• 27.7.2012

TUM-Wissenschaftler entwickeln Analyse-Tool

Olympia: Die richtige Taktik für die deutschen Beachvolleyballer

Seit 1996 gehört Beachvolleyball zum festen Repertoire der Olympischen Spiele – auch 2012 in London. Bei der auf Sand gespielten Volleyball-Variante kommt es neben Schlagkraft und Reaktionsvermögen vor allem auf die richtige Taktik an. Wissenschaftler der TU München haben für den Deutschen Beachvolleyballverband ein Tool entwickelt, das erstmals bei der Olympia-Vorbereitung der Nationalteams zum Einsatz kam. „Beachscouter“ unterstützt die acht deutschen Spielerinnen und Spieler dabei, sich während des Turniers optimal auf ihre Kontrahenten einzustellen.

Situation aus einem Beachvolley-Ball-Match: Ein Spieler der polnischen Mannschaft (links) schlägt den Ball, kann das deutsche Team (rechts) abwehren?
Kritische Angriffssituation am Netz - mit welcher Taktik reagiert das deutsche Team (rechts)? Foto: Jörg Ahmann

Die Grundregeln beim Beachvolleyball sind schnell erklärt. Drei Mal dürfen die beiden Spieler eines Teams den Ball spielen, um ihn über das Netz ins gegnerische Feld befördern – idealerweise mit Punktgewinn. Für den Ablauf eines Spielzugs gibt es zahlreiche Möglichkeiten: Die Sportler können die Technik und Richtung ihrer Schläge variieren, um den Gegner auszuspielen. Dennoch gibt es auch beim Beachvolleyball typische Spielabläufe, deren Analyse sich zur Turniervorbereitung nutzen lässt. Die Auswertungen von Ballwechseln liefern Athleten und Trainern Informationen über das Spiel ihrer Gegner. Damit können sie ihre eigene Taktik entsprechend anpassen.

Für die Olympischen Spiele haben TUM-Wissenschaftler die Software Beachscouter entwickelt. Das Spiel wird gefilmt und von der Kamera direkt auf einen Tablet-PC übertragen. Noch während des Spiels gibt der Trainer erste Bewertungen ein: zum Beispiel ob ein Angriff erfolgreich war und der Ball dabei diagonal oder „longline“ gespielt wurde. Die Videoszenen lassen sich nach dem Spiel um weitere Details ergänzen. Die Software sammelt die Informationen in einer Art Suchmaschine, aus der Trainer und Athleten gezielt Spielsituationen aufrufen können. „Das Team kann sich beispielsweise alle Angriffe ansehen, die der Gegner von einer bestimmten Position mit einer bestimmten Schlagtechnik gespielt hat“, erklärt Dr. Daniel Link vom Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik. „Im nächsten Match gegen dieses Team können die Spieler ihr Abwehrverhalten darauf einstellen.“

Der Beachscouter lässt sich einfach und intuitiv über eine Touch-Oberfläche bedienen, wie man sie von Smartphones kennt. In der Bildschirmmitte werden die live-Kamerabilder eingeblendet, die Eingabefelder zur Beschreibung eines Ballwechsels sind übersichtlich links und rechts davon angeordnet. „Wir haben nur wenige Merkmale, die der Betreuer manuell eingeben muss, viele werden aus Positionen der Spieler automatisch berechnet“, sagt Link. Die Software hat Trainer und Teams bei der Olympia-Vorbereitung unterstützt und kommt auch während der Spiele zum Einsatz. Bundestrainer Jörg Ahmann, Bronzemedaillen-Gewinner bei den Olympischen Spielen in Sydney 2000, war wesentlich an der Entwicklung beteiligt und weiß: „Im Wettkampf sind die Sportlerinnen und Sportler auf sich allein gestellt – aber wir hoffen natürlich, dass unser Tool zum Erfolg der deutschen Athleten beiträgt.“

Das Beachscouter-Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Volleyball Verband durchgeführt und vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) gefördert.

Kontakt:

Dr. Daniel Link
Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik
Technische Universität München
Tel.: +49.89.289-24498
E-Mail: daniel.linkspam prevention@tum.de
www.trainingswissenschaft.sp.tum.de

 

 

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