„TUM Speakers Series“: Bill Gates und Bundesminister Gerd Müller diskutieren über Entwicklungspolitik
„Eigene Erfahrungen in Afrika machen“
Die „TUM Speakers Series“ wird von Studierenden für Studierende organisiert. Mehr als 10.000 Menschen wollten Bill Gates und Gerd Müller hören, sodass die Plätze im Audimax verlost werden mussten. Nicki Weber, Student der Hochschule für Politik an der TUM, stellte Bill Gates und Gerd Müller Fragen, die Studierende vorgeschlagen hatten (hier das Video auf youtube).
Bill Gates betonte, dass als Grundlage für die weitere Entwicklung Afrikas vor allem Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung und der Landwirtschaft erreicht werden müssten. Impfstoffe, die in den reichen Ländern eingesetzt werden, müssten auch in Afrika zur Verfügung stehen, um die Kindersterblichkeit zu reduzieren. Landwirte müssten Ausbildungen und besseres Saatgut bekommen.
„Euer Einfallsreichtum kann die Antworten geben“
Der frühere Microsoft-Chef rief die Studierenden auf, selbst Erfahrungen in Afrika zu machen. „Persönlich zu erleben, was in diesen Ländern geschieht, ist entscheidend. So entsteht ehrliches Engagement.“ Die kommenden Jahrzehnte seien eine wegweisende Zeit für die ganze Welt. „Euer Einfallsreichtum, Euer Verständnis von Wissenschaft, Entreprenuership und Politik kann die Antworten geben.“
Grundsätzlich sieht Gates die Entwicklung Afrikas optimistisch: „Krieg, Seuchen und Klimawandel sind in meinen Augen die einzigen drei Dinge, die den sehr positiven Trend, den viele Menschen nicht wahrnehmen, ernsthaft unterbrechen können.“
Digitalisierung eröffnet Zugang zu europäischen Universitäten
Auch Entwicklungsminister Gerd Müller betonte die Bedeutung der Wissenschaft. Die Digitalisierung eröffne neue Chancen für die Menschen in Afrika, Zugang zu europäischen Universitäten zu bekommen. Ihr Wissen sollten die Europäer nicht für sich behalten, sondern partnerschaftlich teilen.
Außerdem müsse es gelingen, dass am Beginn der Wertschöpfungskette mehr in Entwicklungsländern übrig bleibe: „Wir müssen einen Dollar mehr vom Erlös einer Jeans in Bangladesch lassen, dann können wir den Näherinnen existenzsichernden Lohn bezahlen.“ Unternehmen müssten ökologische und soziale Mindeststandards erfüllen.
Ein Elektroauto für Afrika
Vor der Veranstaltung hatten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Gerd Müller den Prototypen des „aCar“ gezeigt. Das Elektroauto hat die TUM mit Partnern in Industrie und Forschung speziell für ländliche Regionen Afrikas entwickelt. Es hat einen Elektromotor, der Solarenergie nutzt, besteht aus Materialien, die in Afrika verfügbar sind, und kann mit geringen Kosten produziert werden. Seine Basisversion lässt sich mit unterschiedlichen Aufbauten ergänzen, sodass es sowohl als Personen- als auch als Lastenfahrzeug genutzt werden kann. Mit diesen Eigenschaften soll das „aCar“ wenig verdienende Menschen in abgelegenen Regionen Afrikas mobil machen und ihnen so besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildungseinrichtungen und Wirtschaft ermöglichen.
Viele weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der TUM forschen mit afrikanischen Partnern an den großen Zukunftsthemen wie Energieversorgung, Umweltschutz und Gesundheit. Projekte gibt es beispielsweise zu nachhaltigem Wassermanagement, ressourcenschonendem Bauen und neurologischen Krankheiten. Überall spielt der Transfer der Forschungsergebnisse in konkrete Anwendungen eine große Rolle. Immer wieder reisen auch Studierende für eigene Projekte nach Afrika, im Rahmen ihrer Studiengänge wie auch ehrenamtlich. Darüber hinaus kooperiert die TUM in der Lehre mit afrikanischen Hochschulen, indem Dozenten neue Lehrveranstaltungen entwickeln.
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