• 4.12.2014

Dies Academicus 2014

TUM Präsident: Großes Wachstum wird Herausforderung der nächsten Jahre

Studierendenzustrom, Raumknappheit und neue Forschungsgebiete: Diese Herausforderungen stehen im Mittelpunkt der Rede des TUM-Präsidenten Wolfgang A. Herrmann zum Akademischen Jahrestag 2014. „Wir haben inzwischen fast 38.000 Studierende – das sind doppelt so viele wie vor fünfzehn Jahren. Dieses Wachstum stellt uns in den nächsten Jahren vor große Herausforderungen – vor allem im Raummanagement und in der Lehre.“

TUM Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann hebt in seiner Rede unter anderem die TUM Alumna Samantha Cristoforetti hervor, die im November zur ISS geflogen ist. (Foto: A. Heddergott / TUM)
TUM Präsident Prof. Wolfgang A. Herrmann hebt in seiner Rede unter anderem die TUM Alumna Samantha Cristoforetti hervor, die im November zur ISS geflogen ist. (Foto: A. Heddergott / TUM)

Besonders erfreulich sei das überproportionale Wachstum der Nachfrage aus Nicht-EU-Staaten, so Herrmann weiter. Studierende aus den Staaten Asiens, Nord- und Südamerikas entscheiden sich trotz vieler anderer Optionen bewusst für die Technische Universität München, was ihre starke internationale Stellung untermauere. Die Zahl der Master- und Bachelorstudierenden im 1. Fachsemester seien zudem in den letzten fünf Jahren von rund 6.700 auf 12.000 gestiegen. Zudem kann die TUM mit 36 Berufungen in den letzten zwei Jahren – überwiegend aus erstrangigen Auslandsadressen - eine sehr erfolgreiche Zwischenbilanz ihres neuartigen Berufungs- und Karrieresystems TUM FACULTY TENURE TRACK vorweisen, betont Wolfgang A. Herrmann.

Angesichts der akuten Raumnot ist der erfolgte Beschluss für den ersten Bauabschnitt der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik in Garching dringend nötig. Der Spatenstich für die Neue Mitte („GALILEO“) auf dem Forschungscampus Garching im kommenden Februar markiert als Private Public Partnership-Großprojekt den Beginn einer weiteren wichtigen Maßnahme. Die Baumaßnahmen für das TUM Study and Residence Center in Raitenhaslach sind im Plan, die Übergabe an die TUM ist für 2016 geplant.

Ein neues Forschungs- und Lehrgebiet wird die Verbindung von Technik und Politik sein, das in der Hochschule für Politik München neu geschaffen wird, kündigte Wolfgang Herrmann an. Seit dem 1. Dezember ist die TUM auf neuer gesetzlicher Grundlage die Trägeruniversität dieser traditionsreichen Einrichtung.

Alumni, Freunde und Förderer der TUM waren auch dieses Jahr wieder zur TUM-Adventsmatinee eingeladen, die traditionell am 1. Adventssonntag stattfindet. In der Philharmonie am Gasteig präsentierte das Symphonische Ensemble München gemeinsam mit dem TUMChor und Solisten Werke von Georg Friedrich Händel, Felix Mendelssohn Bartholdy und Anton Bruckner. Dem Spendenaufruf für die TUM Universitätsstiftung (gegründet 2010) kamen zahlreiche Alumni, Freunde, Förderer und Mäzene nach. Die Stiftung dient der Talentförderung auf allen Ebenen.

Herausragende Persönlichkeiten ausgezeichnet

Zum Jahresabschluss zeichnete die TUM herausragende Forscherinnen und Forscher, verdiente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, unternehmerisch erfolgreiche Alumni sowie vielversprechende Nachwuchstalente aus.

Die Heinz Maier-Leibnitz-Medaille, benannt nach dem TUM-Physikprofessor und Nestor der deutschen Neutronenphysik, wird für außergewöhnliche wissenschaftliche Leistungen vergeben.

