Wissenschaftler analysieren Abwehrmechanismen bei Virus-assoziierten Tumoren
Komplexe Tumorkontrolle
Über 90 Prozent der Weltbevölkerung sind Träger des Epstein-Barr-Virus (EBV). Die Primärinfektion verläuft häufig symptomlos, in einigen Fällen kommt es zum Krankheitsbild des Pfeifferschen Drüsenfiebers (infektiösen Mononukleose). Daneben ist das Virus mit bestimmten bösartigen Tumoren assoziiert, betroffen sind davon insbesondere immungeschwächte Menschen, z.B. nach einer Transplantationstherapie.
T-Immunzellen sind wesentlich an der Abwehr von EBV beteiligt, da sie die zelluläre Immunabwehr vermitteln. Werden im Organismus Antigene erkannt, also körperfremde Strukturen, z.B. von Erregern, aber auch von Tumorzellen, beginnt ein Differenzierungsprozess der T-Zellen, um die verschiedenen Abwehrfunktionen auszuführen. Das Team um Dr. Stefanie Linnerbauer, PD Dr. Josef Mautner und Prof. Dr. Uta Behrends von der Klinischen Kooperationsgruppe (KKG) "Pädiatrische Tumorimmunologie" am HMGU und an der Kinderklinik Schwabing des Klinikums Rechts der Isar (TUM) hat in seiner aktuellen Studie die Eigenschaften und Funktionen tumorspezifischer T-Zellen zu EBV-assoziierten Tumoren im Tiermodell untersucht.
Welche T-Zellen sind für die Tumorkontrolle entscheidend?
Es zeigte sich, dass verschiedene Untergruppen der T-Zellen das Wachstum EBV-assoziierter Tumoren unterschiedlich beeinflussen. Unter den T-Zellen, die viruseigene Strukturen erkannten, waren solche, die eine effektive Wachstumshemmung vermittelten und andere, die das Tumorwachstum förderten. Worin sich tumorfördernde und tumorhemmende T-Zellen unterscheiden, ist noch nicht bekannt und Gegenstand aktueller Untersuchungen.
An der Tumorabwehr effizient beteiligt waren darüber hinaus aber auch T-Zellen, die gegen bislang unbekannte körpereigene Strukturen gerichtet sind. Diese körpereigenen Antigene (Autoantigene) stammen vermutlich von zellulären Proteinen, die erst nach Virusinfektion bzw. Entartung der Zellen gebildet werden. Die beschriebenen T-Zellen können somit zur Tumorabstoßung beitragen, ohne gesundes Gewebe zu schädigen.
„Die Funktion der T-Zellen in der Abwehr EBV-assoziierte Tumoren ist äußerst komplex und bislang noch nicht komplett verstanden“, fasst Studienleiterin Behrends zusammen. „Unsere Ergebnisse zeigen jedoch, dass bestimmte Eigenschaften der T-Zellen entscheidend für die Abwehrreaktion sind. Hier wollen wir ansetzen, um die T-Zell-basierten Immuntherapien zu verbessern und auch Impfstoffe zu entwickeln.“
Originalpublikation:
Linnerbauer, S. et al., Virus and Autoantigen-Specific CD4+ T Cells Are Key Effectors in a SCID Mouse Model of EBV-Associated Post-Transplant Lymphoproliferative Disorders, PLOS Pathogens (2014).
DOI: 10.1371/journal.ppat.1004068
Kontakt:
Prof. Dr. Uta Behrends
Leitung Klinische Kooperationsgruppe „Pädiatrische Tumorimmunologie“ Helmholtz Zentrums München und Kinderklinik Schwabing des Klinikums Rechts der Isar der Technischen Universität München
Kölner Platz 1
80804 München
Tel.: 089-3068-3076
E-Mail: uta.behrends @helmholtz-muenchen.de
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