Weiterbildungsprogramm „Fokus Patientensicherheit“ an der TU München
Von der Luftfahrt lernen: Medizin sicherer machen
Das Thema PatientInnensicherheit gewinnt in Deutschland nicht zuletzt durch die Corona-Krise massiv an Bedeutung und Aufmerksamkeit. Gleichzeitig werden Abläufe in medizinischen Einrichtungen immer komplexer; die Fach- und Führungskräfte dort müssen laufend mit herausfordernden Situationen umgehen: Schon kleine Fehler des Personals, der Technik oder bei Prozessabläufen können weitreichende Folgen haben. Das Zertifikatsprogramm „Fokus Patientensicherheit“, das am Institute for LifeLong Learning (IL3) der Technischen Universität München (TUM) angeboten wird, soll medizinische Fachkräfte im vorausschauenden Umgang mit Risiken ausbilden und die Patientensicherheit in deutschen medizinischen Einrichtungen erhöhen. Vorbild sind sogenannte Hochzuverlässigkeitsorganisationen wie die Luftfahrt.
„Um echten Wandel herbeiführen zu können, müssen wir neueste wissenschaftliche Erkenntnisse mit medizinischer Praxis verbinden. Gleichzeitig wollen wir ‚out of the box’-Denken fördern, um neue Lösungsansätze für die täglichen Herausforderungen von Fachkräften im Gesundheitswesen zu entwickeln“, sagt Prof. Dr. Claudia Peus, Vizepräsidentin für Talentmanagement und Diversity der TUM sowie Gründungsdirektorin des TUM Institute for LifeLong Learning. „Durch das Zertifikatsprogramm ist es uns gelungen, all diese Aspekte erstmalig zu verbinden. Erfahrene Partner bringen ihre jeweilige, starke Expertise ein, durch welche nun das Gesamtbild des Zertifikats ‚Fokus Patientensicherheit‘ entsteht.“
„Faktor Mensch“ steht im Mittelpunkt des Programms
Prof. Dr. Markus Schwaiger, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender am Klinikum rechts der Isar, ergänzt: „Die medizinischen Prozesse werden immer komplexer und bedürfen deshalb einer verstärkten interdisziplinären und interprofessionellen Kommunikation. Daher rückt menschliches Verhalten in den Mittelpunkt von Risikomanagement zur Optimierung der Patientensicherheit.“
Dr. Christoph Scheu, Geschäftsführer des Klinikums St. Elisabeth Straubing, betont die Relevanz des Themas: „In den USA sterben jährlich etwa eine Viertelmillion Menschen durch medizinische Fehler. Für Deutschland sind die genauen Zahlen zwar nicht erhoben, umgerechnet würde dies jedoch ca. 60.000 Menschen entsprechen – eine erschreckend hohe Zahl. Wir wollen gemeinschaftlich dazu beitragen, die Sicherheit in medizinischen Einrichtungen weiter zu erhöhen.“
Martin Egerth, Process Manager Beyond Aviation bei Lufthansa Aviation Training sagt: „Die Luftfahrt ist weltweit eines der sichersten Systeme, das sich durch die kontinuierliche Vorbereitung auf unvorhersehbare, kritische Ereignisse auszeichnet. Wir freuen uns, diese Expertise im neuen Zertifikatsprogramm auf medizinische Situationen übertragen zu können. Jede Klinik kann durch die Anwendung der Methoden und den Fokus auf den Faktor Mensch zu einer ‚High Reliability Organisation‘ werden, wie wir sie aus der Luftfahrt kennen.“
Zertifikatsprogramm startet erstmals im September 2021
Zu den Inhalten der Weiterbildung gehören Lösungsansätze zur Sicherheit im Gesundheitswesen. Die erfahrenen ReferentInnen aus Medizin, Luftfahrt und Risikomanagement stellen unter anderem erfolgreiche Konzepte aus dem „Human-Factors-Training“ der Luftfahrt vor und übertragen diese auf klinisch relevante Situationen aus dem Arbeitsumfeld der TeilnehmerInnen. In Simulationstrainings üben diese, wie gute Kommunikation auch unter schwierigen Bedingungen gelingt und Teams trotzdem konstruktiv zusammenarbeiten können.
Weitere Informationen zum Zertifikat sowie zum Anmeldeprozess sind auf der Website des TUM Institute for LifeLong Learning verfügbar.
Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Freistaat Bayern im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern. www.exzellenz.tum.de
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