Neue Radioteleskope für das Geodätische Observatorium Wettzell:
Wo liegt die Erde im Weltraum?
Genauer, stabiler und eine bessere Datenausbeute – das waren die Ziele, die sich eine internationale Gruppe von Geodäten vor acht Jahren für die Entwicklung neuer radioastronomischer Messverfahren setzte. Am Konzept, das sie erarbeiteten, waren auch Wissenschaftler des Geodätischen Observatoriums in Wettzell beteiligt. Ein wesentliches Element wurde nun heute nach fünf Jahren Bauzeit in Wettzell im Bayerischen Wald eingeweiht: die TWIN-Radioteleskope haben einen Durchmesser von 13,2 Metern.
Die TWIN-Teleskope bieten mehrere technologische Vorteile:
- Die Teleskope lassen sich sehr schnell schwenken. So können die Forscher in der gleichen Messzeit wie bislang Daten von deutlich mehr Quellen aufzeichnen.
- Eine neue Empfängertechnologie ermöglicht die Registrierung von Daten über einen breiteren Frequenzbereich. So kann zudem Störungen durch Handys ausgewichen werden.
- Dank der äußerst präzise gearbeiteten Spiegeloberfläche arbeiten die Teleskope sehr effizient.
In Kombination mit dem 20-Meter-Radioteleskop des Observatoriums können die Forscher künftig Beobachtungen anstellen, die bislang nicht möglich waren. Dabei arbeiten sie mit anderen Observatorien weltweit zusammen. Weitere TWIN-Teleskope entstehen beispielsweise in Spanien, Norwegen und Schweden.
Das wesentliche Ziel der Messungen ist die Bestimmung der Erdrotation und der Lage der Erde im Raum. Dies ist für verschiedene Einsatzgebiete entscheidend:
- Ohne die Kenntnis der Lage der Erde könnten Raumsonden nicht an ihren Einsatzort gesteuert werden.
- Das globale Koordinatensystem, das die Wissenschaftler mit den Daten erstellen können, ermöglicht Veränderungen der Erde zu beobachten – zum Beispiel einen Anstieg des Meeresspiegels.
- Ein solches Bezugssystem ist auch Voraussetzung für GPS-Navigation und Geoinformationssysteme.
An der Einweihung der TWIN-Teleskope nahmen die Staatssekretärin im Bundesinnenministerium, Cornelia Rogall-Grothe, sowie der Vizepräsident der International Association of Geodesy (IAG), Prof. Harald Schuh, teil.
40 Jahre Geodätisches Observatorium Wettzell
Das Geodätische Observatorium Wettzell ist eine der wichtigsten Einrichtungen seiner Art. Es sticht vor allem durch die Vielzahl an Messinstrumenten hervor. Als sogenannte Fundamentalstation hat es die Aufgabe, die Position eines Referenzpunktes im Weltraum mit höchster Präzision über lange Zeiträume zu vermessen. Weltweit existieren nur sechs weitere vergleichbare Observatorien.
Auslöser für die Gründung des Geodätischen Observatoriums war ein Sonderforschungsbereich der DFG, auf dessen Initiative hin das 20-Meter-Radioteleskop gebaut wurde. Der Sonderforschungsbereich ging später in die dauerhafte Forschungsgruppe Satellitengeodäsie über. An ihr sind das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG), das Deutsche Geodätische Forschungsinstitut (DGFI), das Institut für Geodäsie und Geoinformation (IGG) der Universität Bonn sowie zwei Einrichtungen der TUM beteiligt: das Institut für Astronomische und Physikalische Geodäsie (IAPG) sowie die Forschungseinrichtung Satellitengeodäsie (FESG).
Zur Feier lädt das Geodätische Observatorium Wettzell am Samstag, 27. April, von 10 bis 17 Uhr zu einem Tag der offenen Tür ein.
Weitere Informationen:
Geodätisches Observatorium Wettzell
Rotation der Erde erstmals unmittelbar gemessen
Kontakt:
Prof. Dr. Urs Hugentobler
Technische Universität München
Forschungseinrichtung Satellitengeodäsie
Tel.: +49 89 289 231 95
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