Garchinger Stadtrat diskutiert Einrichtung eines Testgeländes für autonomes Fahren
Autonome Fahrzeuge auf dem Campus Garching
Während alle deutschen Hersteller mit Hochdruck an immer stärker automatisierten Fahrzeugassistenten arbeiten, dreht in den USA das medienwirksam in Szene gesetzte Google-Auto schon ganz ohne Fahrer seine Runden.
Auf abgesperrtem Gelände sind längst auch Autos deutscher Hersteller völlig autonom unterwegs. Auf öffentlichen Straßen muss aber in Deutschland aus versicherungsrechtlichen Gründen immer ein Fahrer am Steuer sitzen, der im Notfall übernehmen kann. Nun sucht das das German Innovation Lab nach einem geeignenten öffentlichen Testfeld, auf dem auch Fahrzeuge ohne Fahrer fahren dürfen.
Den Forschungscampus Garching hält die Denkfabrik in mehrfacher Hinsicht für ideal geeignet. „Erstens befindet sich das Grundstück im Besitz des Freistaats, das heißt, man ist dort Herrscher über die Verkehrsregeln“, erklärt Sprecher Siegfried Balleis, „zweitens sei in Garching die TU München mit ihrem größten Standort direkt vor Ort.“
Hinzu kommt, dass das Testgelände nahe der Autobahn A9 liegt, deren Teilstück von München bis Ingolstadt das Bundesministerium für Verkehr im Herbst 2015 als Teststrecke für hochautomatisiertes Fahren erkoren hat.
„Autonomes oder automatisches Fahren ist neben Antriebssystemen die wichtigste Herausforderung der Straßenverkehrstechnik. Dies ist auch ein wissenschaftliches Thema, weil automatisches Fahren nur mit Hilfe komplexer und zuverlässiger Sensor- und Informationssysteme gelingen kann“, sagt TUM-Präsident Wolfgang A. Herrmann. „Wir sind im weltweiten Wettbewerb um die besten Lösungen und deswegen ist es höchste Zeit, dass diese Thematik konzentriert angegangen wird. Unser Forschungscampus Garching hat dafür alle Kompetenzen.“
Fahrzeuge ohne Fahrer unterwegs auf dem Forschungscampus Garching
Autonom fahrende Fahrzeuge sind allerding nichts Neues für den Garchinger Campus. Schon im Rahmen des DFG-Sonderforschungsbereichs „Kognitive Automobile“ (TRR 28, 2006-2010) drehte ein autonom fahrender Audi Q7 seine Runden auf den Straßen des Campus.
Eine weitere Option ist das ferngesteuerte Fahren, das vor allem die versicherungsrechtlichen Fragen des autonomen Fahrens elegant umgeht. Hier ist der Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik unter der Leitung von Professor Markus Lienkamp seit 2008 aktiv. 2010 konnten Besucher der Langen Nacht der Wissenschaften sich im umgebauten Q7 des Lehrstuhls ferngesteuert fahren lassen.
2013 wurde auch für das Elektrofahrzeug Visio.M eine Fernsteuerung realisiert und im Juli der Öffentlichkeit präsentiert (hier im Video zu sehen). Auch der Innotruck, ein Kooperationsprojekt mit Siemens, besaß bereits eine Drive-by-wire-Steuerung. Diese ist die Voraussetzung, ein Fahrzeug autonom oder ferngesteuert fahren zu lassen.
Auch wenn die ersten Autos bereits ohne Fahrer unterwegs sind, bis das autonome Fahren reif ist für den Massenmarkt, ist noch eine Menge Forschungsarbeit nötig. Professor Markus Lienkamp, Inhaber des Lehrstuhls für Fahrzeugtechnik begrüßt daher die Idee der Einrichtung eines Testfelds auf dem Garchinger Campus.
Doch nicht nur in der Forschung der TU München ist das Thema höchst präsent, auch in der Lehre ist es längst angekommen: Seit 2014 bietet der Lehrstuhl für Echtzeitsysteme und Robotik der Informatik eine eigene Vorlesung "Autonomes Fahren" an.
Die Studierenden haben die Thematik ihrerseits in der Arbeitsgruppe „Phoenix Robotics“ aufgegriffen. Sie baut autonom fahrende Modellfahrzeuge und war bereits bei international besetzten Wettbewerben erfolgreich. Beim Tag der offenen Tür des Campus Garching am 22. Oktober 2016 führen sie den Besuchern ihre Fahrzeuge auf einem Parcours in der Fakultät für Maschinenwesen vor.
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