TUM Presidential Entrepreneurship Award für Dynamic Biosensors
Vom Grundlagenforscher zum Unternehmer
Wie verschiedene Biomoleküle miteinander wechselwirken, ist ein zentrales Thema in der biomedizinischen Forschung, etwa bei der Entwicklung neuer Medikamente: Wie stark binden zwei Partner aneinander, wie schnell kommt der Kontakt zustande, und wann trennen sie sich die beiden wieder? Gängige Sensoren lassen aber kaum Rückschlüsse auf die Gestalt der Bindungspartner zu. Hier setzt die switchSENSE-Technologie des Unternehmens Dynamic Biosensors an, die von Forschern am Walter-Schottky-Institut, dem Zentralinstitut der TUM für Halbleiterelektronik, entwickelt wurde.
Die Technik basiert auf synthetisch hergestellten DNA-Strängen, die wie winzige Haare auf einer Elektrode gebunden sind. Legt man eine elektrische Wechselspannung an, werden die negativ geladenen DNA-Stränge abwechselnd von der Oberfläche abgestoßen und wieder angezogen. Da die DNA-Stücke mit Farbstoffmolekülen markiert sind, lässt sich die Auf- und Ab-Bewegung sichtbar machen. In Form eines Biochips eignet sich die schaltbare DNA-Schicht, um molekulare Wechselwirkungen zu messen. Für Protein-Protein-Bindungsanalysen etwa kann der Kopf der DNA-Stränge mit einem Eiweißmolekül verknüpft werden. Bindet der passende Molekülpartner daran, verlangsamt sich die Schaltbewegung des DNA-Fadens auf charakteristische Weise und liefert so den Forschern einen kinetischen Fingerabdruck. Das Besondere an dem hochempfindlichen Messverfahren ist, dass neben dem Bindungsverhalten auch die Größe des bindenden Moleküls ermittelt werden kann.
Schnelle Unternehmensentwicklung
Das Forscherteam um die Geschäftsführer Dr. Ulrich Rant und Dr. Dirk Scholl hat Dynamic Biosensors 2012 gegründet und wird durch Fördermittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie durch ein Konsortium renommierter Business Angels bzw. Venture Capital Investoren unterstützt.
Die Jury des TUM Presidential Entrepreneurship Awards war beeindruckt von der schnellen Unternehmensentwicklung in einer Branche, in der lange Innovationszyklen die Regel sind. Faszinierend sei auch die persönliche Entwicklung der Gründer von Grundlagenforschern zu Unternehmern.
Favorisiert für den Award waren außerdem die Unternehmen NavVis und KONUX:
NavVis
Das 2013 gegründete Unternehmen NavVis entwickelt Produkte zur zentimetergenauen Kartierung und Navigation in Innenräumen für eine einfache Orientierung selbst in komplexen Gebäudeanlagen wie Werks- und Messehallen oder Flughäfen: In kürzester Zeit kartiert ein patentierter Trolley die Räume mittels Laserscannern. Gleichzeitig fertigen Kameras hochauflösende 360-Grad-Fotografien. Ein Browser-basierter Viewer ermöglicht den Nutzern auf dieser Grundlage, die Räume zu betrachten, Wege zu finden, Medien zu bestimmten Points-of-Interest aufzurufen sowie präzise Punkt-zu-Punkt-Messungen. Die nächste Produktgeneration von NavVis wird zusätzlich die Navigation via Smartphone ermöglichen. Diese visuelle Positionsbestimmung benötigt keinerlei zusätzliche Infrastruktur im Gebäude, wie zum Beispiel WLAN-Hotspots. Seit kurzem kann das Deutsche Museum dank der NavVis-Technologie online besucht werden.
KONUX
Die Gründer von KONUX haben eine berührungslose Messtechnologie entwickelt: Leuchtdioden (LED) werfen Licht auf eine Photodiode, die es in Spannung wandelt. Zwischen Lichtquelle und -empfänger nimmt eine Blende die mechanischen Eingangssignale auf. Unter Einfluss der jeweils wirkenden Kräfte verschiebt sie sich. Die Bewegung des Lichtfilters verändert die Lichtmenge, die auf die Photodiode trifft und somit das resultierende elektronische Signal. Mit diesem Prinzip hat KONUX Sensoren für unterschiedliche Anwendungen etwa im Maschinen- und Anlagenbau sowie der Prüftechnik entwickelt. Sie haben die Vorteile, sehr genau, schnell und unempfindlich zu sein. Das Team aus den Fakultäten Informatik, Wirtschaftswissenschaften, Maschinenwesen sowie Elektro- und Informationstechnik hat in diesem Jahr gegründet und arbeitet u.a. intensiv mit Siemens zusammen.
TUM Presidential Entrepreneurship Award
Die TUM hat ihren Presidential Entrepreneurship Award zum zweiten Mal verliehen. Die Auszeichnung wird an ein herausragendes Spin-off vergeben, dessen Geschäftsidee maßgeblich auf Forschungsergebnissen der TUM in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologie, Medizintechnik, CleanTech oder Life Sciences basiert. Weitere Kriterien sind ein hohes Wachstumspotenzial und eine gesicherte erste Finanzierung.
TUMentrepreneurship
Der Award ist ein Baustein der Entrepreneurship-Strategie, mit der die TU München Studierende sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für das Unternehmertum motivieren will. Die TUM fördert gemeinsam mit der UnternehmerTUM, dem Zentrum für Innovation und Gründung, Start-ups über alle Phasen der Gründung hinweg. Seit 1990 sind so aus der TUM heraus 650 Unternehmen mit heute 14.500 Arbeitsplätzen entstanden.
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