• 7.5.2024
  • Lesezeit: 4 Min.

Thomas F. Hofmann im Interview

„Ich möchte alle ermutigen, zu experimentieren“

Mit drei neuen Forschungsclustern geht die TUM in die Bewerbung für die nächste Förderrunde des Exzellenzwettbewerbs von Bund und Ländern. Wir haben mit Präsident Thomas F. Hofmann über den Stand der neuen Runde und die nächsten Schritte gesprochen.

Astrid Eckert / TUM
Thomas F. Hofmann beim neuen Austauschformat TUM Dialogue.

TUMcampus: Herr Hofmann, der erste Schritt für die nächste Förderrunde ab 2026 ist gemacht…

Thomas F. Hofmann: Ja, das ist ein wichtiger Schritt und auch immer ein spannender Moment. Wir freuen uns, dass wir nun aufgefordert sind, für drei neue Cluster Vollanträge einzureichen. Alle drei Cluster verfolgen ambitionierte Forschung zu besonders wichtigen Fragestellungen. Und natürlich wollen wir in der abschließenden Bewertungsrunde vollends überzeugen – dann zudem mit unseren vier bereits geförderten Clustern.

Welche Eigenschaften sind in diesem Wettbewerb um Exzellenz wichtig?

Ausdauer und Fleiß sind wichtig, denn dieser Wettbewerb ist lang – wir sind ja jetzt schon wieder mittendrin, auch wenn die aktuelle Förderperiode noch bis 2026 läuft. Daneben braucht es aber in jedem Fall Begeisterung für das Neue. Denn exzellent zu sein und sich im Wettbewerb durchzusetzen heißt, ständig Neues zu wagen und mutig zu sein. Das geht natürlich am besten in Teamarbeit. Im Grunde geht man ja mit der ganzen Universität durch so einen Wettbewerb, wir schauen als Gemeinschaft, wie wir noch besser werden können. Und ganz wichtig sind natürlich auch große Ambitionen und Weitblick: Diesen bekommt man nur dann, wenn man Lust darauf hat, sich mit anderen Hochschulen international zu vergleichen. Wenn man sich Benchmarks setzt und schaut, wo man selbst noch besser werden kann.

Wie haben Sie denn entschieden, mit welchen Forschungsclustern sich die Universität bewirbt?

Von den vier existierenden Clustern (e-conversion, MCQST, ORIGINS und SyNergy, Anm. d. Red.) gehen alle wieder ins Rennen, weil sich alle aus unserer Sicht hervorragend entwickelt haben. Bei der Auswahl von neuen Initiativen ist es in der Tat schwierig, gerade wenn man viele Ideen hat. Wir hatten dieses Mal aus der TUM 22 Ideen für neue Cluster-Initiativen bekommen. Das finde ich großartig, weil es zeigt, dass viele unsere Universität wirklich weiterbringen und etwas in ihrem Wissenschaftsgebiet erreichen wollen. Zum Vergleich: 2014 waren es um die zehn Initiativen. Eine tolle Entwicklung, wie ich finde! Umso schwieriger ist es dann, diejenigen auszuwählen, bei denen man die höchste Wahrscheinlichkeit sieht, zu gewinnen. Der Wettbewerb ist enorm. Und es ist wichtig, sicherzustellen, dass nur die mit dem größten Potenzial zum Vollantrag motiviert werden. Denn auch das kostet mindestens ein Jahr intensivster Arbeit.

Zur Abgabe eines Vollantrags ausgewählt zu sein, heißt noch nicht, dass dieser auch erfolgreich sein wird.

Genau, deshalb gehört auch viel Mut dazu. Manche schrecken vor dem großen Aufwand zurück und sagen: ‚Ich probiere es erst gar nicht, denn sonst habe ich vielleicht viel Zeit versenkt.‘ Wir sollten genau das Gegenteil tun: Wir brauchen den Mut und Pioniergeist, es trotzdem zu versuchen, und da muss auch die ganze Universität zusammenstehen und kräftig unterstützen. Genauso wie bei der Begutachtung: Dazu leisten alle – Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, nicht-wissenschaftliche Mitarbeitende, das Präsidium – einen Beitrag, dass der Cluster am Ende erfolgreich ist. Das ist ein Gemeinschaftswerk.

Wie hat es die TUM geschafft, seit fast 20 Jahren als Exzellenzuniversität erfolgreich zu sein?

Mit der Einstellung, eben immer wieder das Herkömmliche zu hinterfragen und Neues zu wagen, das das deutsche akademische System voranbringen kann. Wenn wir zurückschauen: Nach der ersten Förderrunde 2005 haben wir zum Beispiel unser TUM Institute for Advanced Study etabliert. Das war damals völlig neu. Ein paar Jahre später, 2010, wurde dann die TUM Graduate School gegründet – das war das erste Mal, dass eine deutsche Universität eine strukturierte Promotionsausbildung angeboten hat. Zwei Jahre später wurde der TUM Faculty Tenure Track eingerichtet. In der aktuellen Förderperiode gibt es unter anderem das TUM Institute for LifeLong Learning, dann das School-System. All das gab oder gibt es in Deutschland in dieser Form nicht. Wenn man dann sieht, dass nach ein paar Jahren auch andere Hochschulen unserem Beispiel folgen und unsere Elemente übernehmen – dann glaube ich, haben wir etwas richtiggemacht. Das zeigt, dass wir auch als Vorbild für eine Weiterentwicklung des akademischen Umfelds in Deutschland insgesamt wirken können, und das muss unser Anspruch sein.

Wie kann die Universität als Ganzes diesem Anspruch möglichst gerecht werden?

Indem alle gewillt sind, ihre unterschiedlichen Perspektiven auszutauschen. Ich glaube, dass wirklicher Fortschritt dann entsteht, wenn unterschiedliche Sichtweisen aufeinandertreffen und sich auch aneinander reiben, wenn die Studierenden und die Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftler und Mitarbeitenden ihre unterschiedlichen Ideen einbringen, kreative Unruhe stiften und dabei einen offenen Blick behalten und einander wertschätzen – das ist das Erfolgsrezept. Dazu gehört auch ein positiver Umgang mit Fehlern. Ich möchte alle ermutigen, zu experimentieren. Auch auf die Gefahr hin, dass man scheitert oder ein Projekt schiefgeht. Denn daraus lernen wir, was wir das nächste Mal noch besser machen können.

Exzellenzstrategie

Mit der Exzellenzstrategie unterstützen Bund und Länder wissenschaftliche Spitzenleistungen, Forschungskooperationen und die Profilbildung deutscher Universitäten. Das Programm besteht aus zwei Förderlinien: den Exzellenzclustern, das sind Forschungsschwerpunkte von meistens mehreren Universitäten, und den Exzellenzuniversitäten. Wer mindestens zwei Cluster gewinnt, kann sich in einem zweiten Schritt – mit einem Zukunftskonzept – um den Titel Exzellenzuni bewerben.

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