Studie zur Beeinflussung des Gewichts während der frühkindlichen Entwicklung
Fischöl in der Schwangerschaft bewahrt Nachwuchs nicht vor Übergewicht
Bislang hieß es „schlechte“ Fette, insbesondere Omega-6-Fettsäuren, in der Schwangerschaft erhöhen die Bildung kindlicher Fettzellen, während „gute“ Omega-3-Fettsäuren vor Übergewicht bewahren. Am Tiermodell hatte eine Ernährung während Schwangerschaft und Stillzeit mit einer erhöhten Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren – wie sie auch in Fischölkapseln dargereicht werden – bei einer reduzierten Menge Arachidonsäure dazu geführt, dass die Nachkommen deutlich seltener übergewichtig wurden. Mit der INFAT-Humanstudie haben Wissenschaftler über einen Zeitraum von mehreren Jahren erstmals überprüft, ob dies auf den Menschen übertragbar ist und haben ihr Ergebnis im American Journal of Clinical Nutrition abschließend veröffentlicht.
„Wobei das Übertragen der Befunde von Tieren auf den menschlichen Körper immer kritisch ist“, erklärt Professor Hans Hauner, Leiter des Else-Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin der Technischen Universität München (TUM). „Es war aber ein attraktives Konzept: Hätte es sich bestätigt, könnten Mütter früh dafür sorgen, dass ihr Nachwuchs lebenslang vor Übergewicht und Adipositas bewahrt bliebe.“
Über 200 Frauen haben an der langjährigen Studie teilgenommen
208 Frauen im Alter von durchschnittlich 32 Jahren sowie einem BMI von 22 haben an der Studie teilgenommen, die vom Team des Lehrstuhls für Ernährungsmedizin der TU München durchgeführt wurde. Während die eine Hälfte sich normal ernährte, hat die andere Gruppe mit 104 Frauen ab der zwölften Woche ihrer Schwangerschaft bis zum vierten Monat ihrer Stillzeit mit einer Omega-3-betonten Diät verbracht. Dabei haben sie ihren Fleischkonsum (enthält Omega-6-Fettsäuren) deutlich eingeschränkt. Ihre Kinder wurden bis Ende des fünften Lebensjahrs jedes Jahr einmal untersucht, wodurch die INFAT-Studie die erste ist, die über einen derart langen Zeitraum valide Daten liefert.
"Wir haben die Kinder dann auf drei verschiedene Arten untersucht: Einmal wurde die Hautfaltendicke gemessen, dann kamen Untersuchungen per Ultraschall hinzu, weil das noch genauer ist", erklärt Professor Hans Hauner vom Else-Kröner-Fresenius-Zentrum der TUM – "und bei einem Teil haben wir noch Kernspintomographien vorgenommen, um das Fett in der Bauchhöhle zu messen. Das Ergebnis war am Ende negativ: Diese spezielle Ernährungsweise hatte keinen Effekt aufs Gewicht der Kleinkinder", sagt Hauner.
Damit zeigt sich, dass die früheren Befunde nicht auf den Menschen übertragbar sind und der erhoffte Nutzen einer solchen Ernährung in Frage gestellt ist, weil sich kindliche Adipositas damit wohl nicht verhindern lässt. Möglich wäre jedoch, so die Studienautoren, dass die Ernährung der Mutter in der Frühschwangerschaft zu anderen Ergebnissen führt, dazu wären jedoch weitere Studien notwendig.
INFAT: Impact of Nutritional Fatty Acids during Pregnancy and Lactation on Early Human Adipose Tissue Development
Publikation:
Brei C, Stecher L, Much D, Karla M-T, Amann-Gassner U, Shen J, Ganter C, Karampinos DC, Brunner S, Hauner H.: Reuduction of the n-6:n-3 long-chain PUFA ration during pregnancy and lactation on offspring body composition: follow-up results from a randomized controlled trial up to 5 y of age. American Journal of Clinical Nutrition 2016.
DOI: 10.3945/ajcn.115.128520
Kontakt:
Prof. Dr. Hans Hauner
Technische Universität München
Lehrstuhl für Ernährungsmedizin
Else-Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin
Gregor-Mendel-Str. 2
85354 Freising
Tel: +49/8161/ 71 – 2000
E-Mail: hans.hauner @tum.de
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