Immer größere Feuer und schwerere Brände
Klimawandel: Zunder für europäische Wälder
Wald- und Vegetationsbrände sind in Europa nichts Außergewöhnliches: Vor allem im Mittelmeergebiet breiten sich immer wieder Feuer in den trockenen Wäldern aus. Doch es treten nun zunehmend auch große Feuer im zentralen und nördlichen Europa auf, im klimatisch gemäßigteren Bereich mit den vielfältigen Laub- und Mischwäldern. Forschende der TUM stellten fest, dass die trockenen Sommer der letzten Jahrzehnte dafür entscheidend sind: „Unsere Studie ist die erste, die einen Zusammenhang zwischen Sommer-Trockenheit und Feuergröße für ganz Europa dokumentiert. Bisherige Studien, die solche Zusammenhänge für Europa untersuchten, haben sich nur auf den Mittelmeerraum beschränkt,“ erläutert Dr. Marc Grünig, Wissenschaftler am Lehrstuhl für Ökosystemdynamik und Waldmanagement der TUM und Erstautor der Studie. Durch die Veränderung der Wetterbedingungen hin zu trockenen und heißen Sommermonaten steige daher auch die Waldbrandgefahr außerhalb des Mittelmeergebiets deutlich an.
Brandzahl stagniert, dafür größere und schwerere Feuer
Grundsätzlich stagnierte die abgebrannte europäische Waldfläche in den letzten Jahren, auch die Anzahl der Feuer blieb konstant. Jedoch zeigt die Studie, dass die größten und die schwersten Feuer unter den trockensten Bedingungen auftraten. Da insbesondere große Feuer überproportional zur Waldbrandfläche beitragen und durch den Klimawandel vermehrt mit sehr trockenen Sommern gerechnet werden muss, gehen die Forschenden davon aus, dass die Waldbrandfläche in Zukunft ansteigen wird. „Die konsistente Klimasensitivität von Feuer über ganz Europa hinweg zeigt, dass Waldbrände auch in Regionen außerhalb des Mittelmeerraums zu einem der wichtigsten Waldstörungsfaktoren werden könnten,“ prognostiziert Prof. Rupert Seidl, Leiter des Lehrstuhls für Ökosystemdynamik und Waldmanagement.
Europas Brandmanagement vor neuer Herausforderung
Durch die Veränderung der Waldbrandneigung über ganz Europa wird das Brandmanagement neu gefordert sein. Insbesondere Staaten, die bisher nur mit relativ kleinen Waldbränden konfrontiert waren, werden mit der Bekämpfung schwerer und großer Waldbrände vor neue Herausforderungen gestellt. Das für die Waldbrandbekämpfung notwendige Equipment muss vorgehalten und die Ausbildung der Feuerwehrkräfte neu ausgerichtet werden. Hier sehen die Forschenden den europäischen Zusammenhalt als Lösungsansatz: „Die pan-europäische Koordination und das Teilen von Ressourcen, wie zum Beispiel beim Einsatz von Löschflugzeugen, wird in Zukunft wichtig sein. Insbesondere, wenn es gleichzeitig in verschiedenen Regionen zu großen Waldbränden kommt, wie wir das bereits im Sommer 2022 gesehen haben,“ sagt Dr. Cornelius Senf, Wissenschaftler und Letztautor der Studie.
Die Forschenden rechnen in Europa in Zukunft mit größeren und schwereren Bränden. Der Klimawandel und die ansteigende Brandgefahr erfordern eine EU-weite Forst- und Brandvermeidungsstrategie, um künftig weiteren schweren Waldfeuern vorzubeugen. Aber auch die Widerstandsfähigkeit des Waldes gegenüber Feuer hilft, die Waldbrandgefahr zu vermindern. Aktuell wird im EU-finanzierten Forschungsprojekt „Resilient forest value chains“ zu neuen Waldbaustrategien geforscht, um besser mit dem Klimawandel umgehen zu können und Waldbrände zu vermeiden.
Marc Grünig, Rupert Seidl, Cornelius Senf: Effects of summer aridity on European forest fires. Global Change Biology: https://doi.org/10.1111/gcb.16547
TUM School of Life Sciences: https://ls.tum.de
Lehrstuhl für Ökosystemdynamik und Waldmanagement: https://edfm.wzw.tum.de/
Neues Forschungsprojekt: https://resonateforest.org
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Prof. Dr. Rupert Seidl
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