Ehrenamt in Kleiderkammer:
„Freiheit bedeutet Verantwortung“
Es ist halb zehn Uhr morgens. Vor der Kleiderausgabe der diakonia warten auf zwei Bänken schon die ersten Männer, Frauen, Kinder. Sozial Bedürftige können sich alle drei Monate hier mit dem Nötigsten ausstatten. Viele halten ihren Ausweis oder ihren Berechtigungsschein in der Hand. Es sind vor allem Flüchtlinge unter den Wartenden.
Vanessa Woods hilft diakonia-Mitarbeiterin Viviana bei der Kontrolle der Berechtigung, sie übersetzt und erklärt das Vorgehen, meist auf Englisch, nicht selten mit Händen und Füßen, immer mit strahlendem Lächeln: Es werden Nummern ausgegeben, ab zehn Uhr wird dann etwa jede Viertelstunde die Tür der Kleiderausgabe für die nächste kleine Gruppe geöffnet. Pro Kopf können fünf Kleidungsstücke und fünf Hygieneartikel mitgenommen werden. Vanessa unterstützt bei der Auswahl, berät bei den Kleidergrößen.
Einzige Bewerbung: TU München
Die junge Frau stammt aus Montego Bay im Nordwesten Jamaikas. Zwei ihrer sieben Geschwister leben noch dort, die anderen verteilen sich auf die Nachbarinsel St. Kitts, auf New York und Maryland. Ihr Vater stammt von St. Kitts. „Er kam 1981 für die Beerdigung von Bob Marley nach Jamaika, hat meine Mutter kennengelernt und ist geblieben.“
Vanessa hat in Kingston an der University of the West Indies ihren Bachelor in Biochemie und Psychologie gemacht und sich dann bei der TUM für den englischsprachigen Masterstudiengang „Nutrition and Biomedicine“ am Wissenschaftszentrum Weihenstephan beworben. Es war ihre einzige Bewerbung.
TUMsocial als Jobfinder
„Es gab keinen Plan B“, lacht Vanessa. Ihr Hauptinteresse gelte der Diabetes-Forschung, ihre eigene Familie sei von der Krankheit betroffen. Die Grundlagen-Forschung zur Entstehung, Prävention und Behandlung ernährungsrelevanter Krankheiten am WZW sei perfekt für ihre Pläne: „Ich möchte nach meinem Master in Jamaika ein Informations- und Beratungszentrum für Diabetes aufbauen.“
Sie ist im zweiten Semester. Neben dem Studium arbeitet sie als studentische Hilfskraft beim „Institute of Diabetes and Regeneration Research“ des Helmholtz-Zentrums für Gesundheit und Umwelt – und ehrenamtlich bei der Kleiderkammer. Das Hilfegesuch der diakonia hat sie auf der Plattform TUMsocial gefunden.
Wunsch: Verantwortung übernehmen
Für Vanessa ist ihr Engagement selbstverständlich, sie könne kein Geld spenden, aber Zeit. „Ich bin sehr gerne hier, es ist ein so nettes Team, das unglaublich hart arbeitet. Und von jedem Menschen, der hierher kommt, kann ich etwas lernen.“, so die gläubige Christin.
Ihr persönliches Mantra stehe im Galaterbrief (5,13): Gemäß der Mahnung von Petrus wolle sie das Geschenk der eigenen Freiheit für andere einsetzen und Verantwortung übernehmen. „Ich habe mich entscheiden können, hierher zu kommen. So viele hatten gar keine Wahl.“
Die diakonia sucht für die Sortierung wie für die Ausgabe dringend nach ehrenamtlichen Helferinnnen und Helfern in der Kleiderkammer Moosfeld. Wer mithelfen will, kann sich hier informieren
www.diakonia-fluechtlinge.de und hier im Kalender eintragen: Diakonia Spendensortierung Ost
(Barbara Link)