• 30.4.2024
  • Lesezeit: 4 Min.

Weiterbildungsprogramm Faculty@TUM

„Gute Führung lohnt sich“

Auf dem Weg zur Professur zählen neben Fachwissen und Kreativität vor allem Zielstrebigkeit und Leistungsbereitschaft. Dort angekommen, wartet eine neue Herausforderung: ein Team zu führen. Damit dieser Rollenwechsel besser gelingt, gibt es an der TUM das Weiterbildungsprogramm für Professorinnen und Professoren „Faculty@TUM“.

Prof. Daniel Pittich (Mitte) und sein Team bei einer Besprechung. Astrid Eckert / TUM
Offenheit und wertschätzende Kommunikation sind im Team von Prof. Daniel Pittich (Mitte) selbstverständlich.

Was bedeutet es, eine gute Führungskraft in der Wissenschaft zu sein? Diese Frage beschäftigt Daniel Pittich schon lange. Er absolvierte eine Tischlerausbildung, besuchte ein berufliches Gymnasium, studierte Lehramt an Berufsbildenden Schulen und promovierte an der Technischen Universität Darmstadt. Seinen Doktorvater hat er besonders in Erinnerung: „Er ist uns mit Wertschätzung und auf Augenhöhe begegnet“, erzählt er. „Wir hatten viel Freiraum, konnten uns bei Bedarf aber auch Feedback und Unterstützung holen.“

Offene Türen, wertschätzende Kommunikation und Anerkennung wissenschaftlicher Leistungen, auch bei der Namensnennung in Publikationen. Das gehört für Daniel Pittich – heute Professor für Technikdidaktik für das berufliche Lehramt an der TUM – zu guter Führung dazu. „Ich versuche, die Promovierenden bei ihrer Entwicklung zu begleiten, ihnen ein Mentor zu sein“, sagt er. Gar nicht so einfach bei einem Team mit mittlerweile 17 Mitarbeitenden. Zwar beschäftigt sich Prof. Pittich schon aufgrund seines Fachgebiets mit dem Thema Führungsverhalten. Dennoch: „Wenn man den wissenschaftlichen Berufsweg einschlägt, wird man in der Regel nicht auf das Thema Führung vorbereitet“, sagt er.

Studien zeigen, dass bestimmte persönliche Eigenschaften für eine wissenschaftliche Karriere hilfreich sind: Wer fundierte Fachkenntnisse mitbringt, leistungsorientiert arbeitet und alles daransetzt, die eigene Sichtbarkeit durch viele hochwertige Publikationen zu erhöhen, hat demnach bessere Chancen auf eine begehrte Professur. Ist dieser Schritt geschafft, gewinnen andere Qualitäten an Bedeutung: etwa kooperieren und zuhören zu können sowie ein Team anzuleiten und Mitarbeitende gezielt zu fördern.

Den Rollenwechsel zur Führungskraft aktiv gestalten

Um Forschende bei dieser neuen Rolle als Teamleitung zu unterstützen, hat Claudia Peus, Professorin für Forschungs- und Wissenschaftsmanagement, mit dem Team des TUM Institute for LifeLong Learning das Programm Faculty@TUM entwickelt: Es bietet unter anderem neu berufenen Professorinnen und Professoren einen Crashkurs zum Thema Führung und stellt online in einer Toolbox Tipps und kuratierte Materialien wie Leitfäden bereit. Fakultätsmitglieder können Workshops zu verschiedenen Aspekten besuchen und in der „Lunch Series“ miteinander herausfordernde Führungssituationen besprechen.

Für mich war es sehr interessant zu sehen, wie das Team meinen Führungsstil wahrnimmt. Diese Rückmeldungen nehme ich sehr ernst.

Daniel Pittich hat bereits an mehreren Workshops teilgenommen, unter anderem zum Thema Mental Health. Besonders wertvoll sei für ihn die Möglichkeit gewesen, ein persönliches Führungsprofil zu bekommen, das auf einem wissenschaftlich fundierten Verfahren beruht. Dabei wurden auch seine Mitarbeitenden um Einschätzung gebeten. „Für mich war es sehr interessant zu sehen, wie das Team meinen Führungsstil wahrnimmt. Diese Rückmeldungen nehme ich sehr ernst“, sagt Pittich. Die Erkenntnisse aus den Workshops bespricht er auch im Team: „Wir überlegen immer wieder gemeinsam: Wie wollen wir zusammenarbeiten und wie können wir uns weiterentwickeln? Weil wir das so leben, können wir auch mit Konfliktsituationen besser umgehen.“

Eine wertschätzende und harmonische Arbeitsatmosphäre ist Prof. Peus zufolge aber nur ein Vorteil guter Führung. In einer wissenschaftlichen Arbeit konnte die Psychologin zeigen, dass auch die Leistung eines Teams, also die Anzahl und Qualität wissenschaftlicher Publikationen, durch den Führungsstil beeinflusst werden. Besonders hilfreich ist dabei ein sogenannter transformationaler Führungsstil, bei dem Führungskräfte ein übergeordnetes Ziel kommunizieren, ihre Mitarbeitenden motivieren und sie auf dem Weg dorthin als Vorbild begleiten. „Diese Art zu Führen trägt dazu bei, dass jeder und jede ihr Potenzial entfalten kann und damit auch im Team Bestleistungen entstehen können“, sagt Peus. Das Konzept bildet die Grundlage für die Workshops des TUM Institute for LifeLong Learning.

„Big picture“ statt Mikromanagement

Trotz ihres vollen Terminkalenders nutzt auch Li Deng die Angebote von Faculty@TUM, etwa zu Personalgewinnung und Konfliktmanagement. Die Professorin für Prävention Mikrobieller Infektionskrankheiten lehrt und forscht an der TUM und bei Helmholtz Munich. Von den ursprünglich zwei Promovierenden und einem Postdoc ihrer ersten Forschungsgruppe ist die Zahl ihrer Mitarbeitenden auf rund 30 angewachsen, verteilt auf zwei Institutionen. „Ich versuche, in beiden Teams gleichermaßen präsent zu sein und meine Zeit entsprechend einzuteilen“, sagt sie.

Was ihr dabei hilft: Mikromanagement bewusst vermeiden, Aufgaben delegieren. „Ich vertraue den Mitarbeitenden und lasse ihnen die Freiheit, ihre Bereiche selbstständig auszufüllen.“ Und sie ergänzt: „Als Teamleiterin geht meine Rolle über das reine Management hinaus: Ich möchte meine Leute inspirieren und hinter einer Vision versammeln, einem ‚big picture‘.“ Für die Zukunft wünscht sich Prof. Deng weitere Workshops und Trainings, etwa zu den besonderen Herausforderungen für weibliche Führungskräfte oder für die mittlere Führungsebene. Diese Themen hat auch Claudia Peus im Blick, die als Vizepräsidentin der TUM für Talentmanagement und Diversity verantwortlich ist und mit dem TUM Institute for LifeLong Learning das Programm kontinuierlich weiterentwickelt. Sie ist überzeugt: „Die Investition in Führung lohnt sich – für die Forschenden und ihre Teams, aber auch für die Universität als Ganzes.“

Weitere Informationen und Links

Mit Faculty@TUM unterstützt das TUM Institute for LifeLong Learning Professorinnen und Professoren der TUM beim Umgang mit überfachlichen Führungs- und Managementaufgaben. Es bietet für diese Zielgruppe maßgeschneiderte Weiterbildungsveranstaltungen, Online-Ressourcen und Vernetzungsmöglichkeiten.

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