• 24.9.2012

Fahrassistenten sollen Stadtverkehr sicher und effizient machen

Autos leiten Fahrer durch die Stadt

In der Stadt müssen Autofahrer besonders viele Reize und komplexe Situationen bewältigen. Wissenschaftler und Unternehmen wollen nun im Projekt UR:BAN neue Techniken entwickeln, die sicher und effizient durch den Stadtverkehr helfen. Im Mittelpunkt der Forschung an der Technischen Universität München (TUM) steht die Frage: Wie können Autos den Fahrern sinnvolle Informationen bieten, ohne sie zu überfordern?

Trotz Stress sicher durch die Stadt - das sollen neue Fahrassistenten möglich machen. (Bild: Ralf Hettler / istcokphoto)
Trotz Stress sicher durch die Stadt - das sollen neue Fahrassistenten möglich machen. (Bild: Ralf Hettler / istcokphoto)

Hektisches Gewimmel auf großen Kreuzungen, unübersichtliche Fahrspuren, plötzlich auftauchende Fußgänger: Autofahrer müssen in der Stadt eine große Menge Informationen verarbeiten, viele Entscheidungen treffen und werden dabei auch noch ständig abgelenkt. Techniken, die Fahrern assistieren und den Verkehr managen, sind bislang jedoch vor allem für Autobahnen und Landstraßen ausgelegt. Das wollen 30 Forschungseinrichtungen, Unternehmen und Kommunen nun ändern. Im Projekt „Urbaner Raum: Benutzergerechte Assistenzsysteme und Netzmanagement (UR:BAN)“ entwickeln sie Systeme, die Autofahrern eine sichere, effiziente und stressfreie Fahrt durch die Stadt ermöglichen.

Die Unterstützung beginnt beim Vorschlag der besten Route. Im Gegensatz zu bisherigen Navigationsgeräten soll die neue Technik die Antriebsart des Autos und davon ausgehend den Verbrauch pro Strecke berücksichtigen. Unterwegs hilft das Assistenzsystem, auf der grünen Welle zu bleiben. Besonders schwierig ist dies für Lastwagen, da sie langsamer anfahren. Verkehrstechniker der TUM entwickeln deshalb die Ampelschaltungen entsprechend weiter. An Kreuzungen, beim Spurwechsel und an engen Stellen soll der Assistent Hinweise liefern, wie sich die Fahrer am besten verhalten. Bei Gefahr könnten die Autos selbstständig bremsen oder ausweichen.

Wie aber müssen diese Techniken gestaltet sein, dass sie den Fahrern wirklich helfen und sie nicht im Gegenteil noch mehr ablenken? Welche Hinweise sind wirklich wichtig? Und wie müssen diese präsentiert werden? „Manche Systeme scheinen auf den ersten Blick einfach zu bedienen. Das heißt aber noch nicht, dass die Fahrer sie auch in komplexen Situationen beherrschen“, sagt Prof. Klaus Bengler vom Lehrstuhl für Ergonomie, der das UR:BAN-Projekt „Mensch im Verkehr“ leitet. Die Forscher nehmen deshalb die verschiedenen Möglichkeiten genauer unter die Lupe, zum Beispiel akustische und optische Signale oder Vibrationen der Pedale.

Pkw, Lkw und Fußgänger begegnen sich in einer Simulation

Gleichzeitig gehen sie noch einen Schritt weiter: Die Autos sollen so intelligent werden, dass sie das Verhalten der Fahrer vorhersagen können. So könnten die Assistenten noch besser helfen, vorausschauend zu fahren sowie Kollisionen und andere Gefahren zu vermeiden. „Erkennt beispielsweise das System an der Geschwindigkeit, dass der Fahrer wahrscheinlich eine Vorfahrt missachten wird, kann es ihn frühzeitig warnen“, erklärt Bengler.

Um diese Techniken entwickeln zu können, analysieren die Forscher das Verhalten der verschiedenen Verkehrsteilnehmer. Zu diesem Zweck wollen sie erstmals Simulatoren für Pkw, Lkw und Fußgänger miteinander verbinden. „Bislang ist es noch nicht gelungen, drei Testpersonen gleichzeitig in einer Fahrsimulation einzusetzen“, betont Prof. Fritz Busch vom Lehrstuhl für Verkehrstechnik. „Wir würden so besser untersuchen können, wie sich die Personen in unterschiedlichen Situationen gegenseitig beeinflussen und welche Wirkungen die neuen Assistenzsysteme auf die einzelnen Fahrer und auf den gesamten Verkehr haben.“

Vorgestellt wird das Projekt UR:BAN heute in Berlin von Anne Ruth Herkes, Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi). Das 3. Verkehrsforschungsprogramm der Bundesregierung fördert UR:BAN bis 2016 mit rund 40 Millionen Euro. Erste Ergebnisse wollen die Partner im Frühjahr 2014 vorstellen. Die anschließenden Feldversuche finden in Düsseldorf und Kassel statt.

Projekt-Homepage

UR:BAN im Film:
Prof. Klaus Bengler erklärt das Projekt „Mensch im Verkehr“

Ansprechpartner:

Prof. Klaus Bengler
Technische Universität München
Lehrstuhl für Ergonomie
Telefon: +49 89 289 15366
E-Mail: benglerspam prevention@tum.de

Prof. Fritz Busch
Technische Universität München
Lehrstuhl für Verkehrstechnik
Telefon: +49 89 289 22438
E-Mail: fritz.buschspam prevention@tum.de

Technische Universität München

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