Prof. Dr. Gordon Cheng hat seit 2010 den damals neu geschaffenen Lehrstuhl für Kognitive Systeme an der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik unserer Universität inne. Es war gelungen, ihn aus dem renommierten National Institute of Information and Communications Technology (NICT) in Japan abzuwerben.
Mit seinem Forschungsfeld „Neuroengineering“ arbeitet er im interdisziplinären Grenzbereich zweier Gebiete, die zu den gefragtesten und kompetitivsten des Jahrhunderts zählen – Robotik und Neurowissenschaften. Prof. Cheng hat damit ein außergewöhnliches, vielleicht sogar einzigartiges Forschungsprofil. In der wissenschaftlichen Community ist er als hochkreativer Denker und einfallsreicher Erfinder bekannt.
Sein wissenschaftliches Draufgängertum rückte mit dem Projekt „Walk Again“ in das öffentliche Rampenlicht. Diese internationale Kooperation, in der Prof. Cheng die technische Umsetzung leitete, ermöglichte dem querschnittsgelähmten Juliano Pinto (29), mit Hilfe eines Gedanken-gesteuerten Roboteranzugs, eines sogenannten Exoskeletts, eine kurze Strecke zu laufen und einen Fußball zu kicken. Das war der symbolische Anstoß der Fußballweltmeisterschaft 2014 in Brasilien.
Diese beeindruckende Demonstration deutet nur an, welchen gesellschaftlichen Nutzen Prof. Chengs Forschung zukünftig haben könnte – für die Medizin, die Fertigungstechnik und darüber hinaus. Ein Beispiel hierfür ist die an der TUM entwickelte Roboterhaut CellulARSkin, die dem Exoskelett des „Walk Again“-Projekts einen Tastsinn verliehen hat. Sie wird auch in einer großen EU-Kooperation („Factory in a Day“) genutzt, damit ein sich selbst organisierender Roboter Seite an Seite mit Menschen arbeiten kann.
Prof. Cheng steht beispielhaft für die Globalisierung der Wissenschaft und für die Internationalisierung der TUM. Geboren in Macau, begann er seine Karriere in Australien und erzielte in Japan erste Forschungserfolge. Nach Gastprofessuren in den USA und in Frankreich, ist er aktuell Gastprofessor in Brasilien. In nur vier Jahren etablierte Prof. Cheng das TUM Institut für Kognitive Systeme (ICS) sehr erfolgreich, indem er dort ein weltweit führendes Forschungs- und Lehrprogramm entwickelte. Er verstärkt so das ausgeprägte Profil unserer Universität im Fachgebiet Robotik und seinen verwandten Disziplinen. Das ICS erforscht Aspekte der menschlichen Wahrnehmung an humanoiden Robotern und verbindet so Forschungsthemen aus den Bereichen Fühlen, Lernen, Handeln und Interaktion. Die ICS-Forscher kombinieren biologische Systeme wie das menschliche Gehirn und Verhalten mit ingenieurwissenschaftlichen Fragestellungen. Darüber hinaus ist Prof. Chengs Forschung darauf ausgerichtet, sich gesellschaftlichen Herausforderungen zu widmen.

Prof. Bernhard Küster gelang Jahr 2014 ein international bahnbrechender Erfolg: Er und sein Team entschlüsselten 18.100 Proteine des Menschen und damit über 90 Prozent des menschlichen Proteoms. Nahezu zeitgleich vermeldeten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der John-Hopkins University in den USA die Identifizierung von 17.200 Proteinen. Das Magazin „Nature“ veröffentlichte die beiden Arbeiten als Cover-Story - ein Beleg für die große Bedeutung dieser Forschung.
Im Fokus der modernen Proteinforschung steht der medizinische Nutzen: Zum einen stellen Proteine wichtige Angriffspunkte für neue Wirkstoffe dar, zum anderen lassen sich neue Ansätze für die personalisierte Behandlung von Krankheiten ableiten - auch auf diesem Gebiet leistet Prof. Küster wichtige Pionierarbeit: Seine Proteinprofile von Tumorzellen geben Aufschluss, wie wirksam gängige Krebsmedikamente sind - ein Ansatz, der bei der Entwicklung von Medikamenten und der individualisierten Therapie von Patienten künftig eine große Rolle spielen wird.
In Prof. Küster verbindet sich ein kreativer Forschergeist mit langjähriger Industrieerfahrung. Seinen Erfolgen liegt eine einzigartige Kombination wissenschaftlicher und technologischer Methoden zugrunde: Der innovative Einsatz der Massenspektrometrie erlaubt seiner Forschungsgruppe, das Proteom menschlicher Gewebe schnell und effizient zu kartieren. Um die Forschung auf diesem Gebiet international konkurrenzfähig voranzutreiben, hat Prof. Küster mit dem Software-Konzern SAP eine frei zugängliche Datenbank aufgebaut -  ein umfassender Katalog an Proteinanalysen, von dem die gesamte biomedizinische Forschungsgemeinschaft profitiert.
Prof. Küster steht für die Erneuerungserfolge unseres Wissenschaftszentrums Weihenstephan, wo wir viele Professuren neu ausgerichtet und etliche neu geschaffen haben. Im Jahr 2007 übernahm er den Lehrstuhl für Proteomik und Bioanalytik, seit 2010 leitet er das Department für Biowissenschaftliche Grundlagen. In diesen Funktionen hat er das transdisziplinär vernetzte Forschungsfeld der Life Sciences maßgeblich weiterentwickelt. Seine Forschungsergebnisse haben nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass unser Traditionsstandort Weihenstephan zu einem international beachteten Zentrum für die biologische Grundlagenforschung geworden ist, gleichzeitig aber auch praktische, gesellschaftlich höchstrelevante Ziele im Visier hat.

