Neue Studierendenvertreter im Senat:
„Zuschüsse müssen die Studienbedingungen verbessern“
Welche Aufgaben habt Ihr als Studierendenvertreter im Senat?
Zarnitz: Der Senat besteht aus Vertretern der vier großen Gruppen einer Universität. Den Professoren und wissenschaftlichen Mitarbeitern, allen sonstigen Mitarbeitern und natürlich den Studierenden. Im Senat wird vor allem über Satzungen, also das juristische Regelwerk der Universität, und über Personalberufungen beraten und abgestimmt. Als Studierendenvertreter versuchen wir, hierzu die Sicht der Studierenden aufzuzeigen und ihre Interessen zu vertreten.
Kuhn: Aber wir sind natürlich nicht nur im Senat aktiv, sondern verstehen uns als Mitglieder der studentischen Vertretung, zu denen auch die Fachschaften, der Fachschaftenrat und der AStA gehören. Wir arbeiten alle zusammen. Dazu tauschen wir uns natürlich mit unseren Kommilitonen aus und stehen für Rückfragen und Anliegen immer zur Verfügung.
Wie viel Zeit beansprucht Euer ehrenamtliches Engagement?
Kuhn: Wir stoppen die Zeit natürlich nicht mit. Aber ich würde schon schätzen, dass wir in einer normalen Woche ungefähr 20 Stunden dafür aufwenden.
Zarnitz: Eine Woche vor einer Senatssitzung sind es dann wesentlich mehr – vielleicht so 50 Stunden. Es gibt sechs Sitzungen im Jahr. Eine Woche vor jeder Sitzung bekommen wir die Unterlagen.
Kuhn: Das sind in Ordern gesprochen so ein, zwei, drei dicke Aktenordner mit doppelseitig beschriebenem Papier. Die müssen wir dann in einer Woche komplett durcharbeiten und uns Anmerkungen und Statements dazu überlegen.
Wenn Ihr so viel Zeit mit Hochschulpolitik verbringt, bleibt Euch da eigentlich noch Freizeit?
Zarnitz: Naja, viel Platz bleibt nicht mehr, aber im Winter Skifahren - das muss schon sein.
Kuhn: Ich hab was für Musik übrig. Aber richtig Klavier spielen tue ich eigentlich viel zu wenig. Dafür spiele ich Fußball und dann habe ich ja auch noch meine WG, in der man immer gut kochen kann oder abends zusammen Spiele zockt. Das ist viel wert.
Ihr studiert beide im fünften Semester an der TUM. Was ist Eure Motivation, Euch zusätzlich ehrenamtlich in der Hochschulpolitik zu engagieren?
Zarnitz: Es macht einfach Spaß. Man kann etwas gestalten. Und oft sieht man das vielleicht gar nicht so sehr, aber es kommt hinten dann auch tatsächlich was dabei raus. Zum Beispiel wird im Senat über die Prüfungsordnungen entschieden. Alles was da drin steht, beeinflusst unmittelbar das Studium eines jeden Studenten. Da können wir mitwirken und so ein Studium möglichst gut studierbar machen. Man muss sich ja auch vor Augen führen, dass wir Studierende zahlenmäßig die größte Gruppe an einer Universität sind. Damit unsere Interessen nicht untergehen, engagieren wir uns.
Kuhn: Ich finde, die Hochschulpolitik ist ein wahnsinnig spannender Bereich. Wir alle haben die Verantwortung, unsere Uni mitzugestalten. Und ich bin fest davon überzeugt, dass das Mitwirken von Studierenden eine Universität nochmal weiterbringt. Im Endeffekt wollen wir ja alle das gleiche – nämlich dass unsere TU München noch besser wird.
Welche Ziele verfolgt Ihr für das kommende Jahr im Senat?
Kuhn: Da sind zum einen die Studienzuschüsse, die jetzt die Studiengebühren ersetzen. Wir bemühen uns gerade, dass das Geld auch weiterhin bestmöglich für die Verbesserung der Studienbedingungen eingesetzt wird. Dafür stehen wir in ständigem Kontakt mit der Hochschulleitung. Zum anderen wollen wir auch nicht mehr klein-klein Geld investieren, sondern Schwerpunkte setzen, die in den Fakultäten umgesetzt werden können, zum Beispiel im Bereich E-Learning.
Zarnitz: Wir unterstützen auch das sogenannte „Intelligente Lernraum Management“. Ein Pilotprojekt dazu läuft gerade in Garching-Hochbrück. Dabei soll eine Room-Finder-App den Studierenden anzeigen können, wo auf dem Unigelände gerade Plätze in Lernräumen frei sind.
Unser dritter großer Schwerpunkt ist natürlich das heikle Thema „Wohnen in München“. Daran arbeiten wir aber nicht nur zu zweit als Senatoren, sondern mit den anderen Aktiven an der TUM und mit den Studentischen Vertretungen der LMU und der HM zusammen. Für die Kommunalwahlen organisieren wir zum Beispiel Podiumsdiskussionen mit den Bürgermeisterkandidaten.
Warum würdet Ihr anderen Studenten empfehlen, sich als Studentenvertreter zu engagieren?
Zarnitz: Man lernt dadurch viele Dinge, die einem ein normales Studium niemals beibringen kann. Wie organisiere ich ein Festival? Auf welche Vorschriften muss ich achten? Im letzten Jahr hatten wir keinen PR-Referenten. Dann muss man sich selbst behelfen und auf einmal steckt man mittendrin in der Pressearbeit.
Kuhn: Man eignet sich Softskills an und lernt viel für später: Wie lassen sich 30 bis 50 Email pro Tag bearbeiten und organisieren? Man entwickelt ausgefeilte Terminkalender und To-do-Listen. Und man lernt auch Außergewöhnlicheres wie zum Beispiel einen Brief an Edmund Stoiber zu schreiben und ihn zu überreichen. Warum? Wir haben Herrn Stoiber gefragt, ob er im nächsten Jahr unser Festival TUNIX eröffnen möchte. Herr Stoiber sitzt im Hochschulrat, indem wir als Senatoren auch Mitglied sind. Auch solche Ereignisse machen die Arbeit in der Studentischen Vertretung so spannend.
Peter Kuhn (21) kommt ursprünglich aus Höpfingen in Baden-Württemberg. Dass er zum Studieren an die TUM kam, war „so eine Bauchentscheidung“. Er studiert im fünften Semester Maschinenwesen. Bereits ab dem ersten Semester engagierte er sich in der Fachschaft und später im Fachschaftenrat.
Peter Zarnitz (19) stammt aus Kaufbeuren und ist quasi an der TUM geboren, nämlich im Klinikum rechts der Isar. Für die TU München hat er sich entschieden, weil die Uni für ihn gut auf den doppelten Jahrgang vorbereitet wirkte. Er studiert im fünften Semester Informatik, engagierte sich ab dem ersten Semester als Referent für Skriptendruck in der Fachschafts-Druckerei und saß bereits im letzten Jahr als Studentenvertreter ohne Stimmrecht im Senat.
Mehr Informationen:
www.asta.tum.de
Senat der TU München