigkeiten: rational-logische, soziale und auch emotionale. Zweitens habe ich festgestellt, dass mein Lebenslauf auffällt. Das kann Interesse wecken und hilfreich sein. Drittens – und das ist mir am wichtigsten – frage ich mich: Was ist der Sinn des Lebens? Was heißt „leben“ überhaupt? Ich möchte mir nicht anmaßen, eine allgemein gültige Antwort zu geben. Ich habe nur für mich persönlich entschieden, glücklich zu sein und das zu tun, was mir am meisten Spaß macht.
Die ganz neue Single von wegweiser heißt „Was wir sind“, die davor „Ich will raus“. Wie liefen die Veröffentlichungen?
„Ich will raus“ ist der erste Song, bei dem wir alles selber gemacht haben: Die Komposition, das Drehbuch, die Produktion und die Werbung. Die reine online Veröffentlichung lief sehr gut. Das Feedback war großartig. Innerhalb von drei Wochen hatten wir unsere Like-Zahlen verdoppelt, die wir vorher in drei Jahren mühsam gesammelt hatten. Das Video hat inzwischen über 18.000 Views, was für uns noch viel ist. Mit „Was wir sind“ möchten wir damit weitermachen. Ich hoffe, dass die Single noch mehr abgeht und gut für das geplante Album vorbereitet.
Was rätst Du jüngeren Studierenden?
Generell kann ich jeder/m nur empfehlen, an dem festzuhalten, was ihr/ihm am meisten Spaß macht. Ich bereue keine Sekunde, die ich in die Band gesteckt habe und werde auch in Zukunft mit der Band Musik machen. Dennoch würde ich das Studium nicht vernachlässigen, wenn daraus ja mal mehr Planungssicherheit resultieren soll. Mir hilft es, mit sehr guten Studenten befreundet zu sein. Da sehe ich Montags immer gleich, was ich nach einem Wochenende auf Tour alles nachholen muss.
(Interview: Verena Meinecke)
Mehr Informationen:
- StuStaCulum 18.-21. Juni 2014
- Wegweiser bei StuStaCulum
- Band wegweiser
- Video „Ich will raus“
- Video „Was wir sind“