Mit der Heinz Maier-Leibnitz-Medaille würdigt die TUM den Ingenieur Prof. Markus Lienkamp, Ordinarius für Fahrzeugtechnik an der Fakultät für Maschinenwesen. Er hat entscheidend dazu beigetragen, dass sich die TU München in kurzer Zeit eine international erstklassige Reputation in der Elektromobilitätsforschung erarbeiten konnte.
Aus der VW-Forschung in Wolfsburg abgeworben, übernahm Professor Lienkamp 2007 den Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik. Begünstigt durch die forschungspolitische Schwerpunktsetzung der TUM, bündelte er rasch die vielen vorhandenen Kräfte aus den verschiedensten Fakultäten zu einer einzigartigen Kooperation, die 2011 in der vielbeachteten Präsentation des Elektrofahrzeugs „MUTE“ auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt mündete.
Zielorientiert hat er die Lehre der Grundlagen seines Faches mit der Erforschung der zukünftigen Entwicklungen der Mobilität verbunden. Er ist spiritus rector des „Wissenschaftszentrums Elektromobilität“, das eine der vier Säulen von „TUM.Energy“ bildet. Er engagiert sich bei TUM-CREATE, dem großen Mobilitätsforschungsprojekt von TUM Asia in Singapur, gefördert von der Singapore National Foundation. Dort wurde mittlerweile das Elektrotaxi EVA auf den Weg gebracht. Auch das Forschungsprojekt „Global Drive“ seines Lehrstuhls trägt zur internationalen Vernetzung bei und bringt jedes Jahr hochinnovative Mobilitätskonzepte hervor.
Durch Professor Lienkamps Einsatz ist die TUM zu einem international beachteten und weltweit sichtbaren Akteur in der Elektromobilitätsforschung geworden. So beteiligten sich am Nachfolgeprojekt von „MUTE“, dem Projekt „Visio.M“, nicht nur Unternehmen wie BMW, Daimler oder Siemens, sondern auch internationale Partner aus der Automobilzuliefererindustrie, insgesamt 16.
Die hohe Auszeichnung mit der Heinz Maier-Leibnitz-Medaille begründet sich daher nicht nur aus der hohen Ingenieurskunst, die den Laureaten kennzeichnet, sondern auch aus der Teambildungskompetenz unter Einbeziehung hochschulinterner und –externen Kompetenzen.

Die Würde eines Ehrensenators verleiht die TUM an Persönlichkeiten, die sich um die Zukunftsentwicklung der Universität in hervorragender Weise verdient gemacht haben: Dr. jur. Adalbert Weiß, Ministerialdirektor und Amtschef im Bayerischen Wissenschaftsministerium, erhält die Würde eines Ehrensenators für seinen über Jahrzehnte ununterbrochenen Einsatz für die Wissenschaft und das Hochschulwesen in Bayern. Die TUM verleiht ihm die Würde eines Ehrensenators als Förderer und Gestalter einer modernen Ermöglichungskultur im Bayerischen Wissenschaftsministerium, auf deren Basis sich die Technische Universität München inhaltlich wie strukturell richtungsweisend entwickeln konnte.

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TUM, die sich durch ein herausragendes Engagement um die Hochschule verdient gemacht haben, werden mit der Karl Max von Bauernfeind-Medaille ausgezeichnet. Sie ist benannt nach dem ersten Rektor der heutigen TU München:

Monika Menrath und Gudrun Obst für ihren unermüdlichen und professionellen Einsatz als Team des Raummanagements in Zeiten drastisch steigender Studierendenzahlen und bestehender Raumnot.

