„Für Freising ist das Beste gerade gut genug“:
Leibniz-Institut an der TU München geht an den Start
Die Perspektiven für diese Entwicklung hatte die TUM im Jahre 2007 eröffnet, als auf Initiative von Präsident Wolfgang A. Herrmann die DFA von Garching nach Freising verlagert wurde. Gleichzeitig wurde der Lebensmittelchemiker Prof. Thomas Hofmann auf den neugeschaffenen Lehrstuhl für Lebensmittelchemie und molekulare Sensorik berufen. Hofmann lehnte damals einen Ruf an die ETH Zürich ab; er ist mittlerweile auch Geschäftsführender Vizepräsident der TUM für Forschung und Innovation. Im Rahmen ihrer Reform- und Restrukturierungspolitik berief die TUM dann auch Prof. Michael Rychlik, so dass die Lebensmittelchemie heute mit drei Lehrstühlen vertreten ist und so den größten und renommiertesten Standort der Lebensmittelchemie in Deutschland aufweist. „Es entsprach deshalb einer inneren Logik, nunmehr die traditionelle DFA, die in ihren Anfängen auf das Jahr 1918 zurückgeht, in engster Wechselwirkung mit der TUM gemeinsam zu betreiben“, begründet Präsident Herrmann den jetzt vollzogenen Schritt.
In der Lebensmittelsystembiologie treffen sich interdisziplinär die Lehr- und Forschungslinien von Chemie, Biologie, Biophysik und Bioinformatik. Der Freisinger Landtagsabgeordnete Dr. Florian Herrmann sieht darin einen großen Innovationsschub für das Wissenschaftszentrum Weihenstephan: „Deshalb habe ich mich im politischen Raum vehement für die Erhaltung und Modernisierung der ehemaligen DFA eingesetzt. Für das thematisch erweiterte Institut in Weihenstephan an der Lise Meitner-Straße wird ein 20 Mio Euro-Neubau entstehen, damit die moderne Lehr- und Forschungsprogrammatik international konkurrenzfähig umgesetzt werden kann. Für Freising ist das Beste gerade gut genug.“
Das Leibniz-LSB@TUM ist auf weitere Professuren angelegt, die im Zusammenwirken der TUM mit der Leibniz-Gemeinschaft besetzt werden. Das Jahresbudget des Instituts wird auf 7,2 Mio Euro verdoppelt.
Ein wichtiges Signal für den Neubeginn hatte unlängst das von Prof. Hofmann initiierte europäische Großforschungsprojekt „EIT Food“ gesetzt, das europaweit rd. 50 Konsortialpartner aus Wissenschaft und Wirtschaft unter Führung der TUM umfasst. „Standort und Konzept passen perfekt zusammen,“ sagt Wirtschaftsministerin Ilse Aigner, für deren Haus Ministerialdirektor Dr. Schwab als engagierter Protagonist die jetzt erreichte Zukunftslösung vorantrieb.
Systembiologie: Gewinn für die Universitätsstadt Freising
Die neugeschaffene Konstellation gilt in Fachkreisen als bedeutender Zugewinn für die Universitätsstadt Freising, vor allem in der Wirkung auf die hier verorteten Agrar-, Ernährungs- und Gesundheitswissenschaften und die Bioinformatik. „Nur in dieser interdisziplinären Aufstellung kann das hochkomplexe Wechselspiel von bioaktiven Lebensmittel-Inhaltsstoffen mit dem molekularen Regelwerk des menschlichen Körpers Zug um Zug aufgeklärt und für die Gesunderhaltung genutzt werden“, sagt der neue Direktor Prof. Thomas Hofmann. „Wir werden am Leibniz-Institut erstmals Prinzipien der Systembiologie nutzen, um eine nachhaltige Lebensmittelproduktion anzusteuern und gleichzeitig die Lebensmittelqualität im Sinne personalisierter Ernährungskonzepte zu verbessern.“
Hofmann strebt für den Standort Freising im nächsten Schritt ein „TUM Konsumenten-Forschungszentrum“ an; dort wird man in Laboratorien direkt mit Verbrauchern arbeiten. Die Forschungsgrundlagen hierfür schafft derzeit Prof. Jutta Roosen, die den Lehrstuhl für Marketing- und Konsumforschung leitet.