Dr. Karl Öfele, ehemals Leitender Akademischer Direktor, in Anerkennung seiner innovativen, in der wissenschaftlichen Welt erst spät erkannten Forschungsleistungen, mit denen er sich als Brückenbildner für den heutigen Erfolg der N-Heterocyclencarbene in der industriellen Katalyse erwiesen hat. Er ist auch ein Vorbild für überobligatorisches Engagement im beruflichen „Ruhestand“. Seit seiner Pensionierung vor 17 Jahren hat er zahlreiche Doktorarbeiten in der Anorganischen Chemie der TUM betreut.

Nicole Rossmann für ihr herausragendes Engagement als „Administrative Assistant“ für das Programm „Master of Science in Communications Engineering“ (MSCE), dem ersten „International Graduate Program“ der TUM (1998).

Die Johannes B. Ortner-Stiftung des TUM-Ehrensenators verleiht mit 1.000 Euro dotierte Förderpreise für herausragende Nachwuchswissenschaftler der TUM:

Maximilian Bothe, Wissenschaftszentrum Weihenstephan, für seine Masterarbeit „Histologische Untersuchung der Anatomie des Infrarotsinnesorgans der westlichen Diamantklapperschlange, Crotalus atrox“

Dipl.-Ing. Maximilian Helmreich, Fakultät für Architektur, für seine Diplomarbeit „Kunst, Kaufen, Kulinarik“

Anja Lindhorst, Fakultät für Chemie, für ihre Masterarbeit „Identifizierung aromaaktiver Verbindungen in Kiwifrüchten der Arten Actinidia deliciosa und Actinidia arguta“

Dr. med. Fabian Lohöfer, Fakultät für Medizin, für seine Doktorarbeit „Quantitative Expression und zelluläre Lokalisation von Cathepsinen in abdominalen Aortenaneurysmen“

Martina Reitmeier, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, für ihr Forschungsprojekt „Going beyond the niche – Analyzing purchasing motives of organic consumers. A laddering study on organic yoghurts”

Dr.-Ing. Katrin Runtemund, Ingenieurfakultät Bau Geo Umwelt, für ihre Doktorarbeit „Output-only measurement-based parameter identification of dynamic systems subjected to random load processes”

Im Rahmen des Ideenwettbewerbs „Academicus“, sind alle TUM-Mitglieder – vom Erstsemester über die Mitarbeiterin bis zur Alumna und dem emeritierten Professor – aufgefordert, Vorschläge zur Verbesserung des studentischen Lebens an der TUM einzureichen. Der Preis ist mit jeweils 500 Euro dotiert und wird in diesem Jahr an vier Projekte vergeben:

Diana Beyerlein, Studierende des Master-Studiengangs Applied and Engineering Physics, hatte die Idee für einen „TUM Stipendienratgeber“ von Studierenden für Studierende - ein Handbuch mit Tipps für eine erfolgreiche Stipendienbewerbung. Es soll einen Weg durch den oft unübersichtlichen Dschungel aus Stiftungen, Stipendien und anderen Unterstützungsleistungen weisen.

Anastasios Dimas, Studierender des Master-Studiengangs Communications Engineering, schlug in seinem Projekt „Knowledge visualized“ vor komplexen Lernstoff wie z.B. spezifische Algorithmen durch Grafiken, Videos etc. bildlich darzustellen und so besser verständlich zu machen. Diese Grafiken sollen dann auf einer Lernplattform allen Studierenden zugänglich gemacht werden.

David Duczek, Johannes Pecher und Florian Rödler, Studierende des Master-Studiengangs „TUM-BWL“, haben Vorschläge für neue Tutorensysteme an der TUM eingereicht. Mit „TUMtor-Social Learning“ hatten David Duczek und Johannes Pecher die Idee für eine virtuelle Plattform zum Austausch von TUM-Studenten zu Nachhilfe und Tutorfindung nach einem „ich biete/ich suche“-System. Florian Rödler schlägt vor einen virtuellen Lerngruppen- und Mentoren-Marktplatz zu erstellen, auf dem Studierende Lerngruppen erstellen und Tutoren beauftragen und bewerten können. Die Systeme sollen helfen, gezielte Nachhilfe für Studierende zu organisieren und die Teamarbeit unter den Studierenden zu fördern